Verführer oder Gentleman? (German Edition)
übermächtig wie nie zuvor.
Aber sie zwang sich zur Ruhe und faltete die Hände vor ihrer Taille. „Euer Gnaden?“
„Wie oft muss ich dir noch sagen, du sollst mich Dominic nennen?“
„Dieser Zeitpunkt ist sehr ungünstig für einen Besuch.“
„Tatsächlich? Dann entschuldige ich mich.“
„Mein Großvater ist nicht zu Hause.“
„Wie du sicher errätst, möchte ich nicht mit dem Earl reden, sondern mit dir.“
„Trotzdem wird er es bedauern, dass er dich verpasst hat.“
„Später werden dein Großvater und ich noch reichlich Gelegenheit finden, einander kennenzulernen.“
„Warum bist du hier? Gestern Abend habe ich dir alles gesagt, was nötig war.“
„Inzwischen hattest du genug Zeit, um darüber nachzudenken.“
Das hätte ich wissen müssen, dachte sie schweren Herzens. Niemals würde er sich geschlagen geben. „Ich habe meine Meinung nicht geändert.“
„Dann erlaube mir, sie für dich zu ändern.“ Ehe sie protestieren konnte, nahm er sie in die Arme. „Ich wäre kein grausamer Ehemann, Juliet, falls du das glaubst.“
„Das glaube ich nicht.“
„Stattdessen verspreche ich dir, du würdest einen sehr großzügigen Mann heiraten.“
Gnadenlos zog er sie zu sich heran. Unwillkommene Gefühle verengten ihre Kehle. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ich werde dich nicht heiraten, Dominic.“
„Doch, Juliet“, widersprach er leise. Sofort spürte er ihre Kapitulation. „Du willst es, das weißt du. Also solltest du dich nicht dagegen sträuben.“ So sanft und eindringlich klang seine Stimme. Immer fester presste er ihren bebenden Busen an seine Brust. „Alles, was eine Frau ersehnt, werde ich dir geben.“
Nur keine Liebe, dachte sie. Das Einzige, was sie sich wünschte, was sie immer erhoffen würde – das Einzige, was er ihr vorenthielt, weil er unfähig war, Liebe zu empfinden …
„Alles, was eine Frau wirklich will“, murmelte er. Noch bevor Juliet diese zynische Bemerkung verstand, näherte er seine Lippen den ihren. „Juwelen und elegante Kleider und Pelze, viel mehr Geld, als du es jemals erträumt hast.“ Mit seiner freien Hand umfasste er ihren Hinterkopf. „Um dich zu revanchieren, musst du mir nur das geben.“
Gegen seine beleidigenden Worte konnte sie nicht schnell genug protestieren, weil in ihrem Gehirn eine sonderbare Leere entstand, während sein sinnlicher Mund ihren verschloss. Ein scheinbar endloser, erregender Kuss drückte fordernde Beharrlichkeit aus. Leise stöhnte sie, er schlang seinen Arm immer besitzergreifender um ihre Taille, und die erotische Verführung begann mit aller Macht.
Als Dominic den Kopf hob, fühlte sie sich benommen und einer Panik nahe, denn sie wusste es: In solchen Momenten lief sie Gefahr, seine Wünsche zu erfüllen.
Und dann wurde die Angst von hellem Zorn verdrängt. Bildete er sich tatsächlich ein, er müsste ihr einfach nur einen Ehering und allen erdenklichen Luxus anbieten, und sie würde ihm dankbar zu Füßen liegen? Entrüstet stieß sie ihn weg und reckte voller Stolz ihr Kinn empor.
„Gestern Abend gab ich dir meine Antwort. Daran hat sich nichts geändert. Mein Entschluss steht fest. Offensichtlich bist du genauso kalt und herzlos, wie dein Heiratsantrag klang. Wie ich dir bereits versichert habe, bedeuten mir Geld und irgendwelche Besitztümer nicht das Geringste. Also glaub bloß nicht, du müsstest dich verkaufen.“
„Dein Nein werde ich nicht akzeptieren, Juliet. Mein Antrag kam etwas plötzlich. Das gebe ich zu. Natürlich brauchst du ein bisschen Zeit, um dich daran zu gewöhnen.“
Prüfend betrachtete sie den kühlen, leidenschaftslosen Mann, der vor ihr stand – machtvoll, distanziert und unangreifbar in seinem übersteigerten Selbstbewusstsein. Unfassbar, dass er sie heiraten wollte …
Oder fühlt er sich hinter seiner emotionslosen Fassade genauso einsam und leer wie ich? Vielleicht wünschte er tatsächlich, sein Leben mit ihr zu teilen, mit keiner anderen … Nein, das redete sie sich in ihrer Dummheit nur ein, weil es wundervoll wäre.
„Für meine Entscheidung hatte ich genug Zeit, Dominic. Was ich nicht begreife – warum willst du mich heiraten? Was ist so besonders an mir? Wieso hast du ausgerechnet mich ausgesucht, obwohl du deine Wahl zwischen zahllosen bereitwilligen Frauen treffen könntest?“
„Großer Gott!“ Ärgerlich stieß er seinen Atem aus, und die herzogliche Würde geriet ins Wanken. „Muss ich das wirklich erklären? Nach allem, was in jener
Weitere Kostenlose Bücher