Verführerische Julia

Arme zu streichen. „Ich schwöre dir, dass ich dich nicht benutzen will. Alles, was ich will, ist die Chance auf eine Familie. Für Jake, dich und mich.“
    Sie sah zu ihm auf. „Aber du liebst mich nicht, Cameron.“
    Er konnte nicht verhindern, dass ihm sein Entsetzen anzusehen war. Sie wollte Liebe? Von ihm? Nein. Alles, nur das nicht. Er konnte ihr keine Liebe schenken.
    „Aber dafür bewundere ich dich, Julia“, sagte er. „Ich respektiere dich, ich mag dich verdammt gerne, ich will bei dir sein und ganz offensichtlich sind wir beide ziemlich scharf aufeinander. Glaubst du nicht, dass das reicht, um ein schönes Leben miteinander zu haben? Und das andere … Verstehst du, Liebe gibt es bei mir einfach nicht. Tut mir leid.“
    Julia legte den Kopf in den Nacken und musterte ihn ausgiebig. „Liebst du denn Jake?“
    Stirnrunzelnd dachte er nach. Liebte er seinen Sohn? War er dazu überhaupt in der Lage? Was für ein Gefühl war das tief in ihm, wenn er seinem Sohn in die Augen sah und glaubte, der kleine Mann würde ihm bis in die Seele blicken? Nannte man so etwas Liebe? Und spielte das überhaupt eine Rolle? Nein, jedenfalls nicht in Camerons Augen. Und damit würde Julia sich abfinden müssen.
    „Jake ist mein Sohn“, erwiderte er. „Und ich würde mein Leben geben, um ihn zu beschützen.“
    Wortlos nickte Julia. Ihr war der kurze Moment der Erkenntnis, der durch Camerons Augen gehuscht war, nicht entgangen. Julia kannte diesen Blick. Immer wenn sie sich ihm Spiegel betrachtete, während sie Jake im Arm hielt, sah sie ganz genauso aus. So sah Liebe aus. Die Liebe, die man nur für sein Kind empfinden konnte. Vielleicht brachte Cameron das Wort nicht über die Lippen, aber Julia wusste nun ganz sicher, dass er seinen Sohn liebte.
    Trotzdem traute sie sich nicht, ihm zu gestehen, dass sein Angebot verlockend war. Denn konnte man etwas Verzweifelteres tun, als einen Mann zu heiraten, der einen nicht liebte? Nein, so sehr konnte sie sich überhaupt nicht nach einer Familie sehnen, dass sie bereit gewesen wäre, dafür die Chance auf Liebe für immer zu verschenken.
    Als sie eine Weile später in die Suite zurückkehrte, hallten Camerons Worte noch immer in ihrem Kopf wider.
    Respekt, Zuneigung, Leidenschaft … War das wirklich genug, um eine Familie zusammenzuhalten? Andererseits gab es ihrer Erfahrung nach eine ganze Menge Familien, die noch viel weniger miteinander verband.
    Ihr Leben lang hatte Julia von einer Familie geträumt. Davon, wie schön es wäre, Brüder und Schwestern zu haben. In Camerons Brüdern und Trish könnte sie vielleicht so etwas wie Geschwister finden. Und Sally würde vielleicht eines Tages so etwas wie eine Mutter für sie werden. Sie könnten einander ihre Träume und Geheimnisse verraten, zusammen Shoppen und Brunchen gehen, und …
    „Na klar“, wies sie sich selbst leise zurecht. „Und als Nächstes machen wir dann eine Pyjamaparty und lackieren uns gegenseitig die Zehennägel!“
    Wie tief war sie nur gesunken, dass sie jetzt schon überlegte, Cameron nur wegen seiner Mutter zu heiraten!
    Leise trat sie in ihr Schlafzimmer, wo Trish gerade den letzten Druckknopf an Jakes Pyjama schloss.
    „Wow, wir haben es wirklich geschafft“, sagte Trish und sah stolz zu Adam auf.
    „Du bist ein echtes Naturtalent“, erwiderte er lachend und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
    Beim Anblick dieser romantischen Geste wurde Julia noch schwerer ums Herz. Als sie leise seufzte, drehte Trish sich zu ihr um. „Oh, hallo, Julia! Dein Sohn war ein echter Schatz!“
    „Und anscheinend hat er das Experiment unbeschadet überstanden“, bemerkte Julia lachend. „Danke, dass ihr euch um ihn gekümmert habt.“
    „Danke, dass du ihn uns anvertraut hast“, gab Trish zurück.
    Als Adam ihr noch einen Kuss auf die Schläfe gab, strahlte Trish ihn verliebt an. Die beiden waren so hin und weg voneinander, dass es fast schon wehtat, sie zu beobachten.
    Ob Cameron wohl überhaupt dazu in der Lage war, einer Frau so tiefe Gefühle entgegenzubringen? Zu spät wurde ihr klar, dass das die vollkommen falsche Fragestellung war. Cameron Duke würde niemals eine Frau lieben. Und zwar, weil er es nicht wollte . Julia war einfach nicht der Typ, der sich unrealistische Hoffnungen machte. Nein, sie würde sich mit dem zufriedengeben, was sie hatte, und das Beste daraus machen.
    Nachdem Adam und Trish das Schlafzimmer verlassen hatten, brachte sie Jake ins Bett und streichelte ihm den Bauch, bis er