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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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sein nächstes Opfer ins Visier. »Habe ich dich nicht Anfang der Woche gesehen, wie du Miss Snow gezeigt hast, wie unsere Nebeldampfmaschine funktioniert?«
    Fidgets Wange zuckte staccato. »Aye, Sir. Sie ist … neugierig drauf gewesen.«
    »Und du, Digby? Habe ich mir das nur eingebildet, oder hast du ihr erklärt, wie die Schießpulveräffchen, also unser hoffnungsvoller Nachwuchs, euch die Kanonenkugeln reichen?«
    Der alte Kanonier kratzte sich das kahler werdende Haupt.
    »Verfluchte Sache, das, Cap’n. Sie ist gerade unten vorbeigekommen … und … verdammt … ich bestreit es gar nicht.«
    Gerard schüttelte den Kopf. Seine Stimme war so voller Geduld, dass es Lucy kalte Schauer den Rücken hinunterjagte. »Und sogar du, Apollo. Du bist derjenige, der so zuvorkommend war, Miss Snow zu zeigen, wie unser falsches Oberdeck funktioniert.«
    Der Steuermann nahm Haltung an. »Aye, Sir. Das bin ich gewesen.«
    Gerard schritt, die Hände auf den Rücken gelegt, die Reihe der Männer ab. Dann brach der Sturm los. »Warum habt ihr verfluchten Idioten euch nicht gleich zusammengesetzt und ihr einen Plan des Schiffs aufgezeichnet? Meines Schiffs! Dann hätte Miss Snow ein Geschenkband drum herum winden und den Plan dem High Admiral der Royal Navy übergeben können!«
    Die Männer starrten ihn fassungslos an. Sie hatten ihren kühlen Kapitän nie in solcher Rage erlebt.
    Seine Augen glühten vor Zorn. »Habt ihr alle den Verstand verloren? Ihr seid gesuchte Kriminelle, um Gottes Willen! Flüchtlinge! Hat sie euch so um den Finger gewickelt, dass ihr gar nicht auf die Idee gekommen seid, dass es gefährlich sein kann, wenn sie euch porträtiert? Ihr Talent wird euch gar nicht mehr gefallen, wenn eure Visagen auf den Seiten der Times auftauchen mit dem Hinweis auf die ordentliche Belohnung, die auf euch Dummköpfe ausgesetzt ist.«
    Lucy konnte nicht zulassen, dass die Männer eine Abreibung bekamen, die eigentlich ihr gebührte. »Captain?«, sagte sie und hasste sich für ihr verschüchtertes Stimmchen. »Es war wirklich nicht die Schuld der Männer. Ich habe nur versucht …«
    »Sie!« Gerard schoss auf dem Absatz herum und zeigte mit dem Finger auf sie. »Sie aufdringliche, kleine …«
    Er brach ab und drängte sie von den anderen weg Richtung Steuerbord. Lucy hatte ihn seit der Nacht, in der sie ihn mit einem Brieföffner hatte erstechen wollen, nicht mehr in solch mörderischer Rage erlebt. Aber damals hatte er sie auch nicht umgebracht, sagte sie sich tapfer.
    Sie hielt seinem Blick stand. »Warum werfen Sie mich nicht einfach über Bord? Es wäre zudem ja nicht das erste Mal, Captain Doom.«
    Er packte sie bei den Schultern. »Das sollte ich auch. Sie brauchen nur mit diesen seidigen Wimpern zu klimpern, mit großen unschuldigen Augen zu schauen und mit Ihrem hübschen Hintern zu wackeln, schon spielen meine Männer verrückt und plappern sämtliche Geheimnisse aus.«
    »Ich weiß zu viel«, stimmte Lucy zu und schaute ganz ernsthaft drein. »Sie können sich gar nicht leisten, mich am Leben zu lassen.«
    Seine Lippen waren nur noch eine Winzigkeit von ihren entfernt, als er sie durchschüttelte und losbrüllte, dass sich Strähnen aus ihren Zöpfen lösten. »Verflucht sollen Sie sein! Aber falls Sie glauben, dass ich dem Zauber eines affektierten, unterernährten Fratzes von einer Jungfrau verfalle, dann überschätzen Sie sich gewaltig! Zur Hölle, Sie würden mich ohnehin kein bisschen interessieren, wenn ich nicht sechs Jahre lang keine verfluchte Frau gehabt hätte!«
    Seine Worte fielen wie Blei in die fassungslose Stille. Er fluchte noch mit der Beredtheit eines Digby, dann ließ er sie los und marschierte von dannen.
    Die Männer versammelten sich um sie. Pudge streichelte mit ungelenken Fingern ihren Arm. »Nich weinen, Miss Lucy. Oh, bi-bitte nich weinen.«
    Sie mussten sich anstrengen, Lucys leises Stimmchen zu verstehen. »Apollo, wem haben die Kleider gehört, die in dieser Truhe waren?«
    Es war Kevin, der ihr die Frage beantwortete. »Einer Dir…, meiner Schauspielerfreundin.« Sein verlegenes Achselzucken sprach Bände. »Sie hatte kaum Zeit, sich noch irgendwas von ihrem Zeug anzuziehen, so schnell hat Gerard sie im nächsten Hafen von Bord geworfen.«
    Lucy hob den Kopf, und ihre Augen leuchteten nicht tränennass, sondern hoffnungsfroh. Ihr fröhliches Lachen rührte den Männern das Herz wie ein fröhliches Lied.
    Lucy nahm den Segelmacher an der Hand. »Pudge«, sagte sie. »Hast du

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