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Verführerisches Feuer

Verführerisches Feuer

Titel: Verführerisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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sie selbst trug immer noch dieselben Kleider wie heute Morgen.
    Seine neue Familie muss ihn einfach lieben, entschied sie, nachdem der Steward ihr demonstriert hatte, wie sie sich in ihrem Sessel festschnallen musste.
    Die Leopardis würden Oliver mit offenen Armen empfangen und bereitwillig in ihre Reihen aufnehmen, denn immerhin floss durch seine Adern ja auch ihr Blut. Aber was war mit ihr? Wie würden sie ihr begegnen? Und vor allem – was wussten sie von ihr?
    Sie macht sich Sorgen, dachte Falcon, während er – nicht zum ersten Mal auf diesem Flug – beobachtete, wie sich ihre Augen verdunkelten. Wenn auch bestimmt nicht um ihr Aussehen. Er war noch nie einer Frau begegnet, der ihre Erscheinung gleichgültiger gewesen wäre als ihr. Wie kam eine junge und ausgesprochen attraktive Frau bloß dazu, sich so unvorteilhaft zu kleiden?
    Als das Zeichen zum Anschnallen erlosch, löste Falcon seinen Sicherheitsgurt. Es ging ihn nichts an, was sie trug, Schluss damit. Das Einzige, was ihn zu interessieren hatte, war der Junge, allein ihm war er etwas schuldig.
    Er stutzte, überlegte. Aber war er ihr selbst denn als Halbbruder des Mannes, der ihr ihre Würde genommen hatte, wirklich gar nichts schuldig?
    Annie konnte ihre Nervosität nicht länger im Zaum halten. Ihre Finger zitterten, als sie ihren Sicherheitsgurt löste und sich Falcon Leopardi zuwandte.
    „Ihre Brüder und Schwägerinnen … was … was wissen sie über mich?“, fragte sie angespannt.
    „Nun, sie wissen, dass Sie Olivers Mutter sind und dass er ein Leopardi ist“, erwiderte er.
    Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen kroch, aber sie bemühte sich, es zu ignorieren, und hakte entschlossen nach: „Und wissen sie auch, wie … wie ich zu Oliver gekommen bin? Wissen sie, dass …“
    „Dass Antonio Sie mit einer Droge betäubt und vergewaltigt hat?“, beendete Falcon den Satz.
    Seine Stimme klang schroffer als beabsichtigt. Er hörte darin sämtliche Vorbehalte gegenüber seinem toten Halbbruder mitschwingen, aber für Annie, die zusammenzuckte, schien es sich wie eine Verurteilung ihrer eigenen Person anzuhören.
    „Ja, sie wissen es“, bestätigte Falcon.
    Noch bevor er damit begonnen hatte, ihren Aufenthaltsort auszukundschaften, hatte er seinen Brüdern von dem schrecklichen Vor fall erzählt.
    Annie keuchte erschrocken.
    „Sie sehen das alles genauso wie ich“, versicherte er ihr.
    „Weil Sie es von ihnen erwarten?“ Annie wusste, dass ihre brüchige Stimme sie verriet. Man hörte, wie angespannt sie war und wie sehr sie sich vor der Begegnung mit seiner Familie fürchtete.
    „Was meinen Sie damit?“
    „Ist das nicht offensichtlich? Ihr Bruder hat alles abgestritten … was passiert ist … und hat sich geweigert, Ollie als seinen Sohn anzuerkennen. Wer garantiert mir, dass Ihre Familie mir glaubt?“ Als er nicht gleich antwortete, fügte sie heftig hinzu: „Denken Sie vielleicht, ich will, dass die Leute wissen, was mir passiert ist? Oder dass Ollie in einem Umfeld aufwächst, dem die deprimierende Geschichte seiner Herkunft bekannt ist? Es war schlimm genug, dass Susie und Tom es wussten, noch bevor …“
    Sie unterbrach sich, weil ihr plötzlich klar wurde, dass sie bereits viel mehr von sich preisgegeben hatte, als sie eigentlich wollte.
    Ihr Ausbruch förderte Dinge ans Licht, über die Falcon zwar bereits nachgedacht, die er jedoch fürs Erste beiseitegeschoben hatte, in der Absicht, sich später damit zu beschäftigen. Für ihn war vorrangig gewesen, die Frau, die Antonio so schändlich behandelt hatte, erst einmal zu finden.
    Es konnte ihr nicht leichtgefallen sein, das alles auszusprechen. Falcon hatte Mitleid mit ihr und bewunderte gleichzeitig ihre Entschlossenheit und ihren Mut.
    Seine Brüder hatten sich bereits besorgt geäußert, was aus dem Kind werden sollte.
    „Das Letzte, was wir brauchen, ist ein zweiter Antonio“, hatte Rocco unverhohlen verkündet. „Aber wir kennen schließlich alle unseren Vater und wissen, dass er genau das aus ihm machen wird.“
    „Das werde ich zu verhindern wissen“, hatte Falcon ihm zähneknirschend versichert. „Ich habe vor, mich des Jungen wie ein Vater anzunehmen.“
    Daraufhin hatten ihn beide Brüder so seltsam angesehen, dass er eilig hinzugefügt hatte: „Schaut nicht so, ich weiß genau, was ihr jetzt denkt. Dass ich es mit euch zwar gut gemeint, vom pädagogischen Standpunkt aus jedoch total versagt habe. Das weiß ich selbst, deshalb kann es bei dem Jungen

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