Verführer der Nacht
wich vor ihm zurück, drehte sich um und rannte davon, als wäre Rafael der Teufel persönlich. Sie lief über den Hof und rettete sich in die Geborgenheit ihrer Veranda. Rafael stand im Schatten, lauschte, als sie mit ihren Geschwistern sprach, und sah zu, wie sie alle ins Haus gingen. Er stand allein in der Dunkelheit. So allein, wie er es immer gewesen war. In diesem Haus gab es Farbe und Leben, Gefühle, Leidenschaft. In diesem Haus war Leben. Seine Welt. Er stand in der Dunkelheit, wo die Dämonen hingehörten, und wusste nicht, ob er die Finsternis, die sich in seinem Inneren immer schneller ausbreitete, noch kontrollieren konnte. Colby litt; sie litt an einem inneren Schmerz, einer offenen Wunde, und war völlig verunsichert. Und er wusste, dass er sie nicht so zurücklassen konnte.
Kapitel 5
R afael wartete, bis es im Haus still war. Er konnte sich nicht von Colby losreißen. Hunger peinigte ihn, und sein Körper bestand stürmisch darauf, dieses Verlangen zu stillen, aber er achtete nicht darauf. Er würde später Nahrung zu sich nehmen. Er konnte Colby jetzt nicht verlassen. Überhaupt musste er feststellen, dass er in ihrer Nähe immer mehr die Kontrolle über sich selbst verlor. Er wollte sie, sehnte sich verzweifelt nach ihr und brannte darauf, das Ritual, das sie untrennbar mit ihm verbinden würde, zu vollenden. Es war die einzige Möglichkeit, das wilde Tier, das in seinem Inneren tobte, anzuketten. Es wurde immer stärker und kämpfte ständig um die Oberhand. Rafael hatte das Gefühl, am Rande des Wahnsinns zu stehen, und er wusste, dass er drauf und dran war, in diesen Abgrund zu stürzen. Er spürte es in jedem wachen Moment. Und sein Bruder spürte es genauso. Nicolas überwachte ihn unablässig und gab ihm zusätzlich Kraft, wenn ihn das Tier zu fest im Griff hatte.
Eins nach dem anderen erloschen die Lichter, die durch die Fenster schimmerten. Rafael hörte leise gemurmelte Gutenachtworte und fühlte sich einsamer und überreizter denn je. Als er überzeugt war, dass sämtliche Hausbewohner schliefen, glitt er über den Hof und verschaffte sich durch Colbys offenes Schlafzimmerfenster Einlass.
Nahezu körperlos schwebte Rafael lautlos über den Dielenboden, ein dunkler Schatten in der Nacht. Colby schlief tief und fest. Ihr langes Haar breitete sich auf ihrem Kissen wie Flammenstreifen aus rotgoldener Seide aus. Eine Hand war zur Faust geballt, die andere ausgestreckt, als tastete sie nach etwas. Rafael beugte sich über sie und betrachtete mit hungrigen Augen das Mal an ihrem Hals. Er schob sich über das Bett und suchte unter der Decke nach ihrer Hand, während er bewusst ihre erotischen Träume nährte, um sie zu erregen und ihren Körper vorzubereiten, denn sie war noch unschuldig. Wach auf, meu a lindo amor, ich brauche dich heute Nacht bei mir.
Colby rührte sich sofort und flatterte schlaftrunken mit ihren langen Wimpern. Sie sah sehr sexy und verführerisch aus. »Bist du schon wieder da? Ich darf einfach nicht mehr von dir träumen.«
Du kannst nicht anders, wenn du weißt, dass du nur zu mir gehörst. Er ließ die Worte in ihrem Bewusstsein erklingen, um sie durch den Klang seiner Stimme nicht noch mehr einzulullen. Sie schüttelte den Kopf und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Colby sah so schön aus, dass er sich vorbeugte, um sie zu küssen. Ihre Haut war unglaublich weich, und er konnte nicht widerstehen, sie zu berühren. Rafael streckte sich ohne Eile, beinahe träge, neben ihr aus. Er hatte die ganze Nacht vor sich. Sofort spürte er die verborgene Macht der Decke, unter der Colby lag. Seine Finger ertasteten die Symbole und zogen sie sorgfältig nach. In die Muster der Decke war ein Schutz eingewebt, ein karpatianischer Schutzzauber. Wie war Colby an dieses Stück gekommen? Es war ein Kunstwerk, selten und kostbar wie die Frau, die es bewachte.
Rafael drehte sich auf die Seite und betrachtete Colby. Er musste jeden Moment in ihrer Nähe sein, solange er nur konnte. Sie war ein Lichtstrahl in seiner düsteren Welt, Sonnenschein und Lachen. Selbst die Erinnerung an diese Dinge hatte er schon vor langer Zeit verloren, aber jetzt klammerte er sich an das Licht in ihrem Inneren. Er wusste nicht, ob er je zärtliche Gefühle für jemanden gehegt hatte, doch jedes Mal, wenn er Colby ansah, spürte er etwas, das Zärtlichkeit sehr nahe kam.
Sie murmelte leise seinen Namen und streifte mit ihrem warmen Atem seinen Hals. Rafaels Penis wurde hart und fordernd, bis er leise
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