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Verführerisches Feuer

Verführerisches Feuer

Titel: Verführerisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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machen. Sie mochte Colin und behauptete, ich würde mir das alles nur einbilden.“
    Irgendetwas an Falcons Schweigen veranlasste sie, ihm einen forschenden Blick zuzuwerfen. Die wütende Verachtung, die in seinen Augen aufblitzte, ließ sie zusammenzucken.
    „Sie denken dasselbe wie meine Mutter, das kann ich Ihnen ansehen …“, begann sie.
    „Irrtum. Ich denke, dass Ihre Mutter die Sache falsch eingeschätzt hat“, fiel er ihr schroff ins Wort. „Ihr Stiefbruder hat Sie eindeutig missbraucht. Missbrauch muss ja nicht immer nur sexueller Natur sein, sondern kann auf vielfältige Art und Wei se stattfinden.“
    Falcon glaubte ihr. Er verstand sie. Er war auf ihrer Seite.
    Sie wurde von einer gewaltigen Woge aus Erleichterung und Dankbarkeit überschwemmt. Falcon können Sie vertrauen, hatte Julie gesagt, und jetzt wusste Annie, dass das die Wahrheit war. Sie konnte ihm tatsächlich vertrauen. Zum ersten Mal war jemand bereit gewesen, ihr zuzuhören. Er hatte verstanden und glaubte ihr.
    „Aber für meine Mutter war es bestimmt auch nicht einfach“, glaubte Annie ihre Mutter in Schutz nehmen zu müssen. „Wahr scheinlich war sie Colin unheimlich dankbar, dass er sie und mich im Leben seines Vaters akzeptierte. Colin hat oft gesagt, dass sein Vater meine Mutter nie geheiratet hätte, wenn er ihm nicht zugeredet hätte. Irgendwann wollte meine Mutter wohl einfach nicht mehr allein sein. Sie hat sich nach einem Mann gesehnt, und um ihr Ziel zu erreichen, war sie zu vielen Komp romissen bereit.“
    Tief in seinem Innern erkannte Falcon, dass es zwischen ihnen viele Gemeinsamkeiten gab. Er redete nicht gern über seine eigene Kindheit, deshalb tat er es auch nur höchst selten, aber jetzt – mit Annie – fühlte es sich selbstverständlich und ganz einfach an. Wenn auch nur, weil er ihr helfen wollte und nicht etwa, weil es ihm selbst wichtig gewesen wäre, seinen Schmerz mit einem anderen Menschen zu teilen. Zumindest redete er sich das ein, während er ruhig zu ihr sagte: „Für ein Kind ist es schwer zu verstehen, dass es von der Person, die ihm am nächsten steht, im Stich gelassen wird. So ein Kind wird als Erwachsener möglicherweise Schwierigkeiten haben, die Liebe zu erkennen, wenn sie ihm begegnet. Meine Brüder hatten in dieser Hinsicht Glück, weil sie beide auf Frauen trafen, die ihnen dabei helfen konnten.“
    „Aber Ihre Brüder hatten eben auch das Glück, einen großen Bruder zu haben, der sie liebte und beschützte“, hörte Annie sich zögernd, und doch sehr aufrichtig sagen.
    Offen auszusprechen, was ihr durch den Kopf ging, war eine neue Erfahrung für sie. Nach so vielen Jahren der permanenten Wachsamkeit war das eine Befreiung.
    Es stimmte, seine Brüder hatten ihn gehabt, während Annie in einer Zeit, da sie dringend einen Verbündeten gebraucht hätte, ganz allein auf sich gestellt gewesen war. Da war niemand gewesen, der sie von ganzem Herzen um ihrer selbst willen geliebt, niemand, der ihren wahren Wert erkannt hatte. Dieser Mangel war ihnen gemeinsam, und Falcon wusste nur zu gut, was für Auswirkungen er haben konnte.
    „Ihr Stiefbruder hat Sie sehr schlecht behandelt.“ Mehr wagte er nicht zu sagen.
    „Es war wahrscheinlich nicht allein Colins Schuld“, verteidigte Annie ihn wider besseres Wissen. „Vielleicht war ich ja wirklich schwierig, es wäre schließlich normal für ein Mädchen in diesem Alter. Aber als er anfing, mich herumzukommandieren und mir vorzuschreiben versuchte, was ich anziehen soll, oder als er mich warnte, was für Konsequenzen es haben würde, wenn ich mich nicht an seine Anweisungen hielte, da wurde er mir langsam unheimlich.“
    Womit Colin sein Ziel, sie zu manipulieren und einzuschüchtern, erreicht hatte, erkannte Falcon.
    Je mehr er über Annies Stiefbruder erfuhr, desto mehr verabscheute er den Mann. Gleichzeitig sah er es als seine Pflicht an, Annie aus dem Gefängnis zu befreien, in das Colin sie gesperrt hatte.
    „Am beunruhigendsten war, dass es ihm ständig gelang, mich als die Schuldige hinzustellen, indem er die Wahrheit verdrehte. Da gab es dann tatsächlich Momente, in denen ich mich fragte, ob er nicht vielleicht doch recht hat, so verwirrt war ich.“
    „Er hat Ihnen nicht erlaubt, Ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, obwohl das Ihr gutes Recht war.“
    Mit jedem verständnisvollen Wort von Falcon wurde ihre Last leichter.
    „Colin erzählte meiner Mutter, dass ich mich in der Schule in schlechter Gesellschaft befände, nur weil

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