Verfuehrt von einem Highlander
Donner an ihre Ohren. »Ich habe bis jetzt noch nie in meinem Leben einem Mädchen etwas zuleide getan. Ich will eine Antwort von Euch.«
Isobel würde sie ihm nicht geben. Sie konnte es nicht. Alles klare, logische Denken war fort und hatte sie in kalter, schierer Panik zurückgelassen. Sie versuchte, sich aus dem Griff des Highlanders zu befreien, doch seine Finger wichen nicht von ihr.
»Vater«, rief Tristan von der Treppe her. »Was zur Hölle tust du hier?« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er an seinem Vater vorbei und starrte seinen Bruder an. »Lass sie los!«
Erst nachdem Rob seinen Griff gelöst und Isobel freigegeben hatte, wandte sich Tristan dem Chief zu. »Wie hast du mich gefunden?«
»Wir haben auf unserem Weg zum Haus der Fergussons hier Rast gemacht, um unseren Durst zu löschen.« Sein Vater nahm sich einen der Becher vom Tisch und hob ihn hoch, als wollte er den Wahrheitsgehalt seiner Worte beweisen. »Robs Frau hat uns gesagt, wo du sein könntest, als deine Mutter anfing, sich zu sorgen, du könntest tot sein.«
Tristan warf seinem Bruder ein scharfes Stirnrunzeln zu – doch der zuckte lediglich mit den Schultern; seine Miene blieb unverändert. Tristan fiel wieder ein, wie er sich Robs Frau Davina anvertraut und ihr von seiner vermeintlich unerfüllbaren Liebe zu Isobel Fergusson erzählt hatte.
»Du bist mir also hinterhergeritten wie einem Säugling, Vater?«
»Du bist vor mehr als einem Monat zum Haus unseres Feindes aufgebrochen, Tristan«, wandte Callum ein. »Hast du gedacht, ich würde nicht versuchen herauszufinden, was mit meinem Sohn geschehen ist?«
Tristan wirkte nur wenig reumütig. »Wie du sehen kannst, geht es mir gut.«
»Was zur Hölle ist mit deiner Lippe passiert?« Einer der anderen Highlander schaute Tristan aus schmalen grauen Augen an.
»Ein Kampf«, erwiderte der.
Die Neugier des Highlanders war geweckt, und er zog seine dunkle Augenbraue hoch. »Irgendwelche gebrochenen Knochen?«
»Nein, Will, es ist nur die Lippe.«
»Und das nennst du einen Kampf?«, höhnte der Highlander und wandte sich desinteressiert wieder ab.
»Sohn«, sagte Callum MacGregor und gewann Tristans Aufmerksamkeit zurück, »warum bist du zu den Fergussons geritten?«
Tristan sah Isobel an. »Um sie wiederzusehen. Und du sollst wissen …« Er wurde unterbrochen, als Will plötzlich auf die Treppe zustürmte. Isobel fuhr herum und sah gerade noch, dass er Tamas die Schleuder aus der Hand riss und ihn am Schlafittchen packte.
»Gehört der zu Euch?«, fragte er Isobel, während er Tamas hochhielt und fünf Zentimeter über dem Boden baumeln ließ.
»Verdammt, Will!« Tristan eilte zu Tamas’ Verteidigung herbei. »Lass ihn sofort runter!«
»Er wollte mit diesem Ding auf deinen Vater schießen.«
»Lass ihn runter!«, wiederholte Tristan heftiger. Als der riesige Kerl Tamas schließlich losließ, holte der mit dem Fuß aus und versetzte dem Highlander einen Tritt gegen das Schienbein, dann rannte er zu seiner Schwester.
»Er kann von Glück sagen, dass ich Kindern nichts tue«, erklärte Will und humpelte zu seinem Stuhl zurück.
Isobel stieß einen erleichterten Seufzer aus und zog Tamas am Ohr, immerhin heftig genug, dass er aufquiekte.
»Rob«, knurrte der Chief und schaute zur Treppe, »da ist noch einer, links von dir. Nimm ihm sein Schwert ab.«
Cameron hob die Hände, als Rob zu ihm ging. »Ich trage keines.«
»Das solltet Ihr aber«, entgegnete Rob und zerrte ihn mit sich.
Isobel reichte es. Für wen hielten sich diese MacGregors eigentlich? Es war ihr egal, ob jeder Mann in Dumfries Angst vor ihnen hatte. Sie hatte diese wilde Horde ihr ganzes Leben lang gefürchtet, und sie war es verdammt leid.
Sie raffte ihre Röcke, marschierte auf Rob zu und zwickte ihn in den Arm. »Nehmt die Hände von meinem Bruder, Ihr Strolch! Ich warne Euch, ich werde es Euch nicht zweimal sagen.«
Tristan hätte sie vermutlich angegrinst, wäre sie zu ihm so kühn gewesen, aber Rob zuckte nicht, als sie ihn kniff, und er ließ auch Cameron nicht los.
»Seid Ihr taub oder einfach nur schrecklich dickköpfig?« Sie ballte die Hände zu Fäusten, stemmte sie in die Hüften und tat alles, was sie konnte, um der stärker werdenden Enge in ihrer Lunge Herr zu werden.
»Dickköpfig.« Will lachte. »Das ist eine Untertreibung, wenn ich denn je eine gehört habe.«
Als Rob Cameron noch immer nicht freigab, wandte sich Isobel an den Chief und reckte das Kinn in die Höhe. Und
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