Verführer oder Gentleman? (German Edition)
Ehre geschenkt habe, wäre meine Antwort ein glattes Nein gewesen. Gewiss, ich bin ambitioniert, aber nicht in diesem Sinne, und ich brauche keinen Luxus. Du siehst also, Euer Gnaden “, fuhr Juliet verächtlich fort, „dein zweites Angebot reizt mich nicht. Ich versuche immer noch, das erste zu verkraften.“
„Würdest du dir wenigstens anhören, was ich zu sagen habe?“
„Nein!“, stieß sie wütend hervor. „Weder jetzt noch irgendwann!“
Nun verhallte die Walzermusik, und Juliet verließ an Dominics Arm die Tanzfläche. Sie nahm an, er würde sie zu ihrem Großvater bringen. Stattdessen führte er sie in eine abgeschiedene Ecke, fern von neugierigen Augen und scharfen Ohren. „Du wirst mir zuhören, und wenn ich dich fesseln muss.“
Allein schon dieser Gedanke jagte einen Schauer durch ihren Körper. Und doch … Mochte der Himmel ihr helfen, sie begehrte Dominic trotzdem. Was für eine Närrin sie war! Zum Teufel mit ihm, weil er dieses grausame Spiel begonnen hatte – und mit ihr, weil sie es zuließ! Aber obwohl der überhebliche Duke seines Sieges so sicher war, sie würde sich entschlossen gegen ihn wehren.
„Das ist dein Spiel, Dominic, nicht meines. Und deine Spiele gefallen mir nicht.“
„Mir schon. Wir beide sind in einen Machtkampf verstrickt. Begreifst du nicht, welche Macht du über mich erringen könntest?“
„Was?“, fuhr sie ihn empört an. „Indem ich deine Frau werde?“ Als er den Mund öffnete, um zu antworten, befahl sie: „Sei still! Du spielst nach deinen Regeln, nicht nach meinen. Ein zweites Mal werde ich dir nicht erliegen. Also werde ich nach meinen Regeln einen Sieg feiern. Versteh es doch endlich: Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Du hast mich bereits benutzt. Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie beschämt ich mich fühle?“ Sie lachte freudlos. „Welch ein Klischee! Die arme kleine Angestellte fällt auf Seine Gnaden, den Duke, herein. Wie abgedroschen das klingt! Widerwärtig!“
„So war es nicht.“
„Oh doch, es war schmutzig.“
„Juliet, ich biete dir meinen Namen an – und alles, was ich besitze.“
„Gib es einer anderen!“ Heißer Zorn rötete ihre Wangen. „Ich will es nicht! Jede Frau, die dich reizt, kannst du haben. Du musst nur mit den Fingern schnippen, und deine Bewunderinnen werden scharenweise zu dir laufen.“
Dominic verengte bedrohlich die Augen. „Vergiss nicht, was ich gesagt habe. Ich gewinne immer.“
„Diesmal nicht, Euer Gnaden. Diesmal nicht. Und jetzt lass mich gehen, damit ich wenigstens den letzten Rest meines Stolzes retten kann. Leb wohl, Dominic.“
Abrupt kehrte sie ihm den Rücken, und als sie davoneilte, schien ihre Seele zu sterben.
Im Haus am Piccadilly angekommen, wünschte Juliet ihrem Großvater eine gute Nacht, schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln und floh in ihr Zimmer. Normalerweise hätte sie sich ausgezogen und wäre ins Bett gesunken. Aber sie entließ ihre Zofe, trat ans Fenster und starrte blindlings hinaus.
Nun schwanden die Kräfte, die sie gebraucht hatte, um sich von Dominic zu trennen und auf der Heimfahrt mit ihrem Großvater fröhlich über den Ball zu plaudern: So schwach fühlte sie sich, als hätte sie gegen ein Rudel Löwen gekämpft und verloren.
Scham und Enttäuschung überwältigten sie. Das Gesicht in den Händen vergraben, gestand sie sich die bittere Wahrheit ein – sie war gegen Dominics Anziehungskraft genauso wenig gefeit wie während ihrer Tätigkeit in Lansdowne House. Seine Beleidigungen und seine Wut konnte sie abwehren, sein Lächeln, seine Berührungen, seine Küsse nicht. Oh, seine Küsse, die Flammen in ihr entzündeten, ihr Herz und ihren Körper in ein Chaos stürzten …
Ohne jeden Zweifel, sie war seiner Magie so hilflos ausgeliefert wie eh und je.
Am nächsten Morgen fühlte Juliet sich etwas besser. Sie wanderte allein durch den Garten, als Hewitt zu ihr kam und ihr mitteilte, der Duke of Hawksfield wünsche sie zu sprechen. Nur widerstrebend erklärte sie sich bereit, den Besucher zu empfangen, und hoffte, der Butler hätte ihr Unbehagen nicht bemerkt.
Im Salon, wo er wartete, wich sie unwillkürlich vor ihm zurück. Vom Scheitel bis zur Sohle der elegante, attraktive Duke in einem perfekt geschnittenen dunkelblauen Gehrock, taubengrauen Pantalons und einer golden und silbern gestreiften Weste, näherte er sich mit seinen charakteristischen, täuschend lässigen Schritten. Plötzlich erschien er ihr so gefährlich und
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