Verführer oder Gentleman? (German Edition)
Nacht vorgefallen ist? Ich fühle mich zu dir hingezogen. Mittlerweile müsstest du das gemerkt haben. Und du begehrst mich auch. Sonst hättest du dich mir nicht hingegeben.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte Juliet. „Aber danach war ich nicht so naiv, um mit einem Heiratsantrag zu rechnen. In solchen Situationen ist es wohl üblich, eine gefallene Frau mit einer angemessenen Summe abzufinden. Also hätte ich mich geehrt fühlen müssen, als du mich immerhin zu deiner Geliebten machen wolltest.“
„Seit damals habe ich gründlich nachgedacht und erkannt, wie ernsthaft unsere Beziehung ist. Sei versichert, ich bedaure mein unverschämtes Angebot. Niemals hätte ich dich dermaßen kränken und demütigen dürfen, und du hattest allen Grund, mich dafür zu verabscheuen. Aber jetzt befinden wir uns in einer anderen Situation.“
„Allerdings!“ Ihre Stimme zitterte vor Bitterkeit. „Vor ein paar Wochen war ich ein namenloser Niemand und musste arbeiten, um nicht zu verhungern. Nur als deine Geliebte war ich zu gebrauchen, der du den Laufpass gegeben hättest, sobald du ihrer müde geworden wärst. Und dann stellst du fest, dass ich die Enkelin eines steinreichen Earls bin und Erbin eines Landguts in Schottland, das deinem eigenen ebenbürtig ist. Plötzlich kann ich dir bieten, was du von deiner künftigen Gemahlin erwartest.“ Die Wangen vor Zorn gerötet, neigte sie sich näher zu ihm. „Wie tief wirst du eigentlich noch sinken, Euer Gnaden ? Wie viele weitere Beleidigungen willst du mir zumuten, bevor du mit mir fertig bist?“
Dominic versteifte sich, mit dem ganzen Hochmut und der Würde, die einem Duke zustand. Erbost fuhr er Juliet an: „Mein Heiratsantrag war ehrlich gemeint. Jetzt verhöhnst du meine Ehre.“
„Und du hast meine mit Füßen getreten. Nun sind wir quitt.“
„Gut. Fangen wir von vorn an.“
„Oh, du anmaßender Schurke! Warum sollte ich dich heiraten wollen? Ich bedeute dir nicht mehr als die Frau, die deine Kinder zur Welt bringen müsste, die du auf deinen Landsitz verfrachten würdest, während du deinen Ausschweifungen und zerstörerischen Vergnügungen in London nachgehst.“
„Was für eine schlechte Meinung du von mir hast, Juliet …“, entgegnete er tonlos.
„Das ist noch milde ausgedrückt, Euer Gnaden ! Ganz sicher wäre ich keine fügsame Gemahlin. Niemals würde ich deine Seitensprünge dulden. Was die Frauen betrifft, stehst du in miserablem Ruf, den du zweifellos verdienst.“ Mit eisigen Blicken starrte sie ihn an. „Hör mir gut zu, Dominic Lansdowne. Wenn ich heirate, muss mein Mann mich über alles in der Welt stellen. Zwischen uns werden Offenheit und Vertrauen herrschen. Und Liebe.“
„Ah, Liebe!“ Ein Anflug von Humor erhellte seinen Blick. „Möchtest du dich nicht mit immerwährender Verehrung innerhalb fester Ehebande begnügen? Indes …“ Lässig zuckte er die Achseln. „Die Hochzeitsnacht wäre bereits erledigt und …“
„Schweig und lass mich ausreden, bevor du vulgär wirst! Eine Geliebte an deiner Seite würde ich nicht dulden. Niemals will ich die Zweitbeste sein. Und du, Euer Gnaden , bist nun einmal ein Wüstling – selbst wenn du es anders nennst. Wüstlinge ändern sich nie. Meinetwegen genieße deine amourösen Abenteuer, steig in all die Betten, wo man dich begeistert willkommen heißen wird, und vergiss mich.“
„Seit meinem Entschluss, dich zu heiraten, Juliet Lockwood, erwog ich keine Sekunde lang, auf dich zu verzichten. Und selbst wenn ich auf diesen Gedanken verfallen wäre – meinst du nicht, ich hätte mich danach wieder anders besonnen?“ Vielsagend betrachtete er ihre Lippen und erinnerte sie unverblümt an die Leidenschaft, mit der sie seinen Kuss erwidert hatte. Dann umfasste er ihr Kinn und zwang ihren rebellischen Blick, seinem unerbittlichen zu begegnen. „Ich werde dich heiraten. Also solltest du dich an dein unausweichliches Schicksal gewöhnen. Offenbar hast du dir eingeredet, ich würde dich schlecht behandeln. Das musst du nicht befürchten. Ganz im Gegenteil, ich werde dir eine wundervolle Zukunft bieten.“
„Aber ich will dich nicht heiraten. Würdest du dich endlich damit abfinden?“
„Alles, nur das nicht. Warum bist du mir so furchtbar böse, Juliet?“
In diesem Moment erkannte sie, dass sie nicht vor Zorn so mühsam nach Atem rang, sondern weil sie ihr Herz gegen Dominic verhärtete. Der plötzliche sanfte, fast zärtliche Klang seiner Stimme brachte sie völlig durcheinander.
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