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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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eingeschlagen, als es Lucy erforderlich schien. »Vielleicht sollten Sie es nächstes Mal mit ein wenig Butter probieren, Sir. Dann rutscht der Toast besser.«
    Lucy schaute ihn erbost an, doch Vater schien nicht in der Verfassung zu sein, Claremont zu rügen. »Nicht wegen des Toasts«, röchelte der Admiral und zeigte auf die heruntergefallene Zeitung. »Wegen ihm ! Dieser Bastard bringt mich noch ins Grab!«
    Claremont streckte sich nach der Zeitung, aber Lucy schnappte sie ihm unter der Hand weg und sah sofort die fetten Lettern auf der Titelseite. » ›Captain Doom ‹«, las sie leise. Der Name kam wie eine unwillkürliche Bitte über ihre Lippen.
    Gerard war dankbar, dass ihr Vater immer noch mit Luftholen befasst war. Ein Blick in Lucys gedankenverlorenes Gesicht, und er hätte sie weggesperrt und den Schlüssel fortgeworfen. Ihr Teint war zu einem zarten Pfirsichton erblüht, die Lippen waren zu einem verführerischen Schmollmund geworden. Gerard realisierte voller Unbehagen, wie gerne er diese Lippen berührt hätte, um an ihnen zu knabbern und die Zunge dazwischenzuschieben.
    Die ungebetene Erkenntnis eröffnete jede Menge verwirrender Möglichkeiten.
    »›Nachdem er die Fregatte vor Dover zur Kapitulation gezwungen hatte, lud der maskierte Pirat (mit vorgehaltener Pistole) den Kapitän und dessen Mannschaft ein, mit ihm und seiner Crew eine gediegene Partie Pharo zu spielen. Obwohl Gerüchte wissen wollen, dass Captain MacGower von der HMS Guenevere über eintausend Pfund aus der Königlichen Schatzkammer zurückgewonnen habe, die zuvor von den Banditen einkassiert worden waren, soll er von den Possen des Banditen nicht begeistert gewesen sein.‹«
    Gerard ebenso wenig.
    Lucy hob den Blick und schien durch Claremont hindurchzustarren, die Augen ein weiches, nebliges Grau wie die See bei Morgendämmerung. Die zärtliche Sehnsucht in den Tiefen ihres Blicks traf Claremont hoch in der Magengrube, gefährlich nah am Herzen.
    Er fing langsam an, diesen Captain Doom fast schon so zu hassen wie der Admiral.
    »›Wie kann er es nur wagen? Hat man je von solcher Verwegenheit gehört? Eine Dreistigkeit, durch und durch!« Der Admiral knallte das Wasserglas auf den Tisch.
    Claremont wusste nicht, ob er Lucy rettete oder sich selbst, jedenfalls riss er ihr die Zeitung aus der Hand, worauf ihr Gesicht wieder seinen hochmütigen Ausdruck annahm.
    Er überflog den Rest des Artikels und wurde mit jedem Wort grimmiger. »Der Kerl führt sich immer tollkühner auf, wenn Sie mich fragen. Wenn er noch ein paar solcher Nummern durchzieht, wird man ihm den dümmlichen Hals lang ziehen.«
    »Darauf trinke ich!« Der Admiral hob das Glas.
    Lucy schaute Claremont triumphierend an. »Aber verstehst du denn nicht, Vater? Wenn Doom auf hoher See ist, dann besteht doch wirklich kein Grund -«
    »- weniger wachsam zu sein«, brachte Gerard den Satz zu Ende und übersah Lucys mordlustiges Funkeln. »Ein Schurke wie Doom hat vermutlich in ganz England Gefolgsleute. Welch besseren Zeitpunkt für eine Entführung gäbe es als den, wo ihm die ganze Besatzung einer Royal-Navy-Fregatte ein Alibi gibt?«
    »Ganz richtig, Sir«, stimmte der Admiral zu. »Wir müssen wachsamer sein denn je.«
    Lucy schnappte sich eine Serviette und drehte sie zusammen, als wünschte sie, es wäre sein Hals. Doch als ihr Vater sich beruhigt hatte und Lucy seine Hände zittern sah, wich ihre finstere Miene zärtlicher Besorgnis. Gerard konnte sein Frühstück nicht beenden. Lucys unterwürfiges Streben nach der Gunst ihres Vaters hatte ihm den Appetit verdorben.
    Sie tupfte ihrem Vater mit der Serviette die feuchte Stirn ab. »Ist ja gut, Vater. Soll ich dir noch etwas Wasser holen?«
    Er stieß ihre Hand fort. »Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn man ein solches Theater um mich macht. Warum fährst du nicht irgendwohin? Geh und kauf diese Farben. Dieser Schurke hat mich viel zu sehr aufgebracht, als dass ich heute Morgen noch an meinen Memoiren arbeiten könnte.«
    Gerard verkniff sich einen Fluch. Wieder eine Gelegenheit verpatzt.
    »Wie du wünschst, Vater«, antwortete Lucy brav.
    Die Haltung, mit der sie aus dem Speisezimmer schlich, war demütig, der Blick, den sie Claremont zuwarf, war es nicht. Gerard zog nachdenklich die Augen zusammen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Lucy den Admiral um seine Entlassung bat. Vielleicht war dieser Tag doch keineswegs verschwendet. Eine Einkaufsfahrt war möglicherweise ideal, die Falle zuschnappen zu lassen,

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