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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Er musste sich halb totgelacht haben! Ihre Verlegenheit wuchs sich zu heißem Zorn aus.
    Sie beugte den Kopf in den Nacken und legte damit ihre Kehle frei. »Sie sollten Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, Captain. Sie haben vergessen, dass Sie Ihre Opfer mit einem einzigen Blick aufs Deck spießen und in einer einzigen Nacht zehn Jungfrauen schänden.«
    »Und zwar bis Mitternacht«, vervollständigte er. »Auch wenn ich es ausreichend fände, eine Jungfrau zehnmal zu schänden. Wie spät haben wir es, Apollo?«
    Lucy schrak auf ihrem Stuhl zusammen und musste wohl oder übel seine Schlagfertigkeit anerkennen. Sie hatte ganz vergessen, wie riskant es war, ihn zu reizen.
    »Spät genug, um nach der Wache zu sehen, Sir«, gab Apollo milde zur Antwort.
    »Also gut. Dann geh endlich«, befahl Gerard.
    Apollo warf seinem Kapitän einen unergründlichen Blick zu, dann trat er den Rückzug an, während Lucy unruhig herumrutschte und sich mühte, nicht zu zappeln. Hätte sie gewusst, dass sie seinen Launen so bald allein ausgeliefert sein würde, sie hätte sich mit ihren Spötteleien zurückgehalten.
    Dass er den Brieföffner wegsteckte, war auch kein Trost. Sie wusste nur allzu gut, dass ihm subtilere Waffen zur Verfügung standen. Und hinter ihm stand lauernd das unberührte Bett.
    Er rieb sich die goldenen Bartstoppeln, während er sie betrachtete. Und Lucy wünschte sich die Augengläser zurück, um nicht seinen forschenden Blick ertragen zu müssen. Gerard brachte sie noch dazu, ihre intimsten Geheimnisse auszuplaudern, was nicht einmal Vaters Gebrüll vermocht hatte und sie nur noch mehr demütigen würde.
    Als er schließlich zu sprechen begann, klang seine Stimme schroff und förmlich wie die des Admirals. »Ich bin nicht wegen irgendwelchem Wortgeplänkel hier, sondern weil ich ein paar Regeln mit Ihnen durchsprechen wollte. Ich fände eine zivilisierte Diskussion um einiges fairer, allerdings auch zeitraubender als …« Sein Blick wanderte auf das zerschlissene Leinen, das ihren Busen bedeckte. Er kämpfte kurz mit sich selbst und verlor. »… als Ihnen den ganzen Text des Piratenkontrakts auf die Brust zu ritzen.«
    »Wessen Regeln wollen Sie mir erklären? Doch sicher nicht die der Krone.«
    Er stand auf und umkreiste den Tisch, was Lucy an ihr erstes Zusammentreffen erinnerte. Dass sie keine Augenbinde trug, nutzte jedoch nichts. Mittlerweile wusste sie, wie gefährlich er war. Sie fragte sich, wie er all die Wochen seine angeborene Arroganz hatte verbergen können. Dass er das Befehlen gewohnt war, stand ihm ins Gesicht geschrieben, als sei es Teil seiner Mimik.
    Er verschränkte die Hände auf dem Rücken. »So lange Sie hier auf dem Schiff sind, gibt es nur eine Art von Regeln. Meine.« Er lehnte sich in seiner typischen beunruhigenden Art über ihre Schulter. Lucy zuckte zusammen. Seine rauchige Stimme liebkoste ihr Ohr. »Ich empfehle Ihnen dringend zu gehorchen. Ich fürchte, als Kapitän dieses Schiffs bin ich selbstverständlich auch derjenige, der für eine eventuelle …«, er legte eine alarmierend genüssliche Pause ein. »… Disziplinierung verantwortlich ist.«
    »Selbstverständlich.« Lucy schluckte hörbar.
    Er richtete sich auf. »Regeln sind zum Schutz derer da, die sie befolgen. Ich verlange nur eines von Ihnen. Dass Sie unter keinen Umständen Ihre Kabine verlassen. Ihrer Natur gemäß ist die Retribution mit ein paar der gefährlichsten Verbrecher Englands bemannt. Bis jetzt ist es mir gelungen, Ihre Anwesenheit an Bord geheim zu halten, sieht man einmal von Apollo ab. Doch falls Sie versuchen sollten, aus Ihrer Kabine zu fliehen und dabei meinen Männern in die Hände fallen …« Er pausierte gleichermaßen bedrohlich wie bedauernd. »Für das, was dann passiert, übernehme ich jedenfalls keine Verantwortung.«
    »Natürlich nicht«, flüsterte Lucy elend.
    Schon seit er sie in der Bibliothek überwältigt hatte, schien er jede Verantwortung abzulehnen. Sie konnte nur spekulieren, was als Nächstes kam. Vermutlich das großzügige Angebot, sie zu beschützen, gekoppelt mit der unterschwelligen Drohung, sie seiner Mannschaft zum Fraß vorzuwerfen, falls sie es ausschlug.
    Das letzte bisschen Vertrauen flackerte in ihrem Herzen, als wolle es verlöschen. Der kurze Anflug von Tapferkeit schmolz dahin und ließ sie schutzlos zurück, den Tränen nahe.
    Sie schwor sich, ihn nicht anzuflehen. Was auch immer er mit ihr tat. Wozu auch immer er sie zwang. Er war nichts anderes als ein

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