Verfuehrt in Las Vegas
mich doch etwas für dich tun, Graham.”
Warum konnte sie denn nicht einsehen, dass er das nicht wollte? Er wollte nicht, dass sie noch mehr in seine Privatangelegenheiten hineingezogen wurde. Wenn er dies zuließe, müsste er sich vielleicht eines Tages von ihr trennen, und dann würde sie ihn hassen. Seine Ehe und die seiner Eltern waren ihm ein warnendes Beispiel.
„Wenn du mir zuhörst, hilft das schon, Caitlin”, meinte er ausweichend.
Sie nickte mit ausdruckslosem Gesicht. In diesem Moment ertönte die Türklingel, und sie musste sich wieder einer neuen Kundin zuwenden.
Bedauernd sah Graham ihr nach. Er wollte sie nicht verletzen. Es war klar, dass ihre Nerven in der letzten Zeit ziemlich gelitten hatten. Vor allem musste er jetzt dafür sorgen, dass sie dem Killer möglichst schnell auf die Spur kamen und ihn festnahmen.
Damit wäre zumindest eines der anstehenden Probleme gelöst. Er schuldete es Caitlin, darauf seine ganze Energie und Konzentration zu verwenden.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Kerry ging nach hinten und kehrte zwei Minuten später wieder zurück.
„Es ist für Sie, Graham”, rief sie. „Detective Chambers.”
Graham nickte. Hoffentlich würde Chambers sich am Telefon etwas kürzer fassen als heute morgen bei ihrem Gespräch.
11. KAPITEL
Graham blickte zu Caitlin hinüber. Sie stand gerade an der Kasse.
Immer wieder war er über die Art erstaunt, wie ein Fall sich entwickelte. Manchmal passierte monatelang gar nichts, die Ermittlungen zogen sich zähflüssig dahin, um dann plötzlich durch das entscheidende Indiz gelöst werden zu können. Und manchmal fand sich die Lösung sofort, wie die Stücke eines Puzzles, die mit einemmal Sinn und ein vollständiges Bild ergaben. Aber in beiden Fällen hatte er gelernt, dass entscheidend war, was innerhalb der ersten achtundvierzig Stunden passierte.
Nachdem er identifiziert worden war, fiel es der Polizei natürlich viel, leichter, den Aufenthaltsort von Horace Taylor zu ermitteln. Dabei hatten sie sich sowohl der Informationen aus dem Computernetz als auch der Hilfe bezahlter Spitzel bedient.
Außerdem hatten sie Glück gehabt, und das war immer der entscheidende, wenn auch unberechenbare Faktor.
„So, jetzt ist Showtime”, verkündete er Caitlin.
Diese händigte gerade einer älteren Kundin einen Kassenzettel aus. Sie sah Graham überrascht an.
„Was soll das heißen? Vergiss bitte nicht, dass ich deinen Polizeijargon nicht verstehe.”
Die Kundin sah ihn überrascht an. Sie hatte Graham schon vorher wohlwollend gemustert, was Caitlin nicht entgangen war. Aber es war auch nichts Neues, dass Graham eine umwerfende Wirkung auf Frauen jeden Alters hatte.
„Sie sind Polizist?” fragte die Dame mit großen Augen. „Ich muss sagen, das hätte ich nicht gedacht. Hören Sie, Officer, bei mir in der Nachbarschaft werden immer diese extrem lauten Partys gefeiert und…”
Caitlin warf Graham einen genervten Blick zu. Doch zu ihrer Überraschung blieb er vollkommen gelassen und freundlich.
„Warum klopfen Sie nicht einfach an die Tür?” schlug er vor. „Vielleicht haben sie ja nichts dagegen, wenn Sie mitfeiern.”
Die Kundin stutzte einen Moment und überdachte den Vorschlag. Dann nickte sie plötzlich, ihre Augen strahlten.
„Ja, das ist wirklich eine gute Idee”, meinte sie zustimmend. „Ich war schon seit ewigen Zeiten nicht mehr auf einem Fest.” Sie nickte den beiden noch einmal zu und verließ dann den Laden.
Nachdem Caitlin die Tür hinter ihr geschlossen hatte, sagte sie amüsiert zu Graham:
„Du hast ihr damit bestimmt den Tag versüßt. Darf ich jetzt wissen, was du mit Showtime meinst?”
Graham nickte. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Plötzlich fröstelte Caitlin. Es hatte etwas mit dem Mörder zu tun, sie spürte es ganz genau. Immer wieder vergaß sie die Gefahr, in der sie schwebte. Vielleicht ist das ja auch ein Schutzmechanismus, dachte sie.
Graham räusperte sich. „Das soll heißen, ich möchte dich bitten, mit mir aufs Revier zu kommen. Ich glaube, wir haben den Burschen erwischt. Du musst ihn jetzt nur noch identifizieren.”
Caitlin konnte es nicht glauben. „Ihr habt ihn erwischt? Jetzt schon? Das ist ja großartig!”
Graham nickte. „Ja, manchmal geht es ganz schnell.”
„Das scheint mir auch so.” Caitlin blieb einen Moment lang stumm. Die Aussicht, dem Mörder in die Augen sehen zu müssen, war nicht gerade erfreulich. Sie biss sich auf die Lippen. Ihr Mund
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