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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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gegen ihren Willen festhältst. Weiter kann er kaum gehen, ohne unverschämt zu werden.“
    „Er ist schon zu weit gegangen; er unterstellt es eindeutig“, grollte Marcus. Erfreut nahm Radwell zur Kenntnis, dass der ärgerliche Ton ausnahmsweise nicht ihm galt.
    „Wen interessiert das schon? Canville ist ein Niemand. Wirf die Briefe ins Feuer, und denk nicht mehr dran.“
    „Hier ist allerdings noch ein Schreiben, in dem er droht, sich wegen der Angelegenheit an die Times zu wenden und kräftig Staub aufzuwirbeln, wenn wir seine Tochter nicht wie der heimschicken. Offensichtlich ist der Mann verrückt, aber ich weiß nicht, wie man ihn zum Schweigen bringen kann. Um Zeit zu gewinnen, habe ich erst einmal schriftlich geantwortet. Aber ich habe vorsorglich mit unseren Anwälten gesprochen. Wenn Canville aufs Ganze geht, bleibt uns nichts anderes übrig, als Esme zurückzuschicken. Da sie noch nicht volljährig ist, ist das Recht auf seiner Seite. Zwar möchte ich Miranda nicht enttäuschen und wünsche auch dem Mädchen nur das Beste, doch die Zeit läuft uns langsam davon.“
    „Tut mir leid, dass ich euch das aufgehalst habe“, seufzte Radwell, „aber ich wusste einfach nicht, wie ich ihr sonst helfen könnte.“
    Marcus schüttelte den Kopf. „Vielleicht wäre es ganz nützlich, mehr über ihr Verhältnis zu ihrem Vater herauszufinden. Was stand denn in dem Brief, den du ihr neulich beim Frühstück wegnahmst?“
    „Es wäre ungehörig, dir das zu sagen.“
    „Es war schon ungehörig, dass du ihn dir einfach nahmst.
    Also mach dich nützlich und sag es.“
    „Nun, so anklagend wie deine Briefe hier war der Inhalt nicht. Er schrieb nur, er warte ungeduldig auf ihre Rückkehr. Zwar schien Esme sehr fassungslos, aber das mochte genauso gut mit meinem Verhalten ihr gegenüber zu tun haben. Du sahst ja selbst, dass ich sie an dem Abend zuvor beinahe zum Weinen brachte.“
    „Nun, wenn wir nicht bald einen passenden Ehemann für sie finden, wird sie heimkehren müssen.“ Marcus betrachtete seinen Bruder ungewöhnlich neugierig. „Dazu hast du vermutlich nichts zu sagen?“
    „Nur, dass es eine großartige Idee ist und du, was das betrifft, so schnell wie möglich zur Tat schreiten solltest.“
    „Du weißt, dass ich es anders meinte.“ Marcus machte eine kleine Pause. „Als ich dich gestern Abend beobachtete, fragte ich mich, ob du nicht ein persönliches Interesse an ihr hättest.“
    Verwundert sah Radwell ihn an. „Ich bin doch ausdrücklich hier, um als schlechtes Beispiel zu dienen. Es tut mir leid, wenn ich deine Erwartungen nicht erfülle. Nur weil es mir nicht viel Spaß macht, mit einem unschuldigen Mädchen zu spielen, ohne die Früchte einer tatsächlichen Verführung zu ernten, und weil ich besorgt bin, wenn sie mit einem gewissenlosen Schurken im Dunkeln verschwindet, heißt das noch lange nicht, dass ich ans Heiraten denke.“
    „Aber mir ist nicht entgangen, wie du Miss Canville ansiehst. Du schätzt sie sehr, nicht wahr?“
    „Nicht mehr als viele andere junge Damen, die ich auch nicht heiraten möchte.“
    Wie es seine Art war, überhörte Marcus das einfach und sagte fast befehlend: „Du bist dreiunddreißig, du musst bald heiraten.“
    Radwell lachte. „Und da gerade eine zur Hand ist, die ebenfalls dringend heiraten muss, willst du mich opfern? Wissen Sie, Euer Gnaden, im Gegensatz zu Ihnen brauche ich keinen Erben. Ich bin der jüngere Sohn, ich habe kein Geld, keine Neigung und kein Verlangen, mich anketten zu lassen, besonders nicht an eine, die genauso wenig besitzt wie ich. Beschaff mir eine Erbin, dann kommen wir vielleicht ins Geschäft.“
    Mit einem Griff zog Marcus das Schmuckkästchen aus der Schreibtischlade, das sein Bruder ihm kürzlich ausgehändigt hatte. Er öffnete es und legte das Smaragdhalsband vor sich auf das Löschblatt, wo es in der Nachmittagssonne grüne Flammen versprühte. „Damit könntest du ganz von vorn anfangen.“
    „Das weiß ich sehr gut“, sagte Radwell grimmig. „Hast du vergessen, dass ich es schon einmal zu diesem Zweck benutzte?“
    „Und obwohl du dich nun damit sanieren könntest, hast du es mir zurückgegeben.“ Marcus sprach leise, aber eindringlich. „Das wäre nicht nötig gewesen.“
    „Denkst du vielleicht.“
    „Da du keine anderen Möglichkeiten hattest, warst du ein Narr, dein ganzes Geld auf solchen Tand zu verschwenden. Du hättest dich damit in der Gesellschaft einrichten und gut damit leben können. Oder willst du

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