Verführer oder Gentleman? (German Edition)
ich kann sie nicht heiraten!“, stöhnte er.
„Warum nicht?“
„Weil …“ Ausnahmsweise fehlten ihm die Worte.
„Was wolltest du sagen? Dass sie aus den falschen Kreisen stammt?“
Plötzlich spannte sich sein ganzer Körper an, und er verzog sein Gesicht zu einer zynischen Maske. „Nicht nur aus den falschen Kreisen, sie entstammt dem Nirgendwo!“
„Spielt das wirklich eine Rolle, Dominic? Sie würde dich glücklich machen. Das weiß ich.“
„Die Gesellschaft würde sie niemals akzeptieren.“
„Mittlerweile nimmst du eine gesicherte gesellschaftliche Position ein und solltest dich über altmodische Vorurteile hinwegsetzen.“
„Bitte, widersprich mir, wenn ich mich irre, Cordelia. Aber du hast früher sehr großen Wert auf die aristokratische Herkunft meiner künftigen Gemahlin gelegt.“
„Nun, ich habe meine Ansichten geändert. Und seit wann interessiert es dich, was die Gesellschaft von dir hält? Du hast den Klatschbasen wahrlich genug Gesprächsstoff geliefert.“
„An mich selbst denke ich nicht.“
„Oh, zum ersten Mal!“
Dominic warf seiner Schwester einen ärgerlichen Blick zu. Dann seufzte er, und seine Stimmung milderte sich. „Wenn Juliet bösartigen Zungen zum Opfer fiele – das würde sie nicht verkraften. Wie das wäre, hat Geraldine ihr bereits klargemacht. Die gesellschaftlichen Vorurteile würden Juliet von allen respektablen Aktivitäten des ton ausschließen, die Klatschpresse würde sie in der Luft zerreißen und behaupten, sie hätte mit List und Tücke einen steinreichen Duke eingefangen. Diese Tortur möchte ich ihr ersparen.“
„So, so …“ Ein zufriedenes Lächeln umspielte Cordelias Lippen. „Höre ich endlich die Englein singen? Allem Anschein nach hat es dich erwischt, mein lieber Bruder.“
„Denk, was du willst. Jedenfalls werde ich richtig handeln.“ Dominic stellte sein Whiskyglas beiseite. Er starrte an seiner Schwester vorbei und dachte an Juliet.
In seiner Fantasie erschien sie, wie sie vor ihm gestanden hatte, so tapfer, so stolz, so schön. Und wie sie ihn nach dem Liebesakt angeschaut hatte, die Augen voller unschuldiger Leidenschaft … Reumütig entsann er sich, wie sie ihn mit ihren zauberhaften Reizen um den Verstand gebracht hatte. Seit ihrer Abreise beherrschte sie alle seine Gedanken und Gefühle. In seinem Haus hätte sie einen sicheren Hafen finden müssen, einen Ort, wo sie leben und arbeiten konnte, unbehelligt von irgendwelchen Leuten. Und die größte Gefahr war er selbst gewesen – ihr Arbeitgeber. Qualvoller Selbstekel schnürte ihm die Kehle zu.
„Wie schlecht ich sie behandelt habe, weiß ich“, gestand er. „Und ich werde einen Weg finden, um es wiedergutzumachen.“
„Indem du sie heiratest“, entschied seine Schwester. „Das wäre am besten.“
„Verdammt, Cordelia“, stieß er heiser hervor, „es ist unmöglich!“
Obwohl er seinen Standpunkt so hartnäckig vertrat, lächelte sie.
Nach der Enttäuschung ihres Bruders über Amelias Betrug war Cordelia keiner einzigen Frau an seiner Seite begegnet, die so tiefe Emotionen in ihm erregt hätte wie Juliet. Noch lag das Ziel in weiter Ferne. Trotzdem zweifelte sie nicht am Erfolg ihrer Bemühungen. Bald würden sich ihre Wunschträume in Wirklichkeit verwandeln. „Aber du willst auch nicht auf sie verzichten. Da sie die Position deiner Geliebten ablehnt – was wirst du unternehmen?“
„Ja – was, Cordelia? Was immer ich entscheiden werde, erst einmal muss ich sie finden.“
Den restlichen Tag und die ganze Nacht verbrachte Dominic mit einem seelischen Konflikt. Zweifel und Verwirrung kämpften in ihm. Und das alles hing mit einer Frau zusammen, die er nicht aus seinen Gedanken verbannen konnte, so entschlossen er das Vergessen auch anstrebte.
Er musste nur mit dem Finger schnippen, und die meisten Frauen, die er kannte, standen ihm zur Verfügung. Dazu zählten die schönsten Aristokratinnen in London und außerhalb der Hauptstadt. Keine Einzige hatte ihn beeindruckt. Nur eine gewisse junge Dame mit leuchtenden dunklen Augen und dichtem kastanienbraunem Haar, erfüllt von Herzenswärme, Ambitionen und Idealen … Sie allein würde das Eis in seiner Brust vielleicht auftauen.
Bedrückt seufzte er. Auf dieser Welt loderten zu wenige Flammen, die dieses Eis schmelzen und das entfachen könnten, was er in den goldenen Tagen der Jugend für Amelia empfunden hatte – tiefe, leidenschaftliche Liebe. Und selbst wenn es anders wäre – er durfte
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