Verführer oder Gentleman? (German Edition)
sich einen Brandy ein. „Das muss ich mir nicht anhören.“
„Nein, du musst es nicht, aber du wirst es tun.“ Entschlossen folgte sie ihm. Ein Blick in sein Gesicht genügte ihr, um zu erkennen, dass sie die Wahrheit erraten hatte. Empört herrschte sie ihn an: „Wie bitter du mich enttäuschst! Bist du wirklich der Wüstling, für den die Klatschbasen dich halten? Du stehst in einem miserablen Ruf, den du offensichtlich verdienst. Überaus bequem muss es für dich gewesen sein, die schöne, begehrenswerte junge Miss Lockwood unter deinem Dach zu wissen“. Und jetzt … Wenn du auch nur einen Funken Anstand besitzt, wirst du ihr folgen und alles wiedergutmachen – wenn sie es erlaubt! Denn ich fürchte, sie wird dich zum Teufel schicken.“
„Das tat sie bereits – nachdem ich ihr vorgeschlagen hatte, meine Geliebte zu werden.“ Mit dieser rüden Wortwahl wollte er seine Schwester erschrecken, was ihm gelang.
Entsetzt rang sie nach Luft, ihre Wangen färbten sich kalkweiß. „Wie herzlos du bist, Dominic! Alles, was sie dir bieten konnte, hast du genommen – und dann ihre Demütigung auch noch mit einem abstoßenden Angebot vollendet. Musstest du das arme Mädchen dermaßen kränken?“
„Was durfte Miss Lockwood denn erhoffen? Eine Heirat?“ Er starrte seine Schwester an und blinzelte verblüfft. Genau das schien sie zu wünschen. „Wenn ich sie heiraten wollte, hätte ich sie darum gebeten“, erläuterte er in scharfem Ton.
„Stattdessen hast du ihr in deiner üblichen arroganten Art die Position deiner Geliebten offeriert. Hast du auch erwähnt, du würdest sie in einem hübschen kleinen Haus einquartieren und mit Juwelen und teuren Kleidern überschütten? Schande über dich, Dominic!“, schimpfte Cordelia, als seine Miene bekundete, er habe genau das getan. „Und wegen deines miserablen Charakters verstehst du Juliets Ablehnung nicht.“ Sie lachte bitter. „Also habe ich mich nicht in ihr getäuscht. Von Anfang an mochte ich sie. Und ich merkte auch, wie sehr du sie begehrtest. Natürlich zu deinen Bedingungen. Etwas anderes wäre gar nicht infrage gekommen.“
„Anscheinend genießt du die Situation, Cordelia, das freut mich“, höhnte er. „Aber ich fände es wunderbar, wenn du die Dinge ausnahmsweise einmal mit meinen Augen sehen würdest!“
„In diesem Fall stehe ich voll und ganz auf Juliets Seite. Sie ist eine stolze Frau mit Prinzipien. Natürlich erwartet sie mit Fug und Recht eine bessere Behandlung. Du begehrst sie, du fühlst dich zu ihr hingezogen. Für diese Schwäche hasst du dich selbst. Trotzdem kannst du dich nicht beherrschen. Wenn du Juliets Verachtung wecken wolltest, hast du genau die richtigen Mittel und Wege gewählt.“
Dominic hob die Brauen. „Warum mischst du dich ständig in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen?“
„Weil Juliet mir viel bedeutet, geht mich ihr Schicksal sehr wohl etwas an. Sie ist eine ungewöhnliche, entzückende junge Frau mit charmanten Manieren, umgänglich, eine anregende Gesprächspartnerin und hochintelligent, außerdem bildschön und geistreich. Das kannst du nicht bestreiten. Zweifellos ein einzigartiges Mädchen.“
„Ich widerspreche dir ja gar nicht“, murmelte er und erinnerte sich an Juliets Fähigkeit, eben noch wie eine Dame auszusehen und im nächsten Moment wie ein süßes, unschuldiges Kind. „Aber sie arbeitet nicht mehr für mich.“
„Leider. Du hast sie zu grausam erniedrigt. Vermutlich wird sie dir nie verzeihen. Jetzt kannst du deinen Triumph auskosten oder sie suchen.“
Dominic zog die Brauen zusammen. „Und was dann?“
„Bitte sie um ihre Hand.“
Mit diesen Worten erschreckte sie ihn sichtlich. Entgeistert blinzelte er und schien am Verstand seiner Schwester zu zweifeln. „Was hast du gesagt?“
„Du sollst sie heiraten. Wann dich eine junge Dame zum letzten Mal derart aufgeregt hat, weiß ich gar nicht mehr. Du musst endlich aufhören, die Frauen nur als Bettgefährtinnen zu betrachten. Höchste Zeit für eine ernsthafte Beziehung! Amelia ist tot. Ja, sie hat dich betrogen, deinen männlichen Stolz verletzt und dich im Kreis deiner vermeintlichen Freunde lächerlich gemacht, als sie dich vor dem Traualtar stehen ließ. Aber das geschah vor acht Jahren, und das Leben geht weiter. Du kannst der Vergangenheit nicht bis zu deinem letzten Atemzug nachtrauern. Nach meiner Meinung ist Juliet ganz anders als Amelia, und sie wäre eine wundervolle Ehefrau.“
„Verdammt, Amelia,
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