Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
bewusst.
Der Teil der Talismanmagie, der in Alexandrine verblieben war, flammte auf wie ein Licht in dunkler Nacht. Alexandrine atmete tief durch, genau wie Xia.
» Schwör es, Warlord«, sagte sie langsam und deutlich und beugte sich vor.
Auch Xia roch Kynans Blut. Und sie beide spürten Alexandrines Verlangen, das Blut zu kosten, als wäre sie eine aus der Sippe. Das Blut des Warlords war schwer und dunkel und wie ein Rauschmittel. Sie hatte gar keine Chance zu widerstehen. Nicht die geringste. Nicht mit der Talismanmagie in ihr und während sie verbunden waren.
» Xia ist ein verdammt glücklicher Bastard, dass er dich endlich los ist.«
» Klar«, erwiderte sie. » Glücklich bin ich auch. Dass ich dich los bin und all das.« Sie pikste ihn mit der Messerspitze am Kinn. » Schwör es, Warlord. Oder mein Gesicht wird das Letzte sein, was du auf dieser Erde siehst.«
Kynans Magie brachte den Raum fast zum Kochen. Alexandrine, eh schon angespannt, zuckte zusammen. Sie zog Magie, als ob sie eine von ihnen wäre und nicht eine Hexe. Nichts wirklich Furchteinflößendes, aber Xia wollte verdammt sein, wenn sie nicht zog wie eine aus der Sippe. Was in gewisser, beängstigender Weise auch Sinn machte. Kynan hatte sie von ihrer eigenen Magie abgeschnitten. Die Magie, die sie nun noch einsetzen konnte, stammte von dem Talisman.
» Ich schwöre dir, Hexe, dass ich Xia nichts Böses tun werde.«
» Gut.« Ihre Stimme kratzte immer noch ein bisschen, doch sie klang nun viel sanfter. Und sehr sexy. Alexandrine beugte sich zu Kynan hinunter, das Messer noch in der Hand, und besiegelte den Schwur mit dem Blut des Warlords.
Kynan schloss die Augen, er legte eine Hand um ihren Kopf und zog sie fester an sich.
Xia erlebte jeden einzelnen Moment mit, wie Alexandrine reagierte, wie Kynan darauf antwortete, wie der Eid sich verfestigte.
Verdammt, der Warlord war verrückt nach ihr. Xia wandelte sich in seine menschliche Gestalt zurück und hockte sich neben die beiden. Er tippte einen Finger in Kynans Blut und leckte es ab. Kynan stöhnte auf und rollte sich herum, begrub Alexandrine dabei fast unter sich. Ihr Blick war verschwommen, schließlich hatte sie von Kynan Aijan gekostet.
Und sie hatte bereits das Messer gegen ihn erhoben. » Nein.« Vollkommen klar blickten ihre Augen nun. » O nein, du wirst mich nicht berühren. Nicht auf diese Weise.«
» Armer Teufel«, sagte Xia zu Kynan und fing einen Schub von Kynans Magie auf. » Hexen machen dich echt an, was?« Er packte ihn an der Schulter und zog ihn von Alexandrine weg. Dabei blitzte das Bild einer Frau in seinen Gedanken auf– Maddy, Alexandrines Freundin– und verschwand wieder, als er den Kontakt unterbrach. » Lass sie in Ruhe«, warnte er.
» Wieso? Sie ist doch nur eine Hexe.« Kynan stand auf.
Xia bückte sich und reichte Alexandrine seine Hand. Die sie auch bereitwillig nahm.
» Ich habe nicht geschworen, deiner kleinen Hexe nichts anzutun«, fuhr Kynan fort. » Oder irgendeiner anderen Hexe.«
» Verschwinde, Kynan. Geh nach Hause.« Xia packte den Warlord am Oberarm. » Vielleicht habe ich etwas getan, was ich nicht hätte tun sollen, aber ich werde mich den Konsequenzen stellen. Einverstanden?«
» Was wird wohl deine Hexe sagen, wenn sie es herausfindet?«, fragte Kynan.
» Lass das meine Sorge sein.« Xia beugte sich vor. » Nikodemus wird nicht erfreut sein, wenn er hört, was du getan hast, Warlord.«
» Was genauso für dich gilt, Xia.«
» Ich habe getan, was ich tun musste.«
Kynan zog einen Mundwinkel hoch. » Hast du schon mal darüber nachgedacht, was das bedeutet, Hexenhasser?«
Xia kämpfte gegen das dringende Verlangen an, Kynan einen Hieb mitten ins Gesicht zu verpassen. Ein Kampf mit Kynan war das Letzte, worauf er sich jetzt einlassen sollte. Also legte er drei Finger an seine Stirn und neigte den Kopf. » Dir war vorübergehend die Kontrolle entglitten, Warlord, und ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht stirbt.«
Kynan berührte ebenfalls seine Stirn. » Ich entschuldige mich, Dämon.« Er stand dazu. Ohne nach Ausreden zu suchen. Eben wie ein richtiger Warlord. Obwohl er eine gute Ausrede gehabt hätte. Wenn auch eine, die nach Xias Meinung nicht gut genug war.
Sämtliche früheren Magiegebundenen, die Nikodemus Treue geschworen hatten, waren Außenseiter. Sonderlinge. Tickende Zeitbomben, die jeden Moment explodieren konnten, während sie versuchten, mit der ungewohnten Freiheit und der Last ihrer Vergangenheit
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