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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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jage ihm eine Bleikugel durch sein miserables Herz. Ein erbärmliches Ziel, das gebe ich gern zu, aber ich muss es tun.«
    Die Männer schauten verunsichert zwischen Gerard und ihr hin und her. Keiner rührte auch nur einen Muskel. Er hätte nur ein klein wenig mit dem Kopf zu nicken brauchen.
    »Es tut mir Leid, Lucy. Aber ich fürchte, meine Männer gehorchen allein meinem Kommando.« Gerards Freundlichkeit war sogar noch unerträglicher als seine Häme.
    »Dann sagen Sie es Ihnen.«
    Er verschränkte mit fast schon mitleidiger Miene die Arme vor der Brust.
    Lucys Abzugsfinger zuckte, als Apollo, der sich einen triefenden Lappen an die Stirn hielt, in Sicht stolperte. »Sie dürfen der kleinen Missie nicht die Schuld geben, Sir. Es ist alles nur wegen meiner Ungeschicklichkeit passiert. Ich würde immer noch auf dem Kajütenboden liegen, wenn Kev…«
    Gerard zog drohend die Augen zusammen, was Apollo die Gelegenheit gab, zu begreifen, dass es nicht die kleine Missie war, die in Schwierigkeiten steckte, sondern sein Captain. Apollos große Augen verdunkelten sich, als habe Lucy ihn irgendwie enttäuscht. Er baute sich wie ein rachsüchtiger Engel hinter Gerard auf.
    Die gemeinsame Front der beiden ließ Lucys Verzweiflung wachsen. Vielleicht nahm sie ja besser einen der schwächeren Männer ins Visier.
    »Sie da!«, rief sie und brachte den Mann in Bedrängnis, der vorhin vom Schiff springen wollte. »Sie sind doch der Segelmacher, oder?«, fragte sie der ledernen Schürze wegen, die sich über seinem dicken Bauch spannte. » Sie holen jetzt die Segel ein!«
    Er scharrte mit den Füßen, duckte den Kopf wie eine verängstigte Kropftaube und gab keine Antwort. Irgendetwas an seinen seltsamen drahtgefassten Augengläsern kam ihr bekannt vor. Irgendetwas, das ihr vor Wehmut das Herz abdrückte.
    »Also gut, dann eben Sie !«, schrie sie und zielte mit der Pistole auf den jungen Iren. »Sie holen jetzt die …« Als sie die Schmutzstreifen um seinen sommersprossigen Hals entdeckte, verschlug es Lucy den Kommandoton. »Sie …«, sagte sie leise. »Sie sind doch einer von denen, die sich als Leibwächter bei uns beworben haben. Der, den Smythe die Vordertreppe hinuntergeworfen hat.« Die Pistole wackelte in ihrer Hand, als sie all die bekannten Gesichter um sie herum betrachtete. Sie zeigte mit dem Finger vorwurfsvoll auf einen geschmeidig wirkenden Orientalen. »Sie sind doch der, der Captain Cook zerbrochen hat! Und Sie … Sie haben die silbernen Löffel geklaut.« Sie lachte hysterisch. »Wo sind Sie denn an jenem Tag gewesen, Apollo? An Sie hätte ich mich bestimmt sofort erinnert.«
    »Meine Schreibkünste sind legendär!«, gab er zu. »Ich habe dem Captain die Referenzen verfasst. Und …«, er gestikulierte mit den mächtigen Händen, »… ich habe die ernst zu nehmenden Bewerber so lange aufgehalten , bis der Captain die Stelle bekommen hatte.«
    Die Fabelerzählungen stimmten also, dachte Lucy bei sich. Die Retribution war mit Gespenstern bemannt. Den Gespenstern all derer, die dem Captain geholfen hatten, sich in ihr Leben zu schleichen. Wie hätte der Admiral dem selbstsicheren Mr. Claremont auch widerstehen sollen, nachdem eine derart verlotterte Schar über ihn hereingebrochen war?
    Tam schien genauso geschockt zu sein, wie Lucy es war. »Oh, Miss! Ich hätte Sie nie erkannt. Das letzte Mal, als ich Sie gesehen hab, waren Sie …«
    »Angezogen?«, half Lucy ihm auf die Sprünge.
    Tams Sommersprossen verschwanden im rot angelaufenen Gesicht. »Aye, das auch. Ein bisschen durcheinander bin ich halt gewesen, nachdem Sie mir übers Hirn gehauen haben mit diesem komischen Schirm, den Sie da hatten.«
    »Tam«, bellte Gerard ihn eine Sekunde zu spät an.
    Lucy betrachtete den Burschen lang und eingehend. Er war tatsächlich jener maskierte Schurke gewesen, der versucht hatte, ihr in der Nähe des Seidenhändlers die Handtasche zu klauen. Die Entdeckung führte zu einer weiteren, deutlich erschreckenderen Schlussfolgerung.
    Die Zeit schien rückwärts zu laufen und brachte Lucy in jenen ungeheizten Raum eines gewissen Gasthauses zurück, wo der Eisregen an die Fenster prasselte, Gerard sie wunderbar warm in den Armen hielt und ihrem Hals einen Kuss aufstreifte, der vielleicht die größte Hinterhältigkeit von allen gewesen war.
    Sie blinzelte durch einen heißen Tränenschleier zu Gerard hinüber und war nicht mehr fähig, den Schmerz zu verbergen, der ihr das Herz zerquetschte. Er tat einen tollkühnen

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