Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
machen.
    »Danke, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind«, sagte Lucy mit klarer, kühler Stimme.
    Aber Gerard wollte diese Stimme heiser vor Leidenschaft hören, vor Wollust. Wollte Lucy ihn bitten hören, sie zur Frau zu machen, wie sie es in jener Nacht im Pförtnerhaus getan hatte. »Ich bin nicht hungrig«, sagte er und scherte sich nicht darum, wie rüde er sich benahm. »Und ich bin auch nicht an einem Würfelspiel oder der Porträtmalerei interessiert.«
    Ihre Blick war herausfordernd. »Warum sind Sie dann überhaupt gekommen?«
    »Deswegen«, sagte er, marschierte am hübsch gedeckten Tisch vorbei und nahm sie in die Arme.
    Lucy hatte durchaus erwartet, dass ein elegantes Kleid vielleicht seine Lust entfachen würde. Aber sie hatte nicht erwartet, diese Lust so weit außer Kontrolle geraten zu lassen, dass sie alles fortschwemmte, was sich ihr in den Weg stellte, selbst ihren eigenen Willen, Gerard zu widerstehen. Einen bebenden Augenblick lang hielt er sie so fest umschlungen, wie seine Arme es nur vermochten, und seine Zurückhaltung erschien ihr provozierender als jeder Verführungsversuch. Lucy klammerte sich an seinen Hemdkragen, hin- und hergerissen zwischen Hingabe und Gegenwehr.
    »Haben Sie mich deshalb hierhergebeten?«, murmelte er in ihr Haar.
    Sein würziger, vertrauter Geruch überwältigte sie und ließ sie zittrig nach Luft ringen. »Ich weiß nicht … Ich dachte, wir könnten uns einfach nur unterhalten, ohne einander anzuschreien …?«
    Er atmete eine Feuerspur den nackten Schwung ihres Halses hinunter. »Ich schreie Sie doch gar nicht an, oder?«
    Selbst wenn er es getan hätte, Lucy hätte ihn kaum hören können, so wie ihr Puls unter seinen kunstfertigen Lippen jagte. Ihre Finger entwickelten mit einem Mal einen eigenen Willen, tauchten in seinen offen stehenden Hemdkragen und suchten die Wärme seiner Muskeln.
    Die scheue Berührung ließ Gerard ächzen. Er wühlte die Finger in ihr Haar, löste den locker geschlungenen Chignon und ließ die Strähnen über seine Finger fallen. Er nahm ihr Gesicht in die Hände, als sei es ihm unschätzbar kostbar, und senkte seine Lippen auf ihren Mund. Er knabberte an ihren Lippen, verfolgte die perfekten Konturen mit nervenaufreibender Sorgfalt. Sein Kuss war bar jeden Spotts und jeder Spielerei, sondern hungrige Ehrerbietung eines Mannes, der dazu geboren war, die Frauen zu lieben.
    Wenn er doch sie geliebt hätte!, dachte Lucy. Er hatte doch so gut wie zugegeben, dass nach sechs Jahren erzwungenen Zölibats eine jede Frau gut genug war, seine Leidenschaften zu befriedigen. Sogar die Tochter seines Feindes.
    Doch sie bekam von ihm einfach nicht genug, bekam nicht genug vom berauschenden Drängen seiner Zunge. Er schmeckte nach erbeutetem Brandy und verbotenen Vergnügungen wie damals in jener Herbstnacht vor unendlich langer Zeit. Der Nacht, in der sie Gefahr gelaufen war, Captain Doom nicht nur ihren Körper auszuliefern, sondern die Seele dazu.
    Als hätte es schon genügt, nur den Namen zu denken, damit die Vergangenheit sie einholte, schlug eine Faust von draußen gegen die Tür.
    Beide erstarrten, als Apollos körperlose Stimme an ihre Ohren drang. »Vierundsiebzig-Kanoner von Nord, Captain. Flaggschiff Argonaut .«

25
     
    Lucy war nie das Mädchen für hysterische Anfälle gewesen, aber diesmal hätte sie am liebsten mit dem Fuß aufgestampft und losgeheult, so abartig, wie das Timing ihres Vaters war. Sie schaute Gerard in die Augen und fand eine Spur von Bedauern darin, die aber allzu schnell unbändiger Kampfeslust wich.
    Sie wollte noch nach ihm greifen, doch er war schon auf dem Weg zur Tür, jeder Schritt voller Erwartung. »Du bleibst in der Kajüte, es sei denn, ich lasse dich rufen. Oben ist es vermutlich nicht mehr sicher.«
    »Gerard?«
    Er drehte sich zögernd um, als wage er nicht, ihr in die Augen zu sehen. Er duckte den Kopf wie ein kleiner Junge, den man im Badezuber dabei erwischt hatte, wie er Marineadmiral spielte. Es drückte Lucy vor Liebe das Herz ab. »Ja?«
    Sein abruptes Verschwinden machte ihr Angst, und sie rieb sich die Arme. »Nimm dich in Acht. Er ist ein gefährlicher Gegner.«
    Ein angespanntes Lächeln umspielte seine schönen Lippen. »Das bin ich auch.«
    »Als ob ich das nicht wüsste«, flüsterte Lucy, nachdem er gegangen war, und betrachtete das ruinierte Abendessen, für das Tam sich solche Mühe gemacht hatte. So wie es schien, war das Spiel wieder in vollem Gange, und Lucy hatte schon verloren,

Weitere Kostenlose Bücher