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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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Conroy.«
    Sein Lächeln, das gerade noch so strahlend war, hat jetzt nur noch die halbe Kraft, und ich spüre deutlich seine Zurückhaltung mir gegenüber, was mich hart schlucken lässt. Natürlich wusste ich, dass unser Verhältnis anders als bisher sein würde, aber das Misstrauen in seinen Augen zu sehen, belastet mich mehr, als ich dachte – zumal es sehr fraglich ist, ob sich der Vertrauensverlust tatsächlich wieder ausbügeln lässt. Wir haben ihn als Stammkunden vielleicht für immer verloren, selbst wenn uns der Nachweis gelingt, dass wir ihn nicht betrogen haben.
    Ich kann gar nichts sagen, bin auf einmal befangen und froh darüber, dass Lord Ashbury sich Matteo zuwendet, den er sehr viel herzlicher begrüßt als mich.
    »Ich freue mich sehr, dass wir uns endlich auch mal persönlich begegnen, Mr Bertani!«, sagt er und strahlt wieder. »Harriet erzählt immer so begeistert von Ihnen!«
    Matteo runzelt die Stirn. »Sie kennen meine Mutter?«
    Lord Ashbury nickt. »Wir engagieren uns beide für den National Trust«, erklärt er. »Ich habe mich daran erinnert, dass sie mir vor einiger Zeit erzählt hat, dass Enzo di Montagna Ihr Spezialgebiet ist, deshalb ist es mir sehr recht, wenn Sie diese Expertise übernehmen.«
    Deswegen wollte er also unbedingt, dass Matteo die Untersuchung übernimmt, denke ich, ein bisschen erstaunt über diese persönliche Verbindung der beiden Männer. Für mich ist Matteo so sehr mit Rom und der südländischen Lebensart verknüpft, dass ich die Tatsache, dass er halber Engländer ist, meist komplett verdränge.
    »Dann hoffe ich, dass ich den Erwartungen gerecht werden kann, die meine Mutter geweckt hat«, antwortet Matteo, doch sein selbstbewusstes Lächeln verrät, dass er da ganz sicher ist. »Dürfte ich das Gemälde mal sehen?«
    »Selbstverständlich.« Lord Ashbury kann seine Aufregung jetzt nicht mehr verhehlen. »Ich habe extra den blauen Salon als Arbeitszimmer für Sie herrichten lasen, damit Sie es in Ruhe untersuchen können.« Er zögert kurz. »Es ist Ihnen doch recht, wenn Sie das hier machen? Ich würde mich einfach wohler fühlen, wenn alles unter meinem Dach stattfände und ich mich ständig über Ihr Vorankommen informieren könnte.«
    »Natürlich«, versichert ihm Matteo, und ich schlucke beklommen, denn Lord Ashburys Misstrauen ist nur allzu offensichtlich – und gerechtfertigt, wenn ich ehrlich bin. Plötzlich kann ich mir sehr gut die Reaktionen der Kunden vorstellen, wenn der Verdacht, unter dem unser Auktionshaus gerade steht, öffentlich wird. Ich muss es Lord Ashbury hoch anrechnen, dass er bisher geschwiegen hat und bereit ist, die Expertise abzuwarten. Und das scheinen wir allein der Tatsache zu verdanken, dass er so große Stücke auf Matteo hält.
    Lord Ashbury geht voraus zur Tür, und wir folgen ihm. Doch als er sie öffnet, steht eine hübsche blonde Frau davor, die offenbar gerade im Begriff war, die Bibliothek zu betreten. Es ist Ashburys Frau Rebecca, ich kenne sie von früheren Besuchen. Sie ist mit Ende zwanzig nur unwesentlich älter als ich, trägt perfekt sitzende Reitkleidung und ist eindeutig ziemlich schlecht gelaunt.
    »Robert, Darling! Da bist du ja. Ich suche dich schon überall!«, sagt sie mit gereizter Stimme, schaltet jedoch sofort auf ein strahlendes Lächeln um, als sie sieht, dass ihr Mann nicht allein ist. Oder besser gesagt: als sie sieht, dass er in Begleitung eines extrem attraktiven Mannes ist. Dass ich auch dabei bin, beachtet sie gar nicht, sie hat nur Augen für Matteo.
    »Becca!« Das plötzliche Auftauchen seiner Frau scheint Lord Ashbury zu erstaunen, offenbar hatte er nicht mit ihr gerechnet. »Wir haben Besuch«, erklärt er ihr dann und übernimmt die Vorstellung. »Sophie Conroy kennst du ja. Und das ist Matteo Bertani. Er ist der Sohn von Harriet Sanderson, ich habe dir von ihm erzählt, erinnerst du dich? Er soll den Enzo untersuchen.«
    »Natürlich erinnere ich mich«, flötet die schöne Becca und reicht Matteo mit einem entzückten Augenaufschlag die Hand. Was mich nervt. Sehr sogar.
    Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen wir uns bisher begegnet sind, hatten wir uns nicht viel zu sagen. Anders als ihr Mann interessiert sich Rebecca Ashbury nämlich nicht für Kunst und macht auch keinen Hehl daraus, wie unnötig sie es findet, Geld dafür auszugeben. Sie steckt es nämlich sehr viel lieber in Designerklamotten und die Extravaganzen, die ein Leben an der Seite eines sehr wohlhabenden Mannes

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