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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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mochte, jung und unbeschwert zu fühlen.
    Mit einem kleinen Seufzer ging sie durch die große Scheune zu dem winzigen Raum am hinteren Ende. Es war sehr dunkel in der Sattelkammer, die keine Fenster hatte, um die letzten Sonnenstrahlen des Tages hereinzulassen. Das Gewicht der ganzen Welt schien auf Colbys Schultern zu lasten, und sie stellte fest, dass sie leicht vornübergebeugt ging. Verärgert über sich selbst und ihr Selbstmitleid straffte Colby energisch die Schultern und machte einen Schritt in Richtung Lichtschalter.
    Eine Hand schoss an ihrem Kopf vorbei und drückte auf den Schalter. Helles Licht überflutete den Raum. Colby schnappte nach Luft und fuhr schnell herum, um den Eindringling zu sehen, obwohl ihr Körper bereits genau wusste, wer es war. Rafael. Sie hatte die Tür hinter sich geschlossen und war bei ihrem Eintreten überzeugt gewesen, dass niemand in der kleinen Kammer war.
    »Was schleichen Sie in meiner Scheune herum?«, fuhr sie ihn an und hoffte dabei inständig, dass er das laute Klopfen ihres Herzens nicht hören konnte. Aus irgendeinem Grund fing das Mal an ihrem Hals an zu pochen und zu brennen.
    Schützend legte sie eine Hand darüber, während sie zu Rafael De La Cruz aufblickte.
    Er wirkte sehr beeindruckend und beängstigend. Seine große, muskulöse Gestalt mit den breiten Schultern schien den kleinen Raum auszufüllen, bis es nur noch Rafael gab. Darüber hinaus strahlte er eine dunkle Sinnlichkeit aus, der sie sich nicht ganz entziehen konnte. Seine Augen waren voller Verheißung, voller Verlangen und Hunger. Einen Moment lang ruhte dieser heiße Blick nachdenklich auf ihrer Hand, die das Mal an ihrem Hals verbarg. Ein träges Lächeln milderte den grausamen Zug um seinen Mund, als seine schwarzen Augen auf der Pulsader verharrten, die in ihrer verletzlichen Halsbeuge hektisch pochte.
    »Ich trainiere meine Fähigkeiten«, erwiderte er leise und sanft, beinahe neckend, um ihr keine Angst zu machen. »Sie erinnern an ein wildes Tier, das im Begriff ist, die Flucht zu ergreifen.« Sie reckte ihr Kinn, eine Geste, auf die er inzwischen schon wartete.
    »Welche Fähigkeiten?«, fragte Colby argwöhnisch. Sie zitterte so stark, dass sie ihre Hände hinter dem Rücken verstecken musste, damit Rafael, dem nichts zu entgehen schien, es nicht sah. Colby verschlang ihre Finger ineinander, um sie ruhig zu halten. Es ging ihr auf die Nerven, dass sie sich immer wie das sprichwörtliche Landei benahm, wenn er in der Nähe war.
    Rafael kam einen Schritt näher, indem er leichtfüßig über den mit Stroh übersäten Boden glitt. Colby hatte unwillkürlich das Gefühl, eine riesige Dschungelkatze zu sehen, die sich lautlos anschlich. Seine schwarzen Augen wanderten besitzergreifend über ihre kleine, zierliche Gestalt. Sie wich vor ihm zurück, bis sie fast an die Wand stieß, und starrte ihn beinahe hilflos an. Ihn nur zu sehen weckte in ihr das Bedürfnis, in Tränen auszubrechen. Sie war seiner stählernen Härte nicht gewachsen. Nicht jetzt, nicht an diesem Abend. Er war überwältigend, und sie war seelisch nicht in der Verfassung, ihm Paroli zu bieten.
    »Mr. De La Cruz«, sagte sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, »ich hatte heute einen extrem schlechten Tag. Ich habe wirklich keine Lust, mit Ihnen zu streiten.«
    Sie wollte energisch klingen, das las er in ihrem Inneren. Stattdessen klang sie so unendlich müde, dass es ihm das Herz brach. Am liebsten hätte er sie sofort in seine Arme genommen und sie an seine Brust gezogen. »Das habe ich gehört«, erwiderte er mit seiner sanftesten Stimme. »Ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen zu streiten, querida.«
    Seine Augen waren nicht länger eiskalt und hart, sondern heiß und so eindringlich, dass sie das Gefühl hatte, körperlich von ihm berührt zu werden, als er seinen Blick auf sie richtete. Sein Akzent drang direkt in ihre Sinne, so tief, dass sie ihn zusammen mit ihrem Atem in ihre Lungen zog. Die Art, wie sie körperlich auf ihn reagierte, war erschreckend. Auf sein Aussehen und den Klang seiner Stimme. »Welche Fähigkeiten genau?«, wiederholte sie, einfach nur, weil sie etwas sagen musste, um die beunruhigende Elektrizität zu zerstören, die sich in der Enge der Sattelkammer aufbaute. Funken schienen zwischen ihnen zu sprühen und zu knistern und von seiner Haut auf ihre zu springen.
    Er schien sie tatsächlich zu berühren, schien mit seinen kräftigen Fingern ihre Haut zu streicheln. Seine Hände hingen entspannt

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