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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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kristallenen Stopfen aus dem Flakon mit Limonenessenz und ließ diese die Kehle hinunter bis in die Halsgrube gleiten. Das glatte, harte Kristall auf ihrer weichen Haut setzte einen sonderbaren Wirrwarr aus Trägheit und Aufruhr frei, der ihr das Herz schneller schlagen und den Atem stocken ließ. Sie wurde sich schmerzlich ihrer rosigen Brüste bewusst, deren knospende Spitzen sich gegen die durchscheinende Seide des Unterkleides drückten.
    Mehr als einmal hatte dieses unerklärliche Fieber sie erfasst seit ihrer Begegnung mit Doom. Sie wachte des Nachts in zerwühlten Laken auf, zitterte vor Sehnsucht nach jener bittersüßen Erfüllung, die ihr verwehrt geblieben war. Entschwunden wie die Retribution und ihr mysteriöser Kapitän.
    Sie ließ die Fingerspitzen über die erhitzte Haut zwischen ihren Brüsten gleiten und stellte sich eines Geliebten Hand an ihrer statt vor. Dooms kundige Hand. Ihre Augen flatterten zu. Doch anstatt im gnädigen Schutz der Dunkelheit ihren geisterhaften Geliebten zu treffen, erblickte sie Männerhände, getönt von herbstlichem Sonnenlicht.
    Kräftige, raue Hände, die gebräunten Handrücken von ingwergelben Härchen gesprenkelt, legten sich zärtlich um ihre schweren Brüste.
    Lucy riss die Augen auf. Ihr Gesichtsausdruck hätte sie zum Lachen gebracht, wäre sie nicht so entsetzt gewesen. Sie nahm die Hasenpfote aus dem Tiegel mit Reispuder und erstickte das flammende Rot ihrer Wangen. Dann stand sie auf und ging ans Fenster. Ihr unsteter Blick wanderte unwillkürlich zum Pförtnerhaus hinüber. Obwohl es längst nach Mitternacht war, brannte in der bescheidenen Behausung hell das Licht. Schlief dieser Mann denn nie?
    Die Gegend um ihr Herz fühlte sich sonderbar hohl an. Sie fürchtete schon, dass auch sie nie mehr schlafen würde. Zeitverschwendung war in den Augen des Admirals gleichbedeutend mit Meuterei. Also entschied sie sich, die letzten Farbtupfer auf das Seestück zu setzen, um Vater zu überraschen. Sie schaute sich suchend um und musste enttäuscht feststellen, dass sie die Staffelei in der Bibliothek hatte stehen lassen.
    Sie zog einen züchtigen Morgenmantel über das Unterkleid, schlüpfte aus dem Zimmer und stolperte über die Sandalen, die sie im Flur hatte liegen lassen. Auf Zehenspitzen lief sie die Treppe hinunter, ließ die Fingerspitzen das Geländer entlanggleiten und hielt den Atem an. Jedes Mal, wenn sie nach Schlafenszeit ihr Zimmer verließ, fühlte sie sich ein wenig schuldig.
    Sie huschte durchs verwinkelte Foyer, vorbei an geschlossenen Türen, die wie die Speichen eines gigantischen Steuerrads aus der Halle führten. Die Büste des Admirals starrte sie finster von ihrem Podest herunter an. Sie wich dem Mondlicht aus, das in Rechtecken durch die großen Fenster auf den Boden fiel, und beschleunigte ihren Schritt, als sie sich der bedrohlichen Bibliothekstür näherte. Nur schnell die Staffelei holen, bevor Vater nach Hause kam und sie ausschimpfte, weil sie unbeaufsichtigt in sein geheiligtes Reich eingedrungen war.
    Mit zitternden Fingern tastete sie nach dem Türknauf und erwartete, kühles, glattes Messing zu spüren. Doch ihre Finger schlossen sich um etwas, das warm und rau war und ganz entschieden menschlicher Natur. Bevor sie noch schreien konnte, hatte sich die Hand schon auf ihren Mund gelegt und sie nach hinten geschoben, bis ihr Rücken die Wandvertäfelung berührte.
    Ein Strahl aus Mondlicht drang durch die Schatten, und Lucy begriff, dass es das Objekt ihrer sündhaften Fantasien war, das sie da mit vorgehaltener Pistole bedrohte.

9
     
    »Ich wollte wissen, wie man Sie zum Schreien bringt.«
    Lucy blickte zu ihrem Leibwächter auf. Claremont schien keine Eile zu haben, die Hand von ihrem Mund zu nehmen oder die Pistole von ihrem Hals. Wild spürte sie den Puls unter der stählernen Liebkosung pochen. Mr. Claremont war offensichtlich nicht die Sorte Mann, der einem erst einen Warnschuss vor den Bug verpasste. Hinter dem Schleier seiner Augengläser flackerte die Wut wie ein entferntes Blitzen, das einen nahenden Sturm ankündigte.
    Lucy fing an, sich zu winden. Seine raue Hand verweilte noch ein paar Sekunden auf ihren Lippen, dann ließ er sie sinken.
    Sie riskierte einen Blick auf die Pistole und erinnerte sich mit brutaler Klarheit der Demütigungen, die sie ihn die letzte Woche über hatte ertragen lassen. Sie schluckte schwer, die Mündung zuckte. »Mein Vater wird Ihnen das Gehalt kürzen, wenn Sie auf mich schießen.«
    Claremont

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