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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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anderen. »Tut mir leid, Colby, ich habe gar nicht daran gedacht, dass sie den Zaun nicht reparieren würden.« Erst jetzt fiel ihm ihr Gewehr auf. »Sie haben dir doch keinen Ärger gemacht, oder?«
    Colby musterte ihn über den kaputten Zaun hinweg. Charmant und aalglatt, ein Hai. Clinton Daniels hatte den furchtbaren Unfall ihres Stiefvaters bewusst zu seinem eigenen Vorteil ausgenutzt. Als sich die Krankenhausrechnungen getürmt hatten, hatte Colby mit der Ranch als Sicherheit einen Kredit aufgenommen, obwohl die Bedingungen nahezu unannehmbar gewesen waren. Sie erhaschte aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Oben auf dem Hügel stand einer von Everetts wortkargen Arbeitern neben Juan Chevez und verfolgte das Geschehen. Ohne ein Wort zu sagen, hob der Arbeiter eine Hand und winkte ihr zu.
    Colby brach in Gelächter aus. »Ist ja ein richtiges Gedränge hier draußen. Ich dachte, ich wäre ganz allein, aber hier sind genug Leute, um eine Party zu veranstalten.«
    Daniels musterte die beiden schweigenden Männer finster. »Ich finde das nicht besonders komisch, Colby. Irgendetwas stimmt nicht mit Everetts Leuten. Jeder Zweite von denen ist ein Knastbruder. Es macht mich nervös, dass sie da oben herumlungern und jeden unserer Schritte beobachten.«
    »Sie wollen bloß in Ruhe gelassen werden.«
    »Es ist für dich nicht sicher, hier draußen allein herumzureiten.« Daniels warf den Männern einen weiteren böse Blick zu. »Und diese Ausländer sind auch ziemlich schräg. Ich glaube, die führen irgendetwas im Schilde.«
    Colby griff nach den Zügeln, als Domino nervös zur Seite ausbrach. »Danke, dass du mir mein Vieh zurückgebracht hast, Clinton. Das mit dem Zaun tut mir leid. Ich lasse so bald wie möglich Material herbringen, dann gibt es keinen Ärger mehr.«
    »Vielleicht möchtest du lieber ein paar Monate warten, um dir Zeit und Kosten zu ersparen«, warf er ein.
    Colby streckte ihr Kinn vor. »Keine Sorge, du bekommst dein Geld schon.«
    »Colby« – er schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge – »soweit ich weiß, warst du bei der Bank, und sie haben einen Aufschub abgelehnt. Wie willst du ... «
    »Sie haben deinetwegen abgelehnt, Daniels. Glaub bloß nicht, ich wüsste das nicht. Und es geht dich nichts an, wie ich das Geld beschaffe. Du wirst es bekommen.«
    Er streckte einen Arm aus und griff ihr in den Zügel, um sie am Wegreiten zu hindern. »Warum bist du so ein Dickschädel, Colby? Lass die Kinder mit den Chevez' ziehen. Heirate mich. Du könntest die Ranch behalten, und alles wäre in Ordnung. Du solltest dich nicht so abschuften. Schau dich doch an, du bist blass und müde. Du hast dunkle Ringe unter den Augen. Und du hast abgenommen. Lass mich für dich sorgen.«
    Sie lenkte Domino ein Stück zurück. »Niemand nimmt meine Geschwister irgendwohin mit. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe noch zu tun.« Sie drehte um und führte ihr Pferd zurück über die Felsen, während sie ihr Gewehr wieder in den Gurt schob. Ihre Augen hefteten sich automatisch auf den Boden, um Spuren zu entdecken, und registrierten, dass Tony Harris' Pferd auf dem linken Hinterbein ein neues Hufeisen brauchte. Erst nach ein paar Minuten fiel ihr auf, dass sie keine frischen Spuren von Rindern neben den Hufabdrücken von Tonys Pferd gesehen hatte.
    Colby warf einen letzten Blick auf die hohen, zerklüfteten Gipfel und spürte wieder das vertraute flaue Gefühl in ihrer Magengrube. Sie hinkte jetzt schon hinter ihrem Zeitplan her. Als sie den Weg zur Ranch einschlug, entdeckte sie einen Geier, der träge am Himmel kreiste. Sie beobachtete, welchen Weg er nahm, und lenkte Domino herum, um dem schmalen Pfad zu folgen, der zwischen großen Felsbrocken entlang der steilen Klippen führte. Als sie an einer besonders schroffen Felsnase vorbeikam, sah sie noch mehr von den großen Vögeln. Sie sammelten sich am Fuß einer der Felswände.
    Sofort befiel sie ein furchtbares Grauen, und ihr Körper versteifte sich. Domino, der die Signale, die Colby aussandte, sofort empfing, begann, unruhig zu tänzeln. Sie biss sich auf die Unterlippe und unterzog das Gebiet einer genauen Musterung, um sicherzugehen, dass sie diesmal wirklich allein war.
    Colby ging zu Fuß weiter, da sie Dominos Reaktion auf die Vögel und den Gestank nicht traute. Das Gewehr nahm sie mit, benutzte aber ihre Pistole, um in die Luft zu schießen und die Geier zu vertreiben und Everetts Männer darauf aufmerksam zu machen, dass sie Hilfe

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