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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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ich zu schätzen.“
    „Ich suche gerade eine neue Stellung – außerhalb von London.“
    „In letzter Zeit warst du in Lansdowne House tätig, auf dem Landsitz des Duke of Hawksfield.“
    „Nur ein paar Wochen. Ich habe seine Bücher katalogisiert.“
    „Sicher verlangt er einiges von seinen Angestellten.“
    Juliet nickte. „Sogar sehr viel. Kennst du ihn?“
    „Gelegentlich sah ihn. Ich kenne seine Schwester, Lady Cordelia Pemberton – eine nette, liebenswerte Dame, die ihre Meinung stets freimütig äußert. So etwas gefällt mir.“
    „Ja, ich mag sie auch.“ Nach einer kurzen Pause fügte Juliet hinzu: „Ich … weiß nicht, ob dieser Besuch meine Mutter stören würde. Infolge deines Verhaltens kenne ich dich nicht. Für mich bist du ein Fremder.“
    „Das möchte ich ändern, Juliet. Nun möchtest du vermutlich eine Tasse Tee trinken.“
    Die Tür schwang auf, und Juliet drehte sich um. Als wäre Hewitt ein Hellseher, trug er ein Tablett voller Erfrischungen herein und stellte es auf den kleinen Tisch zwischen seinem Herrn und dessen Enkelin.
    „Danke.“ Juliet schenkte dem alten Butler ein scheues Lächeln, das er mit einer kleinen Verbeugung erwiderte, bevor er sich zurückzog.
    „Wärst du so freundlich, den Tee einzugießen?“, bat der Earl.
    „Natürlich.“
    Sie schwiegen, während Juliet das vertraute Ritual vollführte und die Tassen füllte. Wie aufmerksam der Großvater jede einzelne ihrer Bewegungen beobachtete, entging ihr nicht.
    Doch sie konnte nicht ahnen, welch liebevoller Stolz sein Herz erfüllte, als sie ihm seine Tasse reichte.
    Inständig hoffte Edward, diese schöne junge Frau würde sein Erbe antreten. Die Nachricht von Louisas Tod hatte ihn sehr schmerzlich getroffen. Schon damals hätte er Verbindung mit seiner Enkelin aufgenommen, wäre er nicht vor einer Begegnung mit ihrem Vater zurückgeschreckt. Trotz all der Jahre widerstrebte es ihm immer noch, dem Mann gegenüberzutreten, der ihm die geliebte Tochter weggenommen hatte. Bis er von Lockwoods Tod erfuhr, dauerte es eine Weile. Erst danach schickte er Juliet einen Brief.
    Jahrelang hatte Louisa sich geweigert, seine Wünsche zu erfüllen, und trotzig gegen ihn aufbegehrt. Jeder andere Vater wäre über dieses Verhalten erzürnt gewesen. Aber Edward hatte es für einen Beweis unbeugsamen Stolzes und eisernen Willens gehalten – der Wesenszüge, die alle Mitglieder der Familie auszeichneten – und das Mädchen gewähren lassen.
    Allerdings prallte jene Willenskraft in diesem Moment gegen seine eigene, denn er erkannte in Juliet die gleiche feste Entschlossenheit wie in ihrer Mutter.
    Fast alles würde er tun, um zu erlangen, was er sich am inbrünstigsten wünschte – die Liebe und die Vergebung seiner Enkelin, ihren Respekt und ihr Verständnis. Vor allem hoffte er auf ihre Bereitschaft, ihm den schwersten Fehler seines Lebens zu verzeihen. Zu lange hatte er gewartet, um ihn zu akzeptieren, denn seine geliebte Louisa war gestorben. Nun wollte er Juliet in seine Obhut nehmen, mit ihr nach Schottland reisen, zu seinem Landsitz Fairfax Hall und sie kennenlernen. Diese gemeinsame Zeit würde er in vollen Zügen genießen und in seinem Herzen Erinnerungen sammeln – für die langen, leeren Jahre, die vor ihm liegen mochten, falls sie beschließen sollte, ihn zu verlassen.
    Plötzlich hörte er sich gestehen: „So schmerzlich habe ich deine Mutter vermisst. Als sie durchbrannte, brach mir das Herz. Was zwischen uns geschah, bedaure ich zutiefst. Aber du musst begreifen, wie schwer es mir fiel, ihre Flucht hinzunehmen. Meine einzige Tochter, die ich innig liebte, in die ich so große Hoffnungen setzte, rannte davon und heiratete einen fast mittellosen Mann, den Vater eines kleinen Sohnes.“
    „Seine erste Frau war gestorben“, betonte Juliet. „Natürlich hatte er sie nicht verlassen.“
    „Das weiß ich.“
    „Die lange Trennung wäre nicht nötig gewesen. Hättest du dich mit der Situation abgefunden, wäre meine Mutter nicht weggelaufen.“
    Langsam schüttelte der Großvater den Kopf. „Das brachte ich nicht über mich“, entgegnete er und nippte an seinem Tee. Nach kurzer Überlegung erklärte er: „Ich habe dich zu meiner Erbin eingesetzt, Juliet. Trotz deiner Weigerung, die Tatsachen anzuerkennen, wirst du infolge deines Geburtsrechts mein Vermögen und den Grundbesitz erhalten.“
    „Sicher gibt es jemand anderen, dem du das alles hinterlassen könntest.“
    „Ja, ich habe einige Neffen, die

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