Verfuehrerisches Geheimnis
sich auf die Zehenspitzen und schaffte es mit einiger Mühe, den Dolch aus dem Holz zu ziehen. Sie trug ihn zu ihrem Frisiertisch und steckte ihn in seine hübsche, mit Amethyststeinen verzierte Scheide zurück.
Cat sah, dass er das verhängnisvolle Dokument und den
Schmuck, den er ihr geschenkt hatte, mitgenommen hatte. Ihr Blick suchte nach einem Brief oder einer Nachricht von ihm, doch da war nichts. Dann fiel ihr Blick auf ihren goldenen Ehering. »Dieser Schuft hat meinen Verlobungsring mit dem Smaragd mitgenommen und meinen Ehering zurückgelassen!« Sie griff danach und schleuderte ihn durch den Raum. Als sie sah, wie Maggie sich danach bückte, rief sie: »Lass ihn! Wenn Hepburn ihn nicht aufhebt, bleibt er eben bis in alle Ewigkeit da liegen!«
Catherine lief hinunter und ließ Mr. Burke kommen. »Wann ist Lord Stewart fortgeritten?«
»Es war so um eins, Mylady. Er hatte sich die Hand verletzt, und ich habe darauf bestanden, die Wunde zu reinigen, ehe er losritt.«
Ihr Gewissen regte sich. »Hat er eine Nachricht für mich hinterlassen?«
»Nein, Madam. Er hat mir einen Brief, die Angelegenheiten von Spencer Park betreffend, übergeben und dann mit David Hepburn gesprochen.«
»Kann ich den Brief sehen, Mr. Burke?«
»Selbstverständlich. Er liegt auf dem Schreibtisch in der Bibliothek, Madam.«
»Danke.« Cat hätte ihn gern gefragt, ob er wusste, wohin Hepburn geritten war, und ob der gesagt hatte, wann er zurückkäme, doch wollte sie Mr. Burke nicht merken lassen, dass ihr Gemahl sie nicht ins Vertrauen gezogen hatte.
Sofort ging sie in die Bibliothek, setzte sich an den Schreibtisch und griff nach der ersten Seite. Ihre Finger zitterten leicht, als sie neben seiner kühnen Handschrift einen Blutfleck erblickte. Hepburn bestätigte Burke als obersten Gutsverwalter. Das muss bedeuten, dass er für einige Zeit abwesend sein wird. Sie las die Seiten mit den Anweisungen durch und staunte, wie sehr er ins Detail ging. Er hatte John Carey versprochen, ihm eines der Wildpferde zur Zucht zu borgen.
Als Gegenleistung sollte Spencer Park ein Fohlen einer der Stuten bekommen, die der Hengst gedeckt hatte.
Hepburn legte fest, welche Saat auf welchen Äckern ausgebracht werden sollte. Einige sollten brachliegen und Heu bringen, andere sollten den Longhorns als Weide dienen. Er will auch in seiner Abwesenheit auf Spencer Park bestimmen.
Sie las weiter, überflog die Aufzählung der verschiedenen Instandsetzungsarbeiten und Verbesserungen, die von den Pächtern zu leisten waren, doch die nächsten Worte ließen sie stutzen. »Ehe ich nach Schottland aufbreche, beabsichtige ich, Lieferverträge mit der Krone über Milch, Käse und Fleisch zum Abschluss zu bringen. Ich habe David Hepburn die Verantwortung für diese für Spencer Park lukrativen Geschäfte übertragen.« Ich dachte, er wäre nach London gegangen, dieser gerissene Teufel aber kehrt nach Schottland zurück!
»Schließlich habe ich nach reiflicher Überlegung entschieden, unsere in England erzielten Gewinne nicht für den Ankauf von Schafen für Schottland zu verwenden. Crichton wird für die Kosten allein aufkommen, so dass die Rücklagen von Spencer Park im Falle eines Fehlschlages des Unternehmens unangetastet bleiben.«
Verdammt! Er wird Crichton belasten! Sie blickte auf, als sie Mr. Burkes Anwesenheit spürte. »Wie ist es gekommen, dass er seine Absichten hinsichtlich des Geldes von Spencer Park geändert hat?«
»Das hat wohl mit seinem Stolz zu tun, denke ich«, erwiderte Burke leise.
Unerträgliche Arroganz! Unbeugsamer Stolz! Unverschämte Anmaßung! Ich beschuldige ihn, mich wegen meines Vermögens geheiratet zu haben, und jetzt lässt er sich nicht herab, mein Geld zu benutzen. Sie ballte die Fäuste. Ich schwöre bei Gott, dass ich ihn in die Knie zwingen werde.
Catherine ging wieder hinauf und traf Maggie dabei an, wie sie ihre Kleider in Seidenpapier hüllte. »Ich habe meine Meinung geändert und bleibe. Hepburn ist nach Schottland zurückgekehrt, Gott sei Dank. Endlich kann ich Spencer Park allein genießen. Wie erfrischend, tun und lassen zu können, was man möchte, ohne dass der Herr und Meister Befehle äußert.«
Wortlos ging Maggie daran, Catherines Kleider wieder in den Schrank zu hängen.
»Darum kümmere ich mich selbst. Du gehst jetzt und isst etwas.« Cat biss sich auf die Lippen. »Höre dich in der Küche um, was die Dienstboten reden und was sie über ihn zu sagen haben.«
Trotz der langen Liste von
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