Verfuehrt von einem Highlander
und dass er den Weg zu seinem Ziel eines Tages finden würde. Aber er hatte gar nicht nach diesem Weg gesucht. Vielmehr schien es, als hätte der Weg ihn gefunden.
Was würde seine Mutter von ihm denken, wenn er ihr eröffnete, dass der Weg dahin, seine Ehre zurückzugewinnen, mit Isobel Fergusson begann? Dass man die Toten nicht mehr lebendig machen konnte, dass man aber vielleicht die Lebenden wieder gesunden lassen könnte, indem er wieder aufbaute, was zu zerstören er geholfen hatte.
Aye, es war eine Aufgabe, auf die sein Onkel stolz gewesen wäre. Tristan hatte die Fehde zwischen den MacGregors und den Fergussons ausgelöst. Er wollte derjenige sein, der sie beendete.
»Wer ist sie?«, fragte Callum und riss Tristan aus seinen Gedanken. »Warum interessiert die Feinde des Königs eine Novizin so sehr, dass sie das Kloster niederbrennen und sie durch das Land verfolgen?«
Ah, jetzt wurde es interessant! Tristans Interesse war geweckt, als er den besorgten Blick bemerkte, den sein bester Freund Connor Colin zuwarf. Ein Augenblick oder zwei vergingen in Schweigen, während alle Ohren gespitzt waren.
»Ich habe Rob mein Wort gegeben, niemandem zu sagen, wer sie ist, den König eingeschlossen«, erklärte Captain Grant schließlich. »Aber ihr seid seine Familie, und ihr solltet um die Gefahr wissen, in der er schwebt. Die Gefahr, die er, fürchte ich, nach Camlochlin bringen wird.«
Callum beugte sich auf seinem Stuhl vor, ebenso Tristan. Rob brachte Camlochlin in Gefahr? Das war schwer zu glauben.
Eine kurze Zeit später, als alle noch überrascht dasaßen, nachdem sie Lady Montgomerys wahre Identität erfahren hatten, sprang Callum plötzlich auf. »Packt eure Sachen! Wir kehren heim.«
Isobel schob die Zweige eines Strauches aus dem Weg, der sich nach genauer Betrachtung als nutzlos herausgestellt hatte. Sie strich sich mit dem Unterarm über die Stirn und folgte weiter dem felsigen Flussufer. Wie lange suchte sie jetzt schon nach dieser wichtigen Pflanze für ihren Garten? Vier Stunden? Fünf? Jedes Jahr wurde es schwerer, die kostbare Pestwurz zu finden. Es musste ihr bald gelingen, ansonsten würde es zu spät sein, sie wieder einzupflanzen. Isobel brauchte sie für ihren Tee in den Wintermonaten, wenn es schwerer wurde zu atmen.
Was ihre einsame Suche erschwerte, war die Tatsache, dass Tristan MacGregor sie bei fast jedem Schritt des Weges begleitete. Er drang bei Tag und bei Nacht in ihre Gedanken ein, ganz egal, womit sie gerade beschäftigt war, ganz egal, wie sehr sie versuchte, ihn daraus zu verdrängen. In Whitehall hatte sie sich vor ihm gefürchtet – vor dem, was er wollte. Sie hatte sich vor der Art gefürchtet, wie er sie angesehen hatte, als wollte er sie um jeden Preis besitzen. Warum sollte er sie begehren? Und warum bekam sie die Erinnerung an seinen Kuss einfach nicht aus dem Kopf?
Sie hasste ihn dafür, dass er sie quälte, und in Gedanken sagte sie ihm das immer wieder. Doch er lächelte nur.
Es hatte etwas Seltsames auf sich mit diesem Lächeln. In Whitehall schien es ständig irgendwo in seinem Gesicht gelauert zu haben, bereit, aufzustrahlen und das Herz eines jeden zu rauben, der es sah. Ach, die ersten beiden Tage, die sie mit ihm verbracht hatte, ohne zu wissen, wer er war, waren wirklich wunderbar gewesen. Sein Lachen hatte sie alles andere vergessen lassen. Er schien so viel Freude daran zu haben, einfach nur zu leben – obwohl sie sicher gewesen war, manchmal eine Spur der Schwermut entdeckt zu haben, die er so geschickt hinter dem Lächeln verbarg. Was war sein innerer Aufruhr? Hasste er sich selbst dafür, ein Weiberheld und Schuft zu sein und nicht wie einer dieser edlen Männer aus seinen Rittergeschichten? Bei dem Gedanken, er könnte sich hassen, hätte Isobel fast gelacht. Also wirklich, der Mann wusste, dass er bezaubernd und wunderbar war! Für einen MacGregor zumindest.
Dass sie ihn vor vierzehn Tagen zuletzt gesehen hatte, hatte nicht dazu beigetragen, seine Wirkung auf sie zu mildern. Als sie ohne Alex zurückgekehrt war und Patrick ihr eine lange Strafpredigt gehalten hatte, hatte Isobel die Erinnerung an Tristans Lächeln als tröstlich empfunden. Es war so unbekümmert und unerschütterlich, als wäre nichts schlimm genug, ihm den Tag zu verderben – ganz egal, wie trüb er auch sein mochte. Sie wünschte, sie besäße diese Leichtigkeit.
Isobel kämpfte sich durch vier weitere Büsche und stach sich an einem stacheligen Blatt den Finger. Was war es,
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