Verführerische Julia
war gebrochen: Eine angeregte Unterhaltung kam in Gang, die nächste Flasche Wein wurde geöffnet, und alle Anwesenden stritten darum, wer Jake wann auf den Arm nehmen durfte.
Nach einem Glas kühlem Weißwein spürte Julia, wie die Anspannung merklich von ihr abfiel, und nach einer halben Stunde fühlte sie sich geradezu energiegeladen, obwohl sie vorher noch so erschöpft gewesen war. Was für eine ausgelassene, fröhliche Runde! Wenn das hier Familie bedeutete, hätte sie nichts dagegen gehabt, auf Dauer ein Teil davon zu werden.
Kurz darauf brachte der Zimmerservice das Abendessen, das Cameron für alle bestellt hatte. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus“, flüsterte er Julia ins Ohr. „Wo du doch so einen langen Tag hattest.“
„Kein bisschen“, erwiderte sie fröhlich. „Deine Familie ist einfach toll!“
„Allerdings“, sagte Cameron und sah ihr tief in die Augen.
Sein Blick war so intensiv, dass Julia spürte, wie sie errötete. „Ich helfe mal beim Tischdecken“, murmelte sie nervös und wandte sich ab.
Während sie zusammen mit Trish den Tisch deckte, begutachtete sie die drei Brüder erneut. Sicher, sie sahen alle miteinander ungewöhnlich gut aus. Aber mit seiner schlanken, muskulösen Figur, den klaren grünen Augen und dem unwiderstehlichen Lächeln stach Cameron doch heraus. Kein Wunder, dass sie ständig rot wurde, wenn sie in seiner Nähe war!
Zehn Minuten später hatten sich alle um den großen Tisch versammelt. Lachend und plaudernd fiel die ganze Meute über das Dinner her. Eine Familienanekdote nach der anderen wurde erzählt, und am Ende konnte Julia sich nicht mehr erinnern, wann sie zuletzt so viel gelacht hatte. Es berührte sie tief, wie herzlich die Dukes Jake und sie selbst in den Kreis ihrer Familie aufnahmen. Für einen Moment stiegen ihr die Tränen in die Augen. Als Cameron unter dem Tisch ihr Knie streichelte, stockte ihr kurz der Atem.
„Geht es dir gut?“, fragte Cameron leise.
Sie sah ihm lächelnd in die Augen. „Besser als je zuvor.“
Diese Menschen waren genau das, wovon Julia ihr Leben lang geträumt hatte: eine Familie. Doch wie konnte sie sicher sein, dass es kein Fehler war, ihr Herz zu öffnen?
Cameron hatte Julia den ganzen Abend über genau beobachtet. Sicher, es war besser, nichts zu beschreien, aber bisher lief alles perfekt nach Plan.
Unauffällig beugte er sich zu ihr hinüber und flüsterte: „Würdest du kurz mit mir raus auf den Balkon kommen?“
„Vorher sollte ich das Baby ins Bett bringen“, erwiderte sie.
„Oh, können wir das vielleicht machen?“, fragte Trish. „Adam und ich sollten langsam anfangen zu üben.“
„Moment mal“, sagte Brandon argwöhnisch. „Gibt es bei euch etwa Neuigkeiten?“
„Ich weiß nicht“, antwortete Adam und warf seiner Frau einen scharfen Blick zu. „Gibt es welche?“
Sie lächelte unschuldig. „Ach was, aber Übung kann doch nicht schaden!“
Mit einem erleichterten Seufzer, der aus tiefster Seele zu kommen schien, stand Adam auf und zog Trish mit sich in die Höhe. „Jag mir bloß nie wieder so einen Schreck ein!“
Alle lachten, und Cameron legte Trish das Baby in den Arm. „Guck mal, er dämmert schon weg“, flüsterte er und strich seinem Sohn über die Wange.
„Ach, er ist so niedlich“, schwärmte Trish. Dann sah sie Julia an. „Wir sind natürlich ganz vorsichtig.“
„Jake ist ziemlich robust“, versicherte Julia ihr lachend. Dann gab sie ihrem Sohn einen Gutenachtkuss.
Endlich war der Moment gekommen, auf den Cameron schon den ganzen Tag lang hingefiebert hatte. Ungeduldig führte er Julia auf den Balkon. Die laue Abendbrise spielte mit ihrem langen blonden Haar.
„Was für ein wunderschöner Ausblick“, sagte sie und lehnte sich gegen die Brüstung, hinter der sich die Silhouetten der Sequoiabäume dunkel gegen den sternenübersäten Nachthimmel abzeichneten.
Unverwandt sah Cameron die Mutter seines Sohnes an. „Ja, wunderschön.“
Beim Klang seiner Stimme wandte sie sich um und sah zu ihm auf. Auch wenn er in der Dunkelheit nicht genug sehen konnte, um sicher zu sein, glaubte er doch, dass sie wieder rot geworden war. Bei dem Gedanke musste er lächeln. In den letzten Jahren war er nicht vielen Frauen begegnet, die überhaupt noch dazu in der Lage waren, zu erröten.
„Hattest du heute Abend Spaß?“, fragte er, während er sich neben Julia an die Brüstung stellte.
„O ja!“ Ihre Augen funkelten im Mondlicht. „Du hast eine tolle Familie, und
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