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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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Verwirrt sah sie ihn an – schaute weg – sah ihn wieder an. „Ich bin dir nicht böse. Nicht wirklich.“
    Ganz langsam streifte er mit seinen Fingerknöcheln ihr Kinn und ein Ohrläppchen und sandten wohlige Schauer über ihren Rücken. „Gestatte mir, meine Fehler genauer zu erklären. Offenbar erschien ich dir gefühllos und selbstsüchtig. Und auf meinen Ruf bin ich gewiss nicht stolz.“
    „Erwartest du von mir, deinen schlechten Charakter zu übersehen und dich trotzdem zu heiraten?“
    „Ohne auf meinen Charakter einzugehen – ich biete dir meinen Namen, meinen Schutz und eine Position an der Spitze der Gesellschaft an. Verdamme mich nicht, weil ich dich mit Geschenken überschütten möchte, mit all dem Luxus, den ich dir dank meines Vermögens garantieren kann. Ist das ein berechtigter Grund für deine Bitterkeit und feindselige Haltung?“
    In seinen Silberaugen las sie unverkennbare Leidenschaft und bekämpfte ein angstvolles Zittern. Gewiss, vorerst mochte er sie begehren. Doch sie fürchtete, eines Tages würde seine Glut erlöschen. Dann könnte er die uninteressante Ehefrau aus seinem Leben verbannen. Wie qualvoll würde es schmerzen, wenn sie sich jetzt von seinen Worten überzeugen ließe und später eine herbe Enttäuschung ertragen müsste?
    Verstört schluckte sie und wich Dominics forschendem Blick aus. „Keine Ahnung … Nur eins weiß ich – es genügt mir nicht. Warum willst du das nicht akzeptieren?“
    „Weil ich nicht aufhören kann, an dich zu denken. An die Zeit, in der du eine Zierde meiner Bibliothek warst, an unsere Gespräche, an den Moment, wo ich dich zum ersten Mal lachen hörte – damals beim Weizenfeld. Die Sonne hatte dein Gesicht leicht gerötet, und in deinem Haar hingen Strohhalme. So hinreißend hast du ausgesehen. Und ich erinnere mich unentwegt an unsere einzige gemeinsame Nacht.“ Seine Stimme klang leise und heiser. „Da hast du meine Sinne überwältigt, bis ich nicht mehr klar denken konnte. Ich weiß noch, wie das Mondlicht auf deinem nackten Körper schimmerte. Und wie mir zumute war, als du in meinen Armen eingeschlafen bist …“
    „Bitte, sei still“, flüsterte sie und zürnte ihm erneut, denn er beschwor Visionen herauf, die sie mühsam verdrängt hatte. „Wie grausam von dir, so mit mir zu reden! Wo wir doch beide wissen, dass du solche Worte nur wählst, um deinen Willen durchzusetzen! Dazu bist du fest entschlossen.“
    „In jener Nacht haben wir beide die Kontrolle verloren, Juliet. Natürlich hätte ich es besser wissen müssen. Aber ich vermochte mich nicht zu beherrschen – du warst so überirdisch schön. Mich nennst du grausam? Du bist viel grausamer, weil du es mir verwehrst, wiedergutzumachen, was ich dir antat. Und wenn ich fest entschlossen bin – dann nur vor lauter Sehnsucht nach dir.“ Bezwingend schaute er ihr in die Augen. „Und was empfindest du ? Sag mir, dass du mich nicht begehrst. Kannst du das?“
    Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Um die Wahrheit zu gestehen: nein. Meine Gefühle für dich sind … kompliziert. Wenn du dich nicht voll und ganz für mich entscheidest, wenn du nicht alles mit mir teilst – und nur mit mir –, muss ich deinen Antrag ablehnen.“
    Als sie jemanden aus dem Haus auf die Terrasse treten sah, lächelte sie.
    „Oh, mein Großvater ist zurückgekehrt. Komm, ich mache dich mit ihm bekannt. Aber danach solltest du dich verabschieden.“
    Sie gingen zu dem hochgewachsenen Gentleman, der sie erwartete. Mit einer höflichen Verbeugung stellte Dominic sich selber vor und beobachtete das Mienenspiel des Earls, der ihn gründlich musterte. Schließlich lächelte der ältere Mann und nickte, anscheinend zufrieden.
    Da die beiden viel gemeinsam hatten, verlief die Begegnung fast freundschaftlich. Juliet zuckte bestürzt zusammen, als ihr Großvater den Duke zu einer Erfrischung im Salon einlud. Während sie das langwierige Ritual erduldete, an ihrem Tee nippte und mehrere verschiedene Themen angeschnitten wurden, durchschaute sie Dominic. Zweifellos tat er sein Bestes, um sie zu quälen, und die Situation amüsierte ihn köstlich.
    Nachdem er sich endlich erhoben und dem Earl die Hand geschüttelt hatte, begleitete sie ihn in die Halle.
    „Dein unverfrorener, offensichtlicher Versuch, die Gunst meines Großvaters zu gewinnen, war mir furchtbar unangenehm“, zischte sie. „Was immer du im Schilde führst, es wird dir nicht gelingen.“
    In gespielter Unschuld hob er die Brauen.

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