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Verführerisches Feuer

Verführerisches Feuer

Titel: Verführerisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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er eines Tages beobachtet hatte, dass ich mit ein paar Schulkameraden herumalberte. Es war völlig unschuldig, aber er machte ein Drama draus. Und dann sagte er Sachen, die ich damals – ich war dreizehn – noch gar nicht wirklich verstehen konnte, von Jungs und Sex und so. Er scheute nicht einmal davor zurück, mir zu unterstellen, ich sei nur hinter Jungs her und wollte …“
    Sie konnte nicht weitersprechen, aber das brauchte sie auch nicht – weil Falcon sie auch so verstand. Das spürte sie deutlich.
    „Und am Ende führten seine Einschüchterungsversuche dazu, dass Sie sich für Ihre ganz normale pubertäre Neugier schämten?“
    „Ja“, stimmte sie zögernd zu. Falcon war es tatsächlich gelungen, ihre komplizierten Gefühle in einfache Worte zu kleiden. Genauso hatte sie es damals empfunden. „Er muss auch irgendetwas zu meiner Mutter gesagt haben, weil sie mir einen langen Vor trag über provozierendes Benehmen hielt und … und dann sagte sie noch, wie gefährlich es sei, sich allzu freizügig zu kleiden, weil sich dadurch manche Jungen ermuntert fühlen könnten. Ich musste plötzlich längere Röcke anziehen, obwohl ich es hasste, weil ich mich dadurch so von den anderen Mädchen in meiner Klasse unterschied. Aber Colin unterstellte mir natürlich, ich würde mich nur dagegen wehren, weil ich Angst hätte, dass mich so kein Junge mehr ansieht.“
    Sie unterbrach sich kurz und fuhr dann fort: „Vor dem Einschlafen kam er oft in mein Zimmer, setzte sich auf meine Bettkante und begann mich auszufragen, was ich denn tagsüber alles erlebt hätte. Dabei ging es ständig um dieselben Sachen, mit wem ich mich in der Schule unterhalten und ob ich mit irgendwelchen Jungs gesprochen hätte und wenn ja, ob es mir Spaß gemacht hätte. Ich sagte immer Nein, auch wenn es nicht stimmte, einfach nur, damit er mich in Ruhe ließ, aber eines Tages sah er mir an, dass ich log.“
    Annie begann zu zittern.
    „Es war schrecklich. Er wurde fuchsteufelswild und schleuderte meine Porzellanfigurensammlung zu Boden. Nicht eine einzige
    Figur blieb heil. Und dann sagte er, dass ich selbst schuld sei, weil ich ihn belogen hätte. Und das sei gar nicht nett von mir, weil er doch nur mein Bestes wolle, und vor allem wolle er nicht, dass irgendein Junge schlecht über mich redet.“
    Es war wie ein Dammbruch. Alles, was sich jahrelang in Annie aufgestaut hatte, sprudelte jetzt aus ihr heraus. „Meine Mutter versuchte mir einzureden, wie glücklich ich mich schätzen könnte, dass ich so einen besorgten Stiefbruder hätte. Sie verstand mich einfach nicht. Niemand verstand mich. Ich bewarb mich an verschiedenen Universitäten, und als man mir einen Platz in Cambridge anbot, war ich überglücklich. Aber dann zweifelte meine Mutter plötzlich daran, dass ich schon reif genug sei, um von zu Hause auszuziehen, und schließlich meinte sie, ich solle mir lieber einen Studienplatz in der Nähe suchen, damit ich weiterhin zu Hause wohnen kann.“
    Dann erzählte Annie, wie schlimm es gewesen war, nach dem Tod ihrer Mutter und ihres Stiefvaters entdecken zu müssen, dass das Haus in Colins Besitz übergegangen war. Und wie Colin reagierte, als er erfuhr, dass sie sich in London Wohnung und Job gesucht hatte.
    „Trotzdem habe ich es auch dort nicht geschafft, der Mensch zu werden, der ich eigentlich werden wollte“, fuhr sie fort. „Jedes Mal wenn mein Blick auf ein hübsches Kleid oder einen kurzen Rock fiel, tauchte Colin vor meinem geistigen Auge auf, oder ich hörte seine Stimme.“ Ihre eigene Stimme versiegte.
    Annie erkannte verschwommen, dass sie sich irgendwie schwach fühlte und dass ihr leicht schwindlig war. Außerdem ging ihr erst jetzt die Tragweite ihres Handelns auf.
    „Ich weiß wirklich nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle“, sagte sie, schockiert über sich selbst. „Ich hätte das nicht tun dürfen.“
    „Nein? Aber warum denn nicht? Vielleicht weil Ihr Stiefbruder Anstoß nehmen könnte? Schlimm daran ist doch nur, dass Sie mir so etwas überhaupt erzählen müssen“, erwiderte Falcon. „Weil es gar nicht hätte passieren dürfen.“
    War ihr eigentlich bewusst, was für ein düsteres Bild von ihrer Kindheit sie da gezeichnet hatte? Und erinnerte ihn das nicht an seine eigene Geschichte?
    Ihm lag ein bitterer Geschmack auf der Zunge, sein Herz loderte vor Zorn, weil man sie so schlecht behandelt hatte. Da spürte er eine eiserne Entschlossenheit in sich aufsteigen. Annie war jetzt ein Mitglied seiner

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