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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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das den Anschein Lügen strafen, dass er ohne Unterstützung seiner Familie sehr wohl überleben konnte.
    Warm schien ihm die Sonne aufs Gesicht. Die gute englische Sonne, rief er sich ins Gedächtnis. Kein nasskalter portugiesischer Winter. Keine Beklemmungen wegen der nächsten Schlacht oder wegen längst geschlagener Schlachten. Und keine Spur von Esme Canville. Er konnte sich einfach nicht entspannen, wenn er sich permanent gegen dieses Mädchen wappnen musste. Beim Frühstück hatte er ihr so höflich wie möglich zu verstehen gegeben, dass es zwischen ihnen keine wie auch immer geartete Beziehung geben konnte. Sie hatte ihr undurchschaubares Lächeln aufgesetzt und ihm so schnell zugestimmt, dass er vermutete, sie wäre genau gegen teiliger Ansicht. Wenn er sich nicht vorsah, würde er sich bald in der unangenehmen Lage finden, seine Ehre vor ihren uner wünschten Annäherungen schützen zu müssen.
    Darüber musste er lächeln. Vor fünf Jahren hatte er keine Ehre zu verteidigen gehabt, da war das Leben noch einfacher. Er hätte ihr tief in die blauen Augen geschaut und hätte sich ohne einen weiteren Gedanken ergeben. Er stellte sich vor, was sein könnte, und ließ seine Gedanken treiben, die ihm eine sanfte willige Esme vorspiegelten.
    Ehe er sich jedoch in diesem vielversprechenden Traum verlieren konnte, wurde er von Kinderstimmen zurück in die Wirklichkeit geholt. Eine zarte Mädchenstimme und das feste drängende Organ eines Knaben. Ganz Marcus’ Sohn, gerade einmal fünf Jahre alt, aber schon ganz der zukünftige Duke. Lächelnd stand Radwell auf und ging dem Klang entgegen. Wenn er sie nur von Weitem im Auge behielt, verstieß er nicht gegen Marcus’ Gebote.
    „Das dürfen wir nicht“, jammerte Charlotte. „Die Nanny wird böse sein. Sie weiß nicht, wo wir sind.“
    „Wenn wir uns beeilen, merkt sie es gar nicht, Lottie. Was taugt es denn, auf dem Lande zu sein, wenn wir hier noch mehr lernen müssen als sonst!“ John versuchte, die Kleine an der Hand weiterzuziehen, doch sie verharrte stur auf der Stelle. „Aber du willst doch die Rösser sehen, nicht wahr?“
    Charlotte überlegte angestrengt, dann sagte sie zögernd: „Ja.“
    „So komm. Wir gehen zu den Ställen.“ Noch einmal zog er, und dieses Mal folgte sie ihm.
    Radwell schüttelte verdrießlich den Kopf. Ohne Kinderfrau auf Abenteuersuche? Zum Kuckuck mit Marcus’ Regeln, dachte er, wenn ich zuschaue, wie die Kinder sich in Gefahr bringen, habe ich bald keinen Neffen mehr.
    Er behielt sie im Auge, bis sie die Stallgebäude erreichten. Erleichtert seufzte er auf, denn hier würde bestimmt ein Knecht die Kinder rasch wieder zurück ins Haus schicken. Doch weit und breit war niemand zu sehen. Einen Moment zauderte er, dann ging er ihnen nach. Ihm blieb fast das Herz stehen, als er sie entdeckte. Sie hatten sich in eine Box geschoben und standen dicht vor einem riesigen feurigen Hengst. Das Tier beäugte sie misstrauisch und bewegte unruhig die Hufe mit den scharfen Eisen, während der junge John seiner Schwester stolz verkündete, dieses Ross werde bald ihm gehören.
    Behutsam, um das Tier nicht zu erschrecken, schob Radwell sich schützend vor die Kinder und legte dem Pferd beruhigend eine Hand auf den Hals. „Es wird dir niemals gehören, Bürschchen, wenn dein Vater dich hier ohne seine Erlaubnis erwischt. Weißt du, Pferde können jemandem, den sie nicht kennen, gefährlich werden. Euer Papa wird euch hierher begleiten, wenn ihr sie sehen wollt.“
    „Er hat ja nie Zeit“, sagte der Knabe schmollend.
    „Heute vielleicht nicht, aber bestimmt ein anderes Mal“, entgegnete Radwell mit strengem Blick.
    „Er hat mir erzählt, dass du und er fortlaufen wolltet, um Abenteuer zu erleben, als ihr klein wart!“, trumpfte der Junge auf und sah Radwell herausfordernd an.
    Also hegte Marcus doch freundliche Erinnerungen an ihre gemeinsame Kindheit. „Hat er euch auch gesagt, wie oft wir in der Patsche saßen und von eurem Großvater gehörig bestraft wurden? Nun, wir waren Kinder und hatten es nicht anders verdient. Aber sicher möchtest du nicht, dass deine Schwester für deinen Übermut bestraft wird, oder?“
    Der Knabe schaute nicht überzeugt.
    „Und was, wenn der Hengst mit seinen großen Hufen ausschlägt und sie verletzt?“
    Nun schien der Kleine doch sehr betroffen.
    „Siehst du! Ihr werdet noch genug Abenteuer erleben, nicht nur in diesem Sommer. Hab Geduld, mein Junge! Wenn du dich ständig Hals über Kopf in Gefahr

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