Verfuehrerisches Geheimnis
Reitkünsten hervortun wollte. Plötzlich hob Hepburn den Kopf, er witterte Gefahr. Tödliche Gefahr!
Die Warnung war kaum spürbar, und er hatte auch keine Ahnung, was oder wer ihn bedrohte - und vor allem nicht, warum. Er wusste nur, dass Gefahr im Anzug war. Wie der Blitz sprang Patrick aus dem Sattel, riss Catherine mit zu Boden und deckte sie mit seinem Körper. Da vernahm er auch schon ein Sausen über ihren Köpfen und wusste, dass es sich nur um einen Pfeil handeln konnte.
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14
Flach auf dem Rücken liegend, sah Catherine Hepburn finster an. »Was zum Teufel soll das?«
Patrick deutete auf den in einem Baumstamm steckenden Pfeil und bereute es sofort, als er sah, wie sie erbleichte. »Kein Grund zur Aufregung, Catherine«, versicherte er ihr in beruhigendem Ton. »Manche Damen benutzen auf der Jagd Pfeile. Dieser da ist ein verirrtes Exemplar. Es war mein Fehler, Euch aus der Geborgenheit der königlichen Jagdgesellschaft zu entführen. Ich bringe Euch zurück zur Königin.«
Als er sie sicher zu Königin Annes Damen zurückgebracht hatte, ritt er in einem großen Bogen zurück, um sich den Pfeil zu holen. Trotz gründlicher Suche aber blieb er verschwunden! Einen flüchtigen Moment überlegte er, ob es nur eine Vision gewesen war, dann aber fiel sein Blick auf die Kerbe im Baum, und er wusste, dass sein Widersacher sich den Pfeil zurückgeholt hatte.
Sein Verdacht fiel sofort auf den Armstrong-Clan, doch fragte er sich, warum ihm keine Vorahnung verraten hatte, dass er verfolgt oder auch nur belauert worden war. Seine Instinkte hatten ihn nur vor der unmittelbaren Bedrohung gewarnt, ein höchst ungewöhnlicher Umstand, da Gefahr meist ihre dunklen Schatten vorauswarf. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Nun ja, Catherine war als Ablenkung nicht zu unterschätzen, da sie seine Gedanken und Sinne völlig ausfüllte. Jetzt hieß es klaren Kopf bewahren. War sein Feind jemand aus der königlichen Jagdpartie oder ein Außenstehender, der sich im Wald verbarg? So oder so, die Jagd bot eine günstige Gelegenheit, einen Mord als Unfall zu tarnen.
Hepburn stieß zu König James, der wegen der Verzögerung buchstäblich schäumte. »Das ist das letzte Mal, dass Annie und ihre Damen mit uns zusammen jagen. Ach, herrje, was für eine Plage Frauen doch sein können!«
Hepburn behielt den Zwischenfall für sich, da James sowieso in ständiger Angst vor Meuchelmördern lebte. Patrick musterte die Jäger, konnte aber keinen Bogen entdecken. Die meisten jagten wie er und James, nämlich mit Hunden und Messern. Er gestattete dem inneren Auge seines Bewussteins, die nahen Wälder zu durchsuchen, konnte aber nirgends Anzeichen eines lauernden Feindes entdecken. Entweder war sein Widersacher längst über alle Berge, oder es handelte sich um den verirrten Pfeil einer Jägerin. Ja, wenn die Hölle zufriert!
Schließlich brach die Gesellschaft auf. Da Hepburn Vorsicht für angebracht hielt, war er in den nächsten Stunden unablässig auf der Hut.
Als die Hundemeute des Königs es nicht schaffte, einen großen Bock zu stellen, fragte James ihn: »Wann schenkst du mir endlich ein Paar deiner edlen schottischen Jagdhunde, Patrick, mein Junge?«
Da kannst du lange warten! »Wenn Sabbath wirft, Euer Majestät.«
Catherine hatte ihren Spaß. Meist verfehlten die mit Pfeil und Bogen jagenden Damen ihre Ziele und ließen sich von Helfern die Pfeile zurückbringen. Was Liz ihr über die Königin gesagt hatte, entsprach der Wahrheit: Anne liebte Pferde und Hunde. Sie zeigte auch großes Interesse an Mode, und als sie erfuhr, dass Cats Mutter Oberste Kammerfrau Königin Elizabeths war, bestürmte sie sie mit endlosen Fragen.
»Was tragt Ihr unter Eurem geteilten Rock? Ein Unterrock kann es nicht sein«, fragte Anne.
»Es ist einer, Euer Hoheit. Ich habe ihn einfach mittendurch geschnitten und so zwei Beine zusammengenäht.«
»Aber natürlich! Wie einfach. Man merkt, dass Ihr gern neuartige Entwürfe macht, Lady Catherine. Ihr müsst für mich etwas kreieren.«
»Es wäre mir ein Vergnügen, Madam.«
Obwohl die Damen nicht viel Jagdglück hatten, waren die an einem warmen Junitag verbrachten Stunden im Sattel ein wahrer Hochgenuss. Cat legte es nicht mehr darauf an, mit Hepburn zusammenzutreffen, bis sie und Geordie Holyrood verließen. Mit einem achtlosen Achselzucken tröstete sie sich damit, dass es ihr im Grunde gleichgültig sein konnte, ob er sich von ihr verabschiedet hatte oder
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