Verführerische Maskerade
mehr die Tür öffnen kann, wenn wir erst mal verheiratet sind. Ganz zu schweigen von seiner Arbeit als Butler im Hause des Prinzen und der Prinzessin Prokov.« Er hob die Hände, als wollte er sie anflehen.
Aber Livia verstand ihn genau richtig. »Was schlägst du also vor?«
Alex hörte den scharfen Unterton in ihrer Stimme und überlegte kurz, ob er die Angelegenheit jetzt noch weiter vorantreiben sollte. Oder sollte er vielleicht doch besser warten, bis sie verheiratet waren? Dann würde Livia schlicht akzeptieren müssen, dass Morecombe und die Zwillinge bei ihm nicht länger angestellt sein konnten und in den Ruhestand gehen mussten. Aber die Aufrichtigkeit verlangte auch, dass er offen über seine Vorstellungen sprach.
»Die drei können gern im Haus wohnen bleiben, wenn sie sich entscheiden, sich in ihre Quartiere zurückzuziehen.« Alex klang vernünftig. »Aber ich dachte, es müsste doch gelingen, ihre Pflichten zu beschneiden, ohne sie zu beleidigen.«
In diesem Moment begriff Livia, dass körperliches Verlangen ausgesprochen flüchtig sein konnte. »Selbst wenn man davon absieht, dass wir damit gegen Sophias Letzten Willen verstoßen würden, würden sie sich durch solche Beschneidungen nutzlos und überflüssig fühlen. Alex, dieses Haus gehört ihnen ebenso wie mir. Und wenn ich ehrlich sein soll, muss ich eingestehen, dass sie wesentlich ältere Rechte haben als ich.«
Livia hob ein wenig die Stimme. »Ich kann und ich will sie nicht vor die Tür setzen. Ich muss nur daran denken, welche Mühe sie sich gegeben haben, als Nell und Ellie und ich hier angekommen sind, mit drei quengelnden Kindern und einer wütenden Kinderschwester im Schlepptau. Außerdem können die Zwillinge wunderbar kochen.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, und plötzlich wurde ihr wieder bewusst, wie kalt es im Salon war. »Wahrscheinlich können wir Morecombe überzeugen, nicht mehr zur Tür zu gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er beleidigt wäre, denn er macht es ohnehin nicht besonders gern. Aber alles andere …«
Livia schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Alex. Die Küche wird das Reich der Zwillinge bleiben. Morecombe wird die Arbeiten erledigen, die er erledigen will. So muss es sein.«
»Ich habe selbst einen ausgezeichneten Koch«, drängte Alex sanft. »Sein Vater war Russe, und er ist in Frankreich ausgebildet worden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er unter der Aufsicht zweier ältlicher Ladys arbeiten will.«
»Dann wird er sich daran gewöhnen müssen.« Livia begriff, dass sie eine unsichtbare Grenze erreicht hatten, aber ihr war auch klar, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um einen Streit vom Zaun zu brechen. »Ich bin sicher«, warf sie hastig ein, »dass ich Morecombe überzeugen kann, die Tür nicht mehr zu öffnen. Aber ich kann ihm nicht erklären, warum er als Butler ausgedient haben soll.«
Sie lächelte versöhnlich. »Und jetzt muss ich zurück in die Mount Street, um mich für das Dinner umzuziehen. Wir können die Angelegenheit später weiterbesprechen. Überhaupt wird sich vieles wie von selbst klären, wenn wir beide hier leben. Alles wird in Fluss kommen. Im Moment hat jeder seinen Platz, und wir werden sehen, ob dieser Platz sich in Zukunft verändern wird oder nicht. Wer weiß, vielleicht wollen Morecombe und die Zwillinge ganz von selbst den Dienst quittieren, wenn sie merken, dass in diesem Haus nichts mehr so ist wie früher.«
Das war die Lösung, auf die Livia inständig hoffte. Aber insgeheim zweifelte sie daran, dass es so einfach werden würde. Morecombe, Ada und Mavis gehörten so fest zum Inventar des Hauses am Cavendish Square wie das Deckengemälde im Esszimmer.
Offenbar muss die Schlacht an einem anderen Tag geschlagen werden, dachte Alex, und weil es unvorstellbar war, dass er verlor, wäre eine verfrühte Verhärtung der Fronten nur von Nachteil. Schließlich war er noch nicht der Herr in diesem ganz besonderen Haus. Und ehrlicherweise musste er sich eingestehen, dass er nicht den Wunsch hatte, die alte Dienerschaft seiner Mutter in Schwierigkeiten zu bringen. Im Gegenteil, er hegte größtes Interesse daran, ihren Erinnerungen zu lauschen, und wenn sie den Verdacht hatten, dass er sie loswerden wollte, wären sie kaum zu einer unbefangenen Plauderei aufgelegt. Wenn die neue Herrschaft sich erst einmal eingerichtet hatte, wäre es viel leichter, ihnen andere Aufgaben zuzuweisen.
»Ja, du hast Recht«, gestand Alex ein.
Er öffnete die
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