Verführer oder Gentleman? (German Edition)
verschaffen würde.“
Juliet musterte den Mann, der so kühl und nonchalant und selbstsicher vor ihr stand. „Glauben Sie das? Wie können Sie meine eventuelle Position Ihrer Geliebten so emotionslos erörtern, als wäre es ein rein geschäftliches Arrangement?“
„Weil es so ist.“ Mit den Fingerknöcheln strich er sanft über ihre erhitzte Wange. „Und weil ich so bin. Doch es gibt keinen Grund, warum wir uns nicht miteinander vergnügen sollten. Wenn ich Ihnen auch kein immerwährendes Interesse gelobe – ich finde Sie zauberhaft und hinreißend. Und zufällig mag ich Sie sehr gern. Ich schätze Ihre anregende Gesellschaft, und ich begehre Sie über die Maßen. Tiefe Liebe und gefühlvolle Ergebenheit biete ich Ihnen nicht an, aber meinen Schutz, meine Freundschaft und erotisches Amüsement. Kommen Sie schon, seien Sie vernünftig. Warum dramatisieren Sie ein schlichtes, völlig unkompliziertes Angebot?“
„Unkompliziert?“, stieß sie leidenschaftlich hervor. „Vielleicht für Sie. Nicht für mich.“
„Es ist die Chance Ihres Lebens. Das müssten Sie einsehen.“
„Muss ich?“
„Denken Sie darüber nach. Sie und ich – wir könnten einander sehr viel Freude bereiten. Was wir letzte Nacht genossen, würde sich regelmäßig wiederholen. Und das würde uns beide beglücken.“
In Dominics Augen entdeckte Juliet ein warmes Licht, und seine Stimme erinnerte sie an reine Seide. Natürlich merkte sie sofort, was er in ihr zu entfachen versuchte. Helle Wut stieg in ihr auf, nicht nur gegen ihn und sein unverschämtes Ansinnen, auch gegen sich selbst, da sein Vorschlag Erregung in ihr weckte.
Noch nie in ihrem Leben war sie so gedemütigt worden. Entschlossen steigerte sie sich in ihre Entrüstung hinein, bis sie heiße Zornesröte in den Wangen spürte. „Da ich nicht die geringste Absicht hege, diese nächtlichen Ereignisse zu wiederholen, gehören sie bereits der Vergangenheit an.“
Belustigt hob er die Brauen, ein lockendes Lächeln verzog seine Lippen. „Oh, das klingt nach einer bemerkenswerten Herausforderung, der ich mich stellen werde.“
„Das sollten Sie vergessen“, zischte sie.
„Spielen Sie nicht die Unschuld, Juliet. Ich kenne Sie besser als jeder andere Mann. Sie sind wohl kaum so naiv, um nicht zu verstehen, was ich meine. Muss ich es aussprechen? Sie können es nicht bestreiten. Allein schon der Gedanke an meine Offerte erregt Sie. Sogar sehr. Obwohl ich wahrlich genug Frauen hatte – keine seit …“ Er zögerte, und sie ahnte, an wen er sich erinnerte. An Amelia. „Keine übertrifft Ihr Talent, einen Mann zu erfreuen – und gleichzeitig sich selbst. Geben Sie bloß nicht vor, Sie hätten keine Ahnung, wovon ich rede! Das wissen Sie. Ich lese es in Ihren Augen, die verraten viel zu viel. Also, was sagen Sie?“
Als hätte er alle Zeit der Welt und keinerlei Probleme, wanderte er zum Sideboard, ergriff eine Karaffe und schenkte sich einen Brandy ein. Dann sank er in einen Ledersessel, nippte langsam an seinem Glas und wartete.
Zutiefst empört und erbost über seine dreisten Worte, starrte Juliet in sein attraktives Gesicht. Sie schluckte krampfhaft, und die äußerliche Ruhe, die sie wenige Minuten zuvor so sorgsam gewahrt hatte, verflog restlos.
„Was ich sage, Euer Gnaden?“ Ihre Stimme bebte vor Wut. „Ganz einfach – obwohl ich für Sie arbeite, sind Sie nicht mein Herr und Meister. Wir haben die letzte Nacht zusammen verbracht – eine lustvolle Nacht. Mehr haben mir jene Momente nicht bedeutet. Falls Sie etwas anderes glauben, besitzen sie ein maßlos übersteigertes Selbstwertgefühl. Für Sie war die Nacht anscheinend wichtiger, denn mit Ihrem Vorschlag hatte ich nicht gerechnet.“
„Und was haben Sie erwartet?“
„Offen gestanden – von Ihnen gar nichts. Sie verlangen von mir, mich noch unrettbarer zu entehren, als ich es selbst bereits tat. Deshalb kann ich Ihr Angebot und Ihre damit verbundenen Bedingungen unmöglich akzeptieren.“
Die langen Beine lässig ausgestreckt, nahm Dominic noch einen Schluck von seinem edlen Brandy. „Wie Sie wünschen, Miss Lockwood“, erwiderte er, als hätte er ihre Entscheidung, wie sie auch ausfallen mochte, von Anfang an nicht besonders ernst genommen.
Da ging sie zu ihm. Verächtlich schaute sie auf ihn hinab. „Mein guter, anständiger Vater lehrte mich, was falsch und was richtig ist. Nächstes Mal gebe ich mich nur im Ehebett einem Mann hin. Ganz sicher nicht im Rahmen einer schäbigen
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