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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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ist heute schon den ganzen Tag unangenehm schwül draußen, die Vorboten eines heftigen Gewitters, das für heute Abend angesagt ist. Dann kühlt es sich zwar auch wieder ab, nur nützt mir das im Moment nichts, denn in den schlecht klimatisierten Büroräumen im Auktionshaus – einer der Nachteile unseres altehrwürdigen Firmensitzes – hat sich die Hitze zäh ausgebreitet. Im Hochsommer halte ich es nur mit einem Ventilator aus, aber den wollte ich Anfang Juni noch nicht rausholen, deshalb habe ich mir mit offenem Fenster und offener Tür beholfen.
    Stickig ist es trotzdem, was Sarah hervorhebt, indem sie sich auf den Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch fallen lässt und sich mit dem Umschlag, den sie in der Hand hält, demonstrativ Luft zufächelt.
    »Wieso bist du überhaupt hier?«, fragt sie, fast ein bisschen vorwurfsvoll, was mich amüsiert die Stirn runzeln lässt. Denn eigentlich ist das doch wohl offensichtlich.
    »Weil ich arbeiten muss, Sarah.« Ich deute auf die Papiere, die sich auf meinem Schreibtisch stapeln. »Ich ertrinke sogar drin, wenn man’s genau nimmt.«
    Sarah zieht die Brauen nach oben. »Und genau das verstehe ich nicht. Ich dachte, das wäre zweitranging, weil du dich vor allem um euern Besuch aus Italien kümmern musst. Wo ist der edle Retter überhaupt?«
    »Ob Matteo uns retten wird, steht noch überhaupt nicht fest«, stelle ich richtig. »Und was seinen Aufenthaltsort angeht: Er ist in Ashbury Hall und arbeitet weiter an der Expertise. Lord Ashbury besteht darauf, dass er es dort macht, damit er alles besser unter Kontrolle hat.«
    »Okay«, sagt Sarah, ein bisschen genervt. »Und warum bist du dann nicht dort?«
    »Weil … durch meine lange Abwesenheit so viel Post und Papierkram aufgelaufen ist, dass ich das erst mal abarbeiten muss«, erkläre ich ihr, vielleicht ein bisschen zu hastig. Sie sieht nämlich leider nicht aus, als würde ihr das als Begründung reichen.
    »Ich dachte, die Expertise wäre im Moment am wichtigsten. Und du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass du lieber hier in deinem stickigen Büro sitzt, als bei Matteo zu sein, oder?«
    Mit einem tiefen Seufzen lasse ich mich in meinen Stuhl zurücksinken.
    »Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr.« Verzweifelt sehe ich sie an. »Das verwirrt mich alles so, Sarah. Matteo hat mir in Italien gesagt, dass er keine Pläne macht. Er hat gesagt, dass es ihm nichts ausmacht, wenn er mich nicht mehr sieht, und er war die ganze Fahrt über so distanziert zu mir, dass ich wirklich dachte, es ist vorbei. Und dann hat er mich vorgestern Abend geküsst und …«
    »Er hat dich geküsst?« Jetzt habe ich Sarahs volle Aufmerksamkeit. »Aber das ist doch super.«
    »Nein, ist es nicht«, widerspreche ich ihr vehement. »Mein Leben steht gerade Kopf, Sarah. In jeder Hinsicht. Wir müssen diese Sache mit dem Enzo aus der Welt schaffen, ich muss mich um das Geschäft kümmern und um Mum und dazu noch sehen, dass alles weiterläuft. Ich kann nicht den ganzen Tag von einem Mann träumen, den ich nicht haben kann – ganz egal, wie sehr ich mir das vielleicht wünsche. Das geht nicht.«
    Zu dieser Erkenntnis bin ich nach zwei fast schlaflosen Nächten gekommen, in denen ich an nichts anderes denken konnte als an Matteo und daran, wie sehr ich mich nach ihm sehne. So sehr sehne, dass es mir richtig wehtut. Aber ich muss einfach vernünftig sein.
    Deshalb habe ich immer wieder gute Gründe gefunden, nicht zu ihm nach Ashbury Hall zu fahren. Und er scheint ja auch keine große Sehnsucht nach mir zu haben, denn er hat sich seit unserem Kuss vor zwei Tagen nicht mehr gemeldet, was mir – trotz meiner hehren Vorsätze – richtig wehtut.
    Sarah hat jedoch offensichtlich keinerlei Verständnis für meine Lage, denn sie sieht mich an, als hätte ich komplett den Verstand verloren.
    »Ist dir eigentlich schon mal der Gedanke gekommen, dass es Matteo ähnlich geht wie dir? Dass ihn seine Gefühle für dich auch verwirren? Ich weiß, er hat gesagt, dass er keine Beziehung will, nichts Langfristiges. Aber er ist deinetwegen verdammt weit gefahren – so etwas tut man nur, wenn einem jemand etwas bedeutet. Manchmal muss man Dinge eben ausprobieren, um herauszufinden, ob sie funktionieren.«
    Ich schüttele den Kopf. »Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Das solltest du dir aber leisten, wenn du eine Chance haben willst, glücklich zu sein.« Sarah beugt sich vor und fixiert mich eindringlich. »Das, was du

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