Verführerische Julia
seiner frischgebackenen Ehefrau zu erklären, dass es im Laufe der Jahre tatsächlich einige Frauen gegeben hatte, die von ihm schon fast schon besessen gewesen waren. Viel wichtiger war, dass Julia das Gespräch gerade in eine gefährliche Richtung lenkte.
„Komm schon, Julia. Ich verstehe ja, dass du gerade wütend bist, aber …“
„Da hast du verdammt recht. Ich bin stinkwütend!“
„Dann lass uns doch in Ruhe darüber sprechen.“
„Ach, ist ja auch egal.“ Sie entfernte sich von ihm, fuhr dann jedoch wieder herum. „Tut mir leid, aber ich kann das gerade einfach nicht. Gib mir etwas Zeit zum Nachdenken. Ich … es tut mir wirklich leid.“ Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und verschwand in ihrem Schlafzimmer.
„Na, das ist ja super gelaufen“, murmelte Cameron und sah ihr fassungslos hinterher. War das gerade wirklich passiert? Schon wieder hatte er alles vermasselt, auch wenn er nicht wirklich wusste, wie er es hätte besser machen können.
Und dabei hätten sie eigentlich genau in diesem Augenblick Sex haben sollen. Verdammt, es war ihre Hochzeitsnacht! Frustriert rieb er sich über die Stirn und schenkte sich einen ordentlichen Scotch ein. Dann hob er das Glas und prostete seinem Spiegelbild in der Panoramascheibe zu. „Prost, du Schwachkopf!“
Julia hatte ihn wirklich auf dem falschen Fuß erwischt. Bisher war ihm überhaupt nicht bewusst gewesen, dass Julia so irrational, so emotional werden konnte! Bisher hatte er nur ihre vernünftige, kluge und humorvolle Seite kennengelernt. Aber offenbar hatte er unterschätzt, wie groß der Druck gewesen war, der in den letzten Tagen auf ihr gelastet hatte. Die Hochzeit, die Tagung, das Baby … Gott, wie rücksichtslos war er eigentlich?
Einige Scotch später nagte das schlechte Gewissen nicht mehr ganz so schlimm an ihm, und er fiel auf der Wohnzimmercouch in einen unruhigen Schlummer.
Cameron erwachte von einem schmerzhaften Pochen gegen seine Schädeldecke. Hatte er gestern wirklich so tief ins Glas geschaut?
„Dada!“
Mühsam öffnete er ein Auge und sah, verschwommen, aber eindeutig erkennbar, Jake vor sich sitzen, der mit seiner kleinen Babyfaust gegen Camerons Stirn klopfte.
„Guten Morgen, Kumpel“, flüsterte Cameron und griff nach der Hand seines Sohnes. „Können wir uns auf Flüsterton einigen?“
„Dada!“, krähte Jake begeistert und begann, sich aufgeregt hin und her zu wiegen.
Langsam wurde Camerons Sicht klarer. Nun erkannte er auch Julia, die mit verschränkten Armen neben der Couch stand und ihn kopfschüttelnd beobachtete.
„Bitte nicht schreien“, murmelte Cameron. „Ich weiß, dass ich ein Dreckskerl bin und deinen Zorn verdient habe. Aber ich will, dass du glücklich bist und wir zusammen leben, nicht gegeneinander. Also: Es tut mir leid. Alles. Können wir noch mal von vorne anfangen?“
Ein sanftes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ja, sehr gerne.“
Cameron war fest entschlossen, seine Frau an diesem Abend zu verführen. Dieses Mal würde er alles richtig machen. Jake hatten sie wieder bei Sally untergebracht, und Cameron hatte für mehr Champagner und ein Tablett voller Leckerbissen gesorgt.
Nun saß er neben Julia auf dem Sofa, umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen und sah ihr tief in die Augen. „Bitte verzeih mir, Julia.“
„Aber klar doch“, erwiderte sie leichthin.
„Ich will nicht wieder für schlechte Stimmung sorgen, aber eins muss ich noch loswerden“, fuhr er fort. „Bitte lass uns nie wieder eine Nacht im Streit verbringen. In meinem Leben hat es schon genug Zorn gegeben, und ich will das nicht mehr.“
Sie sah ihn fragend an und schien in seinen Augen die Antwort zu finden, die sie sich erhofft hatte. Jedenfalls nickte sie. „Klingt nach einem sinnvollen Vorschlag.“
„Gut.“ Nachdem er sie geküsst hatte, zog er aus seiner Hosentasche eine schmale blaue Schachtel hervor. „Ich habe etwas für dich, als Zeichen meiner Gefühle für dich. Und für meine Dankbarkeit, und … na ja. Hier.“
Er reichte Julia das kleine Kästchen. „O nein!“ Betreten sah sie auf das Etui in ihrer Hand und runzelte die Stirn. „Aber ich habe überhaupt nichts für dich!“
Leise lachte er auf. „Aber ich habe doch schon alles, was ich je wollte: dich und Jake!“
Vorsichtig öffnete sie die Schachtel und zog eine fein gearbeitete Diamantkette hervor. Schockiert flüsterte sie: „Oh, Cameron, sie ist wunderschön! Aber … warum?“
„Weil ich will, dass
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