Verfuehrt von einem Highlander
fest in ihm verwurzelt waren, dass sie ihm zur zweiten Natur geworden waren. Sie waren der Grund, warum er nur zur Waffe griff, wenn er dazu gezwungen war, warum er stets die Wahrheit sagte, es sei denn, es war zu grausam, das zu tun, und warum er immer wieder einem Mädchen seine Hilfe anbot, in welcher Hinsicht auch immer es sie wollte.
Seine schöne Isolde hatte ihm einen Weg gezeigt, der zur Ehre führte. Aber wollte er das noch? Konnte er das noch erreichen? Tristan versuchte, nicht zu sehr darüber nachzudenken.
Stattdessen ertappte er sich im Laufe des Tages immer wieder dabei, dass er still vor sich hin lächelte, wenn er sich erinnerte, welches Problem Isobel damit hatte zu ergründen, warum er von allen Frauen, die in Whitehall weilten, gerade sie für einen Spaziergang durch den Garten ausgewählt hatte. Hölle, aber sie hatte ihm alle möglichen Gründe unterstellt, nur nicht den, der allein der richtige war. Es war, als wäre ihr gar nicht bewusst, wie entzückend sie war – was geradezu danach verlangte, dass er es ihr sagen und vor allem zeigen wollte.
»Tristan!«
Seine Gedanken an Isobel zerstoben, als er die schrille Stimme hörte.
»Lady FitzSimmons.« Tristan lächelte ihr zu, während er weitereilte.
»Wohin wollt Ihr?«, gurrte sie und packte ihn am Arm. Ihre flatternden Wimpern boten ihm mehr als nur ihre Begleitung an.
»Zum Turnierplatz«, sagte er und versuchte, sich von ihr freizumachen – wobei er sich erneut fragte, was zur Hölle mit ihm nicht stimmte. »Meine Familie erwartet mich dort.«
»Oh?« Sie schaute mit erneutem Interesse zu ihm hoch. »Tragt Ihr dort einen Wettkampf aus? Ich habe noch nie einen Highland-Kampf gesehen.«
»Nein, ich schaue nur zu.«
»Ich gehe auch dorthin. Ihr dürft mich begleiten, falls Ihr es wünscht.«
»Natürlich.« Er schenkte ihr ein nichtssagendes Lächeln und wünschte sich, sie lieber früher als später loszuwerden.
Alles in allem erwies sich der Weg über die weitläufigen Areale Whitehalls in Lady FitzSimmons’ Gesellschaft als anstrengend; genau wie Tristan es befürchtet hatte. Sie kannte die meisten der Leute, die herumschlenderten, nannte ihm deren Namen und trug ihm jedes bisschen Klatsch zu, das sie über sie gehört hatte. Was lästigerweise eine Menge war. Er war froh, als er schließlich gleich am niedrigen Begrenzungszaun seine Angehörigen fand, die dem Wettbewerb zusahen. Eilig verabschiedete er sich von den Geschichten seiner Bewunderin.
»Lady Hollingsworth hat dich gesucht«, empfing ihn Mairi und machte ihm zwischen sich und ihrem Vater Platz. »Der dort auf dem Platz ist übrigens ihr Ehemann.« Sie zeigte über den Zaun auf den Mann, den Tristan bereits kennengelernt hatte und der gegen einen Pfahl gelehnt dastand und seine Waffe schärfte.
Tristan bedachte seine Schwester mit einem Stirnrunzeln. »Deine Sorge um mich ist rührend, Mairi. Aber ich habe kein Interesse an Lady Hollingsworth oder daran, wer ihr Mann ist.«
»Tristan, warum nimmst du nicht am Wettkampf teil?« Seine Mutter hatte sich auf ihrem Platz vorgebeugt und lächelte ihm an der breiten Brust ihres Mannes vorbei zu. »Graham hat sich bereits angemeldet.«
»Und du, Vater?«, fragte Tristan. »Willst du nicht diese Gelegenheit wahrnehmen, ein paar englische Schädel zu zerschmettern?«
»Falls sich der geeignete Kopf zeigt, könnte ich mir das eigentlich überlegen.«
»Das wirst du schön bleiben lassen!« Kate MacGregor zwickte ihren Mann in den Arm. »Dies ist ein friedlicher Wettkampf, und du, mein Allerliebster, weißt nicht, wie man sich friedlich mit anderen misst.«
Tristan richtete seine Aufmerksamkeit auf die beiden Kontrahenten auf dem Platz, die sich auf den Kampf vorbereitet hatten und nun gegeneinander antraten. Wenn er nicht darüber wütend war, seine Frau in den Armen eines anderen Mannes zu finden, ging Lord Hollingsworth eher linkisch mit seinem Schwert um. Letztendlich jedoch war es die Kraft, mit der er seine Schläge führte, die seinen Widersacher bezwang.
Wie langweilig.
Tristan ließ den Blick über die Gesichter der Zuschauer schweifen, die um das Feld herumstanden; mehr als die Hälfe davon lächelte ihm zu. Mit dem richtigen Maß an Charme und sorgsam gewählten Worten, die ihm allein sein Instinkt eingab, könnte er fast jede der anwesenden Frauen haben. Aber seit er Isobel begegnet war, verschmolz jedes kokette Lächeln, das ihm zugeworfen wurde und das er bis vor Kurzem noch so verlockend gefunden hatte,
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