Verfuehrerisches Geheimnis
langen Schritte ihren kürzeren an, als sie die Reling entlanggingen. »Die Verbindung mit Seymour war aus anderen Gründen verwerflich.«
Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Aus welchen Gründen?«
»Arbella ist eine der reichsten Erbinnen Englands. Zusätzlich zu dem Vermögen ihrer verstorbenen Eltern, das an sie fiel, hat sie nach dem Tod ihrer Großmutter noch riesigen Grundbesitz zu erwarten.«
»Ihr meint, William Seymour will sie nur ihres Geldes wegen heiraten?«
»Natürlich will er das, aber das ist ja nicht unehrenhaft.
Die Verbindung ist schrecklich, weil Seymour ein liederlicher Mensch mit enormen Schulden ist. Er steht bei Geldverleihern, Schneidern, Juwelieren, Weinhändlern und Dutzenden anderen mit Tausenden Pfund in der Kreide. Er hat ein Vermögen für Garderobe, für Saufgelage und Frauen verprasst und braucht Arbellas Reichtum, um sich über Wasser zu halten, bis er Vater und Großvater beerbt. Und überdies sind auch seine Spielschulden enorm.« Patrick verschwieg Catherine, dass Henry Somerset in denselben Topf pisste. Er hoffte, ihre angeborene Intelligenz würde sie dazu bringen, Somersets Motive für seine Werbung um sie in Frage zu stellen.
Cat schien desillusioniert. »Arbella ist in ihn verliebt.«
»Arbella ist in die Idee einer Heirat verliebt. Sie ist eine junge Frau, die Angst hat, sitzen zu bleiben. Sie sehnt sich verzweifelt nach einem Ehemann ... irgendeinem.« Er machte kein Hehl aus seiner Verachtung.
»Arroganter Teufel! Ihr glaubt wohl, alles über Frauen zu wissen - da irrt Ihr Euch gewaltig. Euch steht ein böses Erwachen bevor, Sir!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging.
Er rief ihr nach: »Ihr vergesst Euer Nachtgeschirr, Teufelsbraten!«
Catherine entging sein belustigter Ton nicht. »Euren verdammten Topf könnt Ihr behalten, aufgeblasener Kerl!«
Den Rest des Nachmittags verbrachte Cat in der Kabine, die sie mit Maggie teilte. Obwohl sie lieber an Deck gewesen wäre, zeigte sie sich eigensinnig und blieb unten, um einer Begegnung mit Patrick Hepburn auszuweichen.
»Mein schöner grauer Samtumhang ist gestern ganz durch-nässt worden. Ich fürchte, er ist ruiniert«, sagte Cat seufzend.
»Wenn er wieder trocken ist, wird er nach gründlichem Ausbürsten vielleicht wieder ansehnlich«, meinte Maggie nachdenklich. »Seton ist schließlich nicht das modische Zentrum der Welt. Vergiss nicht, es ist nicht der Königshof.«
»In der Wildnis Schottlands werde ich das wohl kaum vergessen können. Ich wette, dass das Klima für die meisten meiner Kleider ungeeignet ist. Wird es im Juni warm?«
»Nicht so warm wie in London. Mit etwas Glück gibt es im Juli und August ein paar warme Tage.«
»O Gott, so lange werde ich hoffentlich nicht dort sein! Ich bin ja nicht lebenslänglich verbannt worden«, sagte Cat schaudernd.
Als es an der Tür klopfte, sträubte sich alles in Catherine. »Wenn es Hepburn ist, bin ich für ihn nicht zu sprechen!«
Maggie öffnete und nahm den Nachttopf entgegen, den Patrick ihr reichte.
»Fühlst du dich besser, Maggie?«
»Ich bin wieder ganz wohlauf, Euer Lordschaft, und völlig seefest. Wollt Ihr nicht eintreten?« Cats Blicke, die Maggie geflissentlich übersah, waren spitz wie Dolche.
»Lady Catherine«, sprach Patrick zu ihrem Rücken, »da ich Euch um das Vergnügen gebracht habe, einer Hochzeit beizuwohnen, darf ich Euch vielleicht begleiten zu ...«
»Ihr werdet mich nirgendwohin begleiten, Sir!« Sie kehrte ihm noch immer den Rücken zu.
»Wie Ihr wünscht.« Er war schon halb draußen, als er murmelte: »Robert und Liz werden sehr enttäuscht sein.«
Sie fuhr herum.«Wartet! Kommt zurück! Die Hochzeit von Robert und Liz?«
»Widdrington liegt in der Nähe, an der Küste. Das glückliche Paar müsste heute Nachmittag eingetroffen sein, deshalb sagt mir mein Instinkt, dass es morgen heiraten wird. Ich wollte vorschlagen, dass die Hepburn Rose heute dort ankert. Da Ihr aber nicht wünscht, dass ich Euch begleite, werde ich dem Captain befehlen, weiterzusegeln.«
»Wagt es nicht, Ihr Höllenschurke! Ich möchte nach Widdrington!«
»Dann zieht Eure Krallen ein, und bittet mich höflich, Lady Catherine.«
Ihre Miene verriet Enttäuschung. Er meint es wörtlich. Er will, dass ich bitte. Cat hatte nicht die Absicht, mit Anmut von ihrem hohen Ross herunterzusteigen. »Teuerster Lord Stewart, ich ersuche Euch inständig, mich nach Widdrington zu begleiten.«
»Lady Catherine, wenn Ihr so reizend bittet,
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