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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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es nicht zulassen. Nie wieder wollte er sich wie ein liebeskranker Jüngling aufführen, das passte nicht zu seinem Stil.
    Und doch – Juliet in seinen Armen … voller Glut und selbstloser Hingabe hatte sie seine Begierde bis zum Wahnsinn gesteigert. Und ihr strahlender Blick, das melodische Gelächter …
    Als die Sonne aufging, hatte er den Kampf verloren und bedauerte es nicht. Nach einem herzhaften Frühstück besuchte er seine Schwester und verkündete, er habe beschlossen, Juliet zu heiraten.
    Nun ging es ihm viel besser.
    Drei Tage nachdem Juliet den Landsitz des Dukes verlassen hatte, fuhr sie zum Haus ihres Großvaters am Piccadilly. Seltsamerweise empfand sie trotz der Kälte in ihrem Herzen auch etwas anderes – ein eigenartiges Unwirklichkeitsgefühl.
    Sie kletterte aus der Kutsche und raffte ihre Röcke. So würdevoll wie möglich stieg sie die Eingangsstufen hinauf. Ein schwarz gekleideter Butler öffnete ihr die Tür.
    „Guten Tag. Kann ich den Earl of Fairfax sprechen?“
    Forschend betrachtete er ihr Gesicht, und sie glaubte, Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen.
    „Guten Tag“, antwortete er mit halb erstickter Stimme. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Lady Louisas Tochter sind?“
    „Ja, die bin ich.“ Lächelnd beobachtete sie das Entzücken, das sein faltiges Gesicht erhellte. „Ich will meinen Großvater besuchen – wenn er daheim ist.“
    „Oh, gewiss. Ich bin Hewitt, sein Butler, und ich würde Sie gern im Londoner Haus Seine Lordschaft willkommen heißen, Mylady.“
    Da erlosch Juliets Lächeln. „Ich bin Miss Lockwood“, verbesserte sie ihn und las unverhohlene Enttäuschung in seiner Miene. „So möchte ich angesprochen werden.“
    Nachdem er sich von seiner Enttäuschung erholt hatte, bat er sie in die geräumige, mit Eiche getäfelte Halle.
    Überall schienen Lakaien und Hausmädchen zu lauern. Die meisten warfen ihr verstohlen neugierige Blicke zu. In Gedanken bereits bei dem bevorstehenden Gespräch mit ihrem Großvater, achtete Juliet kaum darauf.
    „Ich gehe voraus und teile Seiner Lordschaft mit, Sie seien eingetroffen, Miss … Lockwood“, erklärte Hewitt. „Seien Sie versichert, Ihr Besuch bedeutet ihm sehr viel.“
    Nach seiner Rückkehr führte er sie in einen komfortabel eingerichteten Salon. Juliet ging zu einem Sessel, aus dem sich langsam ein Mann erhob. Reglos und hoch aufgerichtet stand er da, ein gebieterischer Aristokrat vom Scheitel bis zur Sohle. Aber in seinen Augen erschien ein warmes Licht, als er sie musterte. Wie sie verwirrt erkannte, glich sein Gesicht ihrem eigenen. Ihrem Vater ähnelte sie nicht. Der Earl war überdurchschnittlich groß und sehr schlank, mit einem Charakterkopf und gepflegtem weißem Haar. Für einen Mann von Mitte sechzig wirkte er immer noch sehr attraktiv.
    Wohlgefällig inspizierte Edward seine schöne Enkelin. Genau so hatte Louisa in diesem Alter ausgesehen. So gut, so liebevoll erinnerte er sich an seine Tochter … Ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen. Und sein Blick bekundete eine sonderbare Zärtlichkeit.
    „Du bist das Ebenbild deiner Mutter“, begann er mit tiefer, kraftvoller Stimme.
    „Ja, ich weiß.“ Entschlossen ignorierte Juliet den feuchten Glanz in den Augen ihres Großvaters, die das Alter nicht getrübt hatte. „Du hast mir geschrieben, und ich bin hierhergekommen, um zu hören, was du mir sagen möchtest.“
    „Dafür danke ich dir.“ Er wies auf einen Sessel gegenüber seinem eigenen. „Würdest du Platz nehmen?“
    Juliet gehorchte. Steif und kerzengerade saß sie auf der Sesselkante und wartete, bis der Earl sich ebenfalls niedergelassen hatte.
    „Diesen Moment habe ich sehr lange herbeigesehnt“, fuhr er fort. „Missgönne einem alten Mann nicht die Freude, dich in deinem Heim willkommen zu heißen. Wenn alles gesagt und getan ist, wirst du eines Tages dieses Haus und das Landgut in Schottland besitzen.“
    „Um den Zwist zu beenden, bin ich nicht hier. Das hätte meine Mutter tun müssen. Ich werde auch keine Reichtümer beanspruchen. Was du mir vererben würdest, interessiert mich nicht. Weder dein Geld noch deine Ländereien will ich haben. Das alles bedeutet mir nichts. Niemals habe ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet. Schon seit langer Zeit komme ich sehr gut allein zurecht.“
    „Wie mein Anwalt herausgefunden hat, arbeitest du für deinen Lebensunterhalt. Und nun hast du dir freigenommen, damit du zu mir kommen kannst. Glaub mir, das weiß

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