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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Herz so liebenswert fand, hatte sie ihm wieder beigebracht zu lächeln. Sie hatte ihm mit ihrer Courage die Angst vor der Dunkelheit genommen. Sie hatte, all seiner Starrköpfigkeit zum Trotz, daran erinnert, dass es in dieser korrupten Welt noch etwas anderes gab als Rache.
    Und wie hatte er es ihr gedankt? Indem er sie fortgestoßen hatte, hintergangen, ihr eine Schiffspassage ins sichere Verderben besorgt – ohne Rückfahrkarte – und sie auf diese Reise mitgeschleift hatte. Verstellt hatte er sich, sie glauben zu lassen, dass er nur ihren zarten, geschmeidigen Körper wollte, ihm das Bett zu wärmen. Er fragte sich bitter, wem von ihnen beiden er das eigentlich hatte einreden wollen.
    Er berührte mit dem Finger ihre Nasenspitze und holte sich einen rauen Schießpulverfleck. Sie gehörte nicht in den dumpfigen Bauch eines Piratenschiffs. Sie gehörte in einen eleganten Londoner Salon, wo sie die Scharen ihrer reichen Bewunderer mit Tee bewirtete. Sein Blick wanderte zu ihren gesplitterten, schwarz verschmutzten Fingernägeln und den zerkratzten Knöcheln. Bevor er sich in ihr Leben gedrängt hatte, hatten ihre zarten Hände in makellosen Handschuhen gesteckt, ein Schirm hatte ihren milchweißen Teint vor der Sonne geschützt, und ihre Wangen waren mit feinstem Reispulver gepudert, nicht mit Schießpulver.
    Was in Gottes Namen hatte er getan?
    Ihre Augen flatterten auf, und ihr Blick wurde weich, als sie ihn sah.
    Gerard war so erleichtert, dass er sie am liebsten erwürgt hätte. Er drückte sie an seine Brust und grub den Mund in ihr verrauchtes Haar. »Du verdammte kleine Närrin! Was hast du dir dabei gedacht, einen derart wahnsinnigen Bravourakt hinzulegen?«
    Sie schlief noch halb und kuschelte sich an seine Brust, als schnüffle sie nach Trüffeln. Ihre Selbstzufriedenheit machte ihn rasend.
    Er hielt sie so weit von sich, dass ihr Kopf kraftlos nach hinten fiel. »Als ich gesagt habe, dass du nach unten gehen sollst, habe ich nicht das verdammte untere Kanonendeck gemeint.«
    Sie blinzelte zu ihm auf. »Wie?«
    »Spiel nicht das Unschuldslamm! Du weißt genau, was ich meine.«
    »Was?«
    »Und hör auf, so zu schreien! Falls du glaubst, dass dein Gebrüll mich ablenkt, Mädchen, dann täuschst du dich.«
    Von Gewissensbissen geplagt, weil er so kurz davor gewesen war, sie zu verlieren und traurig, weil er genau wusste, dass er sie ohnehin verlieren würde, zog er sie ungestüm an sich. Wild entschlossen, so lange wie möglich ihre Wärme auszukosten, bedeckte er ihr Gesicht mit Küssen und scherte sich nicht darum, dass sie nach Schießpulver und Schweiß schmeckte.
    Lucy seufzte müde und zufrieden, als er sie hochhob und aus dem Frachtraum aufs Deck trug. Seine erschöpften, glücklichen Männer waren klug genug, sich jedwedes anzügliche Grinsen zu verbeißen und einander nur verstohlen zuzuzwinkern, während sie das Geschehen beobachteten. Noch nicht einmal, als er mit Lucy auf den Armen ins seichte Wasser der Bucht sprang, gaben die Männer einen Mucks von sich.
    Ohne die rosige Morgendämmerung, die den Himmel zum Erröten brachte, auch nur eines Blickes zu würdigen, stapfte Gerard durchs Wasser, bis sie einen schmalen Seitenarm der Bucht erreicht hatten, den eine Reihe sich wiegender Palmen vom Schiff abschirmte. Erst jetzt stellte er sie auf die Füße.
    Tams Hemd blähte sich wie ein Ballon über die Wasseroberfläche. Lucy nahm in verständnisloser Verwirrung hin, wie Gerard zwischen zärtlichen Küssen auf ihre Stirn und wildem Geschüttel, als wolle er einem ungezogenen Spaniel Manieren beibringen, hin- und herwechselte. Sie betrachtete angestrengt seine schön geschnittenen Lippen. Er schien die ganze Zeit über ein und dasselbe zu wiederholen.
    Sie schüttelte gerade den Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie kein Wort hörte, da gingen ihr mit lautem Plop! die Ohren auf.
    »- liebe dich, verflucht!«
    Sie zuckte wegen der Lautstärke seines genervten Gebrülls zusammen. Ein ungläubiges Staunen erfüllte sie, wärmer sogar als die zärtlichen Wellen, die sie beide umspielten. Ihre Zehen gruben sich in den sandigen Boden des Meeres. »Tust du das?«
    Ihr sanftes Flüstern brachte ihn anscheinend wieder zur Vernunft. Er runzelte die Stirn, sein Gesichtsausdruck war mit einmal so verletzlich, so unfassbar elend, dass Lucy der absurde Wunsch überkam, ihn zu trösten, ihn glauben zu machen, dass alles nur ein böser Traum gewesen war, oder ein tropisches Fieber. Aber seine Liebe zu ihr

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