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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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an, ließ sie flimmern, aufflackern und schließlich vor Zorn entflammen.
    Sie ignorierte das Taschentuch. Falls dieser Kerl eine Reaktion provozieren wollte, dann konnte er lange warten.
    Das Taschentuch verschwand. Der nächste Ring aus Rauch waberte direkt auf sie zu und rahmte exakt ihre Nase ein.
    »Mr. Claremont!« Der Name schoss ihr in einem Wutanfall über die Lippen. Sie rappelte sich hoch und wedelte mit den Handschuhen. »Es war von Anfang an offensichtlich, dass unsere geschäftliche Verbindung eine Narretei ist! Wir passen in keinster Weise zusammen, sowohl im Temperament als auch in den moralischen Grundsätzen.«
    Er stützte sich auf den Ellenbogen, ganz der zerknitterte Taugenichts. In seinem Mundwinkel erschien wieder dieses unverschämte Zucken. »Dann ist es ja ein Glück, dass der Admiral mich eingestellt hat, damit ich Sie beschütze, und nicht, damit ich Sie heirate.«
    Lucy schnappte wütend nach Luft. Der Kerl nahm ihr sogar hier draußen die Luft zum Atmen. Ein sehr undamenhafter Schweißtropfen lief ihr zwischen den Brüsten hinunter. »Es ist der Admiral , der sich Captain Doom zum Feind gemacht hat, Sir, nicht ich. Es gibt keinen Grund, dass ich für seine Torheiten büßen sollte.« Sie zerrte sich die Handschuhe über die Finger. »Ich bin durchaus in der Lage, allein auf mich aufzupassen. Das werde ich meinem Vater auch bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit mitteilen.«
    Sie marschierte zur Kutsche und verdarb sich den würdevollen Abgang, indem sie über ihren Rocksaum stolperte. Die kleine Miss Mäuschen glaubte also, sie könne ihn loswerden? Glaubte, sie könne allein auf sich aufpassen und auf die Hilfe eines dahergelaufenen Bürgerlichen mit schlechtem Benehmen verzichten.
    Er runzelte die Stirn, während er mit dem Absatz die Zigarre austrat. Er würde nicht zulassen, dass eine verwöhnte höhere Tochter all seine Pläne zunichte machte, indem sie seine Kündigung veranlasste. Sie ließ ihm keine Wahl. Um seine Anstellung zu behalten, musste er der hochnäsigen jungen Dame vorführen, wie sehr sie einen Mann wie ihn brauchte.

7
     
    Smythes Attacke aufs Pförtnerhaus am nächsten Morgen um 06:00 Uhr war bei weitem lauter und bei weitem weniger diskret als am Tag zuvor. Das Klopfen hörte nicht auf, so dass Gerard sich gezwungen sah, aus dem Bett zu steigen. Mitsamt des Quilts stolperte er los, riss die Tür auf und starrte durch zerwühltes Haar den Butler an.
    Smythe blinzelte ihn mit einer Gelassenheit an, die zum Verrücktwerden war. Gerard hätte schwören können, dass Smythe über den Ausflug nach London Bescheid wusste, den Gerard letzte Nacht unternommen hatte, nachdem Lucy das Licht gelöscht hatte. Smythe wusste von den vier Krügen Ale in der Taverne in Whitechapel und dass er erst kurz vor Morgengrauen ins Bett getaumelt war, im grimmigen Bewusstsein, dass Miss Snow ihn bald bitten würde, sie auch weiterhin zu beschützen.
    »Admiral Snow hält seine Einladung zum Frühstück mit ihm und Miss Snow aufrecht.«
    Einladung? Zur Hölle! Gerard erkannte eine militärische Order, wenn er eine zu hören bekam. Das hier war eine durchtriebene Taktik, ihn vor zehn Uhr morgens aus dem Bett zu bekommen.
    »Ist mir ein verdammtes Vergnügen«, grummelte er und knallte dem Butler die Tür vor dem unerschütterlichen Gesicht zu.
     
    Lucy und ihr Vater saßen an den gegenüberliegenden Enden der Speisezimmertafel, getrennt von einem spiegelnden Meer aus Eiche. Der Admiral war von verstreuten Zeitungen umgeben, das einzige Zugeständnis an Unordnung in einem ansonsten makellosen Raum. Nur ein üppiger weißer Schopf ragte über die Times hinaus. Einzig was sein Haar anging, war der Admiral eitel. Sogar als Perücken in Mode gewesen waren, hatte er sich geweigert, eine zu tragen.
    Lucy räusperte sich und gab einen Schuss frische Sahne in ihren Tee. Ihr Vater sah königlich aus in seinem dunkelblauen Wollmantel mit den blinkenden Messingknöpfen und den goldbetressten Säumen. Die ganzen neunzehn Jahre über hatte Lucy ihn kein einziges Mal ohne Uniform gesehen. Sie fühlte sich immer ein Stück kleiner in seiner Anwesenheit, als ließen die Grandeur seines Ranges und seine Autorität sie schrumpfen. Sie tippte nervös mit der Fußspitze auf und staunte fast, dass sie den Boden noch erreichte.
    Seit sie gestern von den Howells zurückgekehrt waren, hatte Lucy auf diese Gelegenheit gewartet. Doch ein Blick auf Vater reichte, und ihre Zunge war wie üblich von jener Mischung

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