Verführerisches Feuer
ich.“
„Und Sie werden Colin ganz bestimmt nicht erzählen, dass Sie mich gefunden haben?“
Sie hatte nicht vorgehabt, diese Frage zu stellen, und schon gar nicht in einem so kläglichen Ton, doch nun war es zu spät, die Worte waren heraus und ließen sich nicht mehr rückgängig machen. Falcon musterte sie eingehend. Wonach suchte er?
„Nein, ich werde ihm nichts erzählen“, versicherte er entschieden. Die Angst vor ihrem Stiefbruder stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das hatte er bereits vermutet, aber ihre Reaktion bestätigte seinen Verdacht. Ihm war nur nicht klar, wovor genau sie sich eigentlich fürchtete.
„Wenn er mich findet, wird er wieder versuchen, mich zu überreden, dass ich Ollie zur Adoption freigebe“, fühlte Annie sich verpflichtet zu erklären.
„Aha.“ Falcon nickte, dann wiederholte er fest: „Machen Sie sich keine Sorgen. Von mir erfährt er nichts.“
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen holte Falcon Annie und Ollie wie verabredet ab. In einem Leihwagen mit Chauffeur fuhren sie zu einem der angesagtesten Kaufhäuser der Stadt, wo sie über eine Stunde damit zubrachten, für Ollie alles auszusuchen, was er für sein neues Leben benötigte.
Als Annie jetzt auf den Berg Babykleidung schaute, stiegen Schuldgefühle in ihr auf. Das Einkaufen hatte ihr so viel Freude gemacht, aber irgendwie schien sie dabei wohl das Augenmaß verloren zu haben.
„Es tut mir leid“, sagte sie peinlich berührt zu Falcon. „Das ist ja viel zu viel, außerdem sind die Sachen alle so teuer. Sollten wir es nicht noch mal durchgehen?“
„Dazu fehlt uns die Zeit. Sie müssen sich ja noch um Ihre eigene Garderobe kümmern, aber dafür brauchen Sie mich nicht.“
Bereits auf Fahrt in die Stadt hatte sie sich einverstanden erklärt, dass Falcon die Kosten für Ollies und ihre Garderobe übernahm. Ein Umstand, der allerdings weniger seinen Überredungskünsten geschuldet war als der Überlegung, dass sie ihr Girokonto vor ihrer Abreise wohl besser nicht mehr überziehen sollte.
„Ich überlasse Sie jetzt einer Einkaufsberaterin und bin ungefähr in zwei Stunden wieder bei Ihnen“, erklärte er.
Annie nickte erleichtert, dankbar für seine Diskretion. Natürlich war es ihr tausendmal lieber, wenn er bei der Anprobe nicht dabei war.
Als Mädchen hatte sie hübsche Kleider geliebt, und es hatte ihr immer viel Spaß gemacht, mit ihrer Mutter einkaufen zu gehen. Doch nachdem ihre Mutter wieder geheiratet hatte, war plötzlich alles anders gewesen. Annie hatte keine Lust gehabt, mit ihrem Stiefvater und Colin im Schlepptau durch die Geschäfte zu ziehen. Das war denn auch für Colin ein Anlass gewesen, sich bitter darüber zu beklagen, dass sie sich weigerte, ihrer neuen Familie eine Chance zu geben.
Die persönliche Shoppingsuite war eine Offenbarung für Annie, die sich beim besten Willen nicht daran erinnern konnte, wann sie sich zum letzten Mal etwas zum Anziehen gekauft hatte. Ollie war nach all der Aufregung in der Kinderabteilung jetzt in seinem Buggy eingeschlafen, wodurch Annie zumindest subjektiv etwas mehr Bewegungsfreiheit hatte.
Die Einkaufsberaterin hatte ungefähr Annies Alter, aber natürlich war sie wesentlich eleganter und modischer gekleidet. Auch wenn ihre Kleidung viel zu körperbetont war für Annies Geschmack.
„Ich werde als Erstes Ihre Maße nehmen“, verkündete die junge Frau, die sich als Lissa vorgestellt hatte.
„Ich habe schon immer Größe zwölf“, gab Annie zurück, woraufhin sich die elegant geschwungenen Augenbrauen ihres Gegenübers in leisem Erstaunen hoben.
„Die Designer haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine bestimmte Größe ist, deshalb messen wir lieber noch mal nach“, entgegnete Lissa mit einem Lächeln. „Ich glaube, Größe zwölf ist zu groß, meiner Meinung nach liegen Sie viel näher bei acht oder höchstens zehn. Nach einer Geburt verändert sich die Figur fast immer, obwohl die meisten Frauen eher zu statt abnehmen. Bevorzugen Sie bestimmte Designer oder einen bestimmten Stil?“
„Nein, nein. Ich brauche einfach nur ein paar leichte Sachen für sehr heiße Tage. Nichts Ausgefallenes, sondern eher schlicht und nicht zu teuer.“
„Garderobe für tagsüber oder für abends? Oder beides? Gehen Sie viel aus? Welche Art Gesellschaftsleben …“
„Oh nein, nicht so etwas“, fiel Annie ihr eilig ins Wort. „Nein.
Ich werde meine ganze Zeit mit meinem kleinen Sohn verbringen. Zeigen Sie mir einfach nur ein paar Sachen
Weitere Kostenlose Bücher