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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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das alles entschuldige ich mich.“ Zum ersten Mal seit dem Beginn der Schmährede ergriff Dominic das Wort. „Wie ich gestehen muss, war dieses Verhalten meiner unwürdig.“
    Erstaunt über die Selbsterkenntnis des Dukes, runzelte Robby die Stirn. Was er erwartet hatte, wusste er nicht genau – eine Entschuldigung gewiss nicht.
    „Auch bei Juliet werde ich mich entschuldigen“, fügte Dominic hinzu.
    „Und die Anklage wegen des Diebstahls?“
    „Die ist hinfällig. Nur zwei Personen konnten die Miniaturen verschwinden lassen. Sie, Mr Lockwood, und noch jemand.“
    „Miss Howard?“
    Dominic nickte.
    „Kamen Sie gar nicht auf den Gedanken, meine Schwester zu verdächtigen?“
    „Keine Sekunde lang. Auch Sie habe ich nicht ausdrücklich beschuldigt, denn ich legte Wert auf eine unvoreingenommene Geisteshaltung.“
    „Ich nehme an, inzwischen wurden die Miniaturen gefunden?“
    „Ja. Damit ist die Angelegenheit beendet.“
    „Das erleichtert mich. Nachdem ich dem Fleet erst neulich entrann, fände ich eine Rückkehr in dieses Höllenloch äußerst unangenehm.“
    Dominic glaubte, Lockwoods Feindseligkeit würde ein wenig nachlassen. Doch dieser Eindruck täuschte, wie sich bei der nächsten Bemerkung des Besuchers herausstellte.
    „Hätten Sie Ihr Verlangen nach meiner Schwester bezähmt, müsste sie jetzt nicht befürchten, sie wäre in andere Umstände geraten.“
    Darauf hätte man ihn nicht eigens hinweisen müssen … Hin- und hergerissen zwischen Zorn und Verlegenheit, hob Dominic die Brauen. „Natürlich habe ich bereits daran gedacht, und ich verspreche Ihnen, ich würde für das Kind sorgen.“
    „Und Juliet?“
    „Auch für Juliet.“
    „Was vermutlich heißt, Sie würden meine Schwester mit einer angemessenen Summe abfinden“, fauchte Robby.
    Unheilvoll verengte Dominic die Augen. „Ich werde sie nicht heiraten.“
    „Oh, die erste ehrenwerte Äußerung, die ich von Ihnen höre! Wen immer Juliet heiraten wird, sie verdient einen Mann, der ihr respektvoll und fürsorglich begegnet – so wie die Männer ihre Frauen nach Gottes Willen behandeln sollen. Einen Mann, den sie lieben kann, der ihre Gefühle erwidert. Sie, Euer Gnaden, sind ihrer Liebe nicht würdig.“
    Mit diesen Worten traf Robby den wundesten Punkt. Dominic erbleichte. „Wo ist sie jetzt?“
    „Das geht Sie verdammt noch mal nichts an. Schicken Sie das Geld, das sie ihr schulden, an mich.“ Robby warf ein Blatt Papier auf den Tisch. „Da ist meine Adresse, ich werde ihr die Summe zustellen. Guten Tag.“
    Ohne ein weiteres Wort machte er auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Zimmer.
    Nach Robert Lockwoods Besuch sah sich Dominic Alexander Lansdowne – Duke of Hawksfield, Abkömmling eines dreihundert Jahre alten Adelsgeschlechts und Besitzer eines immensen Vermögens sowie ausgedehnter Ländereien – zu der Einsicht gezwungen, dass Juliets Bruder ihn völlig zu Recht verachtete.
    Wissentlich hatte er eine anständige, unschuldige junge Frau in den Ruin getrieben und zu allem Überfluss auch noch mit dem Vorschlag beleidigt, sie möge seine Geliebte werden.
    Weil er Trost suchte, fuhr er zu dem Haus, das seine derzeitige Geliebte Frances Parker bewohnte. Mit offenen, weichen Armen empfing sie ihn, lachte gurrend und beteuerte, wie schmerzlich sie ihn vermisst habe. Also wirklich, drängte sie ihn, in Zukunft dürfe er nicht mehr so viel Zeit auf dem Land verbringen, weit von ihr entfernt.
    Bis vor wenigen Wochen hatte Dominic ihre verführerische, kehlige Stimme und ihre sinnliche Schönheit genossen. Aber wie er plötzlich feststellte, ließ sie zu wünschen übrig. Ihren Augen fehlte ein gewisser dunkler, warmer Glanz. Sie warf ihm keine freimütigen, abschätzenden Seitenblicke zu. Und sie bebte nicht in seinen Armen, erfüllt von scheuen, langsam erwachenden Emotionen, die sie nicht verstand. Nein, Frances war zu geübt, zu eifrig bemüht, ihn zu befriedigen, zu verfügbar. Nun, dafür bezahlte er sie ja auch. Niemals forderte sie ihn eigensinnig heraus. Sie war weder klug noch humorvoll. Und sie hatte ihn niemals Euer Gnaden genannt.
    Sie war nicht Juliet.
    Und so verließ er Frances. In sein stattliches leeres Haus zurückgekehrt, schenkte er sich einen Whisky ein, dann noch einen. Aber der Alkohol betäubte den Schmerz nicht, den allein schon der Gedanke an Juliet heraufbeschwor.
    Verzweifelt peinigte er sich mit der Erinnerung, wie sie sich geweigert hatte, seine Geliebte zu werden – und wie grausam er

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