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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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sie verspottet hatte. Schließlich verbannte er jene Szene aus seiner Fantasie und bevorzugte die süßere Qual der Visionen vom Geplänkel am Rand des Weizenfelds und auf dem Jahrmarkt am Tag des Hindernisrennens. Glasklar konnte er sich Juliets schönes Gesicht vorstellen, damals im Garten seiner Schwester während der Soiree. Sanft gerötet, in unschuldiger Erwartung des Ereignisses, das auf sie zugekommen war … Und dann hatte sie sich an ihn geschmiegt, seinen Kuss mit naiver Leidenschaft erwidert und sich so warm an seiner Brust angefühlt, so wunderbar und liebevoll.
    Die Augen geschlossen, verfluchte er sich, weil er ein Narr gewesen war und sie hatte gehen lassen. Hätte er ihr bloß versichert, dass er ihren Bruder nicht für einen Dieb hielt! Vielleicht wäre sie dann immer noch in Lansdowne House, wenn er zurückkehrte … Andererseits – hatte sie nicht betont, sie sei bereits zur Kündigung entschlossen gewesen, als er ihr vorschlug, seine Geliebte zu werden?
    Hilflos knallte er das Whiskyglas auf den Tisch und fuhr zu seinem Klub. Was er Juliet angetan hatte, würde er niemals wiedergutmachen können. Aber wenn er sie fand, wollte er sich wenigstens bei ihr entschuldigen, so wie er es ihrem Bruder versprochen hatte.
    Am Tag nach seiner Konfrontation mit Juliets wütendem Bruder traf Lady Pemberton in seinem Londoner Haus ein.
    Ihre gute Freundin Lady Howard, Geraldines Mutter, hatte ihr von Juliet Lockwoods plötzlicher Kündigung erzählt. Nun wollte sie herausfinden, was geschehen war. Verstört folgte sie einem Lakaien zum Arbeitszimmer, wo ihr Bruder über einigen Zahlenreihen brütete, trat ein und kam sofort zur Sache,
    „Dominic, ich habe gehört, Juliet sei aus Essex abgereist“, begann sie.
    „Ja, das stimmt, Cordelia“, bestätigte er, ohne aufzublicken.
    „Und wohin ist sie gefahren?“, fragte sie und bemühte sich vergeblich, ihre Ungeduld zu zügeln.
    „Wie soll ich das wissen?“ Immer noch über den Schreibtisch gebeugt, zuckte er die Achseln. „Wahrscheinlich zu ihrem Bruder.“
    „Würdest du mir erklären, warum?“
    Seufzend legte er den Federkiel beiseite und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Seine Schwester würde ihm keine Ruhe lassen, ehe er sie informierte. Und so akzeptierte er sein Schicksal. In knappen Worten berichtete er von den verschwundenen Miniaturen und dem anfänglichen Verdacht gegen Juliets Bruder.
    „Wie lächerlich!“, rief Cordelia. „Nur für dich und mich sind diese Bildchen kostbar. Weil Mr Lockwood eine Zeit lang im Fleet saß, muss er kein Dieb sein. Ich kenne sehr viele ehrbare Gentlemen, die wegen ihrer Schulden im Gefängnis gelandet sind. Außerdem würde er wohl kaum eine respektable Position seiner Schwester riskieren, indem er ihren Arbeitgeber bestiehlt.“
    „Mittlerweile sind die Miniaturen aufgetaucht, er hat sie nicht entwendet.“
    „Oh, das erleichtert mich maßlos! Wo hast du sie gefunden, Dominic?“
    „Sie sind wieder da. Mehr sage ich nicht. Ich ziehe es vor, diese Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.“
    „Natürlich musst du tun, was du für richtig hältst. Vergessen wir die Miniaturen. Um Juliet sorge ich mich viel mehr.“
    „Sie ist aus eigenem Antrieb weggefahren.“
    „Sehr bedauerlich …“ Cordelia konnte den wachsenden Groll gegen die Haltung ihres Bruders, die ihr wie mangelndes Interesse erschien, nicht verhehlen. „So wohl hat sich diese schöne junge Frau in Lansdowne House gefühlt und ihre Arbeit in der Bibliothek geliebt. Offenbar wurde sie von dir in eine unmögliche Lage gebracht und sah sich zur Kündigung gezwungen.“
    Dominic schob seinen Stuhl zurück, stand auf und ging zum Fenster. Blicklos starrte er hinaus. „Sorge dich nicht. Miss Lockwood ist klug und tüchtig. Sicher wird sie bald eine neue Stellung finden – oder einen Ehemann.“
    Weil Cordelia ihn kannte, wusste sie Bescheid. Äußerlich wirkte er ruhig, innerlich kochte er. „Und welche Rolle hast du persönlich bei ihrer überstürzten Abreise gespielt?“
    Da fuhr er herum. „Was soll das heißen?“
    „Sag du es mir, Dominic!“, verlangte sie, trat an seine Seite und musterte sein Profil. „Dahinter steckt mehr, als du mir verraten willst, das spüre ich. Und meine Gefühle trügen mich niemals. Was hast du ihr zugemutet, abgesehen von der Beschuldigung gegen ihren Bruder? Hast du sie verführt, um bei deinen Gewohnheiten zu bleiben?“
    „Verdammt, Cordelia!“, stieß er hervor, ging zum Sideboard und goss

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