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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Pistole fallen ließ. »Bringen Sie sich in Sicherheit, Captain! Das ist kein Mensch! Sie ist eine Meerhexe, die es nach Männerfleisch hungert. Gehen Sie nicht zu nahe hin! Sonst macht sie mit Ihnen, was sie will.«
    Gerards Augen blitzten erheitert. »Das Glück möchte ich haben.«
    Den Mann links von sich hatte Lucy ganz vergessen. »Vielleicht ist sie auch keine Meerhexe, Sir«, gab er verschüchtert zu bedenken. »Eine S-s-sirene vielleicht. Wenn sie den Mund aufmacht, halten Sie sich am besten die Ohren zu. Weil ihre Stimme nämlich so schön ist, dass Sie vor Verlangen verrückt werden.«
    »Oh, um Gottes willen, hören Sie auf damit!« Lucy war mit ihrer zweifelhaften Geduld am Ende und gab ihnen allen Grund, sich zugehaltene Ohren zu wünschen. »Aufhören, sage ich! Keine Sekunde länger toleriere ich diesen Unsinn. Haben Sie verstanden? Aufhören !«
    Ihr Kasernenhof-Ton ließ die Männer erstarren. Wenn Lucy eines von ihrem Vater gelernt hatte, dann war es, Befehle zu bellen. Ein paar Sekunden lang war, abgesehen vom unheimlichen Geflüster der bizarren schwarzen Segel, kein Laut zu hören.
    Es reichte ihr. Lucy Snow hatte genug von wankelmütiger Loyalität. Genug davon, Gegenstand von Witzeleien zu sein, die sie nicht verstand. Genug davon, von Männern herumgeschubst zu werden.
    Sie richtete die Pistole auf den jungen Iren. »Aufstehen! Sie stehen auf der Stelle auf und hören mit diesem kriecherischen Getue auf! Haben Sie denn gar keinen Stolz?«
    Als er mit belämmerter Miene aufstand, schoss ihr eine längst vergessene Erinnerung durch den Kopf. Doch dann lenkte ein nervöses Rascheln sie ab.
    Sie zielte mit der Pistole auf den Mann, der auf der Reling hing. »Und Sie, Sie kommen da sofort runter! Und hören Sie mit dem Gewimmer auf! Oder ich gebe Ihnen einen Grund zum Wimmern!«, zeterte sie.
    Der Mann gehorchte, sah aber immer noch so aus, als bräche er gleich in Tränen aus.
    Sie zielte wieder auf Gerard, der völlig unbeweglich erschien, mittlerweile aber ein gutes Stück näher gekommen war. Genau wie die Geistererscheinung, für die man ihn hielt.
    Lucys Stimme war jetzt von einer tödlichen Ruhe. »Keinen Schritt weiter, Captain, oder es war Ihr letzter Schritt.«
    Gerard nickte in Richtung der Pistole. »Das Ding da ist um einiges tödlicher als ein Brieföffner. Für einen Fehlschlag haben Sie da nicht viel Spielraum.«
    Es war weder die Pistole noch die Drohgebärde, die Gerard beschäftigte. Sondern Lucy selbst. Sie war viel zu aufgebracht, um sich ihrer spärlichen Bekleidung bewusst zu sein, doch der Wind hatte seine helle Freude daran, ihr das zarte Unterkleid und den Schlüpfer an die perfekten Kurven zu kleben. Pudge, mit seiner ausgeprägten Liebe zur Mythologie, war der Wahrheit am nächsten gekommen. Mit den nackten, wohl geformten, fest aufs schwankende Deck gestemmten Beinen und dem langen blonden, vom Wind zerzausten Haar sah sie ganz und gar wie eine wütende nordische Göttin aus, der der Sinn nach Rache stand.
    In den grauen Augen blitzte pure Mordlust. Der hinreißende Mund war zu einem höhnischen Lächeln verzerrt. Gerard hatte sie nie schöner gesehen. Er wünschte, der Admiral hätte all dieses Feuer und diese Lebensgeister durchbrechen sehen, die er mit aller Gewalt hatte unterdrücken wollen. Dass sie ihn im Angesicht seiner Mannschaft als Geisel genommen hatte, hätte ihn erbosen sollen, doch ein grimmiger Stolz besänftigte seinen Zorn.
    »Ist es Ihnen je in den Sinn gekommen, Miss Snow, dass die Pistole vielleicht überhaupt nicht geladen ist?«, gab er zu bedenken. »Glauben Sie tatsächlich, ich würde einem zerstreuten Burschen wie Tam erlauben, sich eine geladene Waffe in den Hosenbund zu stecken?«
    Lucys Zuversicht geriet ins Wanken, doch sie erinnerte sich nur allzu gut, wie überzeugend Gerard sein konnte, wenn es seinen selbstsüchtigen Zwecken dienlich war. »Wenn sie nicht geladen ist, dann stört es Sie doch sicher nicht, wenn ich abdrücke, oder?«
    Gerards reumütiges Lächeln bedeutete ihr, dass sie gewonnen hatte. Die argwöhnischen Blicke seiner Männer durchbohrten sie förmlich.
    »Wenn das Leben Ihres Captains Ihnen etwas bedeutet, Gentlemen, dann schlage ich vor, dass Sie die Segel einholen und den Anker auswerfen. Wir werden genau hier festmachen und auf das nächste Schiff der Royal Navy warten, das hier vorbeikommt.« Als sie keine Anstalten machten zu gehorchen, wedelte Lucy gefährlich mit der Pistole. »Tun Sie, was ich sage, oder ich

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