Verfuehrt von einem Highlander
seinem Schädel und dem Strick zurückgerissen, mit dem man ihn am Handgelenk an den Bettpfosten hinter ihm gefesselt hatte.
Isobel. Seine Aufgabe …
Man hatte mit Pfeilen auf ihn geschossen. Zwei Mal. Bis jetzt liefen die Dinge nicht wie geplant. Doch eigentlich hatte er ja auch gar keinen Plan. Den hatte er üblicherweise nie, und er sah die Dummheit dessen jetzt klarer als je zuvor. Tristan schaute auf seinen Arm, der versorgt und festgebunden auf seiner nackten Brust ruhte. Jemand hatte die Pfeile aus seinem Körper entfernt und seine Wunden versorgt. Aber was zur Hölle war mit seinem Kopf passiert? Tristan zog an den Lederstricken, die ihn gefangen hielten, ließ es jedoch gleich wieder sein, als Schmerz durch seine Schulter schoss.
Hilflos versuchte er, seine Sinne beisammenzuhalten und über seine Lage nachzudenken. Und die war in der Tat unerfreulich. Weder sein Schwert noch seine Hose waren irgendwo zu sehen. Er hatte zwei Pfeilwunden, einen quälenden Kopfschmerz und lag angebunden auf einem Bett im Haus des ärgsten Feindes seiner Familie. Um die Lage noch schlimmer zu machen, war er hungrig, und was immer jenseits der geschlossenen Tür gekocht wurde, ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen und brachte seinen Magen zum Knurren. Würden die Fergussons ihn füttern, bevor sie ihn umbrachten? Andererseits – wenn sie ihn töten wollten, hätten sie das dann nicht schon längst getan?
Er hörte Stimmen hinter der Tür und schloss die Augen, als sie geöffnet wurde und der ambrosiagleiche Duft nach gekochtem Kaninchen ihm in die Nase stieg.
»Er schläft noch immer.«
Tristan blinzelte kurz, um zu sehen, wer ihn da besuchte.
»Gut. Komm her, bevor Isobel uns entdeckt!« Die Bodendielen knarrten, und Tristans Pulsschlag beschleunigte sich, als die beiden Jungen durch das Zimmer gingen. »Sie wird uns das Fell gerben, wenn sie rauskriegt, was wir vorhaben, Lachlan. So, wie sie sich um ihn kümmert, könnte man denken, dass sie ihn mag.«
»Er ist ein MacGregor, Tamas. Du weißt doch, wie sie über die denkt.«
»Aye. Außerdem ist es ja nicht so, dass wir versuchen, ihn umzubringen. Wir sind doch noch ganz gut dabei weggekommen, als die Hornissen uns zerstochen haben.«
»Ja, aber verdammt wehgetan hat es schon.«
Tristan öffnete ein Auge und beobachtete die Jungen, die am offenen Fenster standen. Er erinnerte sich, dass der größere der beiden seinen Bogen gespannt und ihm in die Schulter geschossen hatte. Der andere kleine Schuft hatte irgendetwas anderes auf ihn geschleudert, und das mit geradezu tödlicher Präzision. Einen Stein? Aye, jetzt erinnerte er sich wieder.
»Verteil den Honig, Lachlan«, befahl der Kleinere kichernd. »Und wenn wir damit fertig sind, schmieren wir noch ein bisschen in sein Bett. Das wird die Hornissen direkt zu ihm locken.«
Ah, so sollte das also laufen? Tristan öffnete beide Augen und verzog den Mund zu einem Grinsen.
»Das ist ein wirklich cleverer Plan, Jungs«, sagte er. Die beiden zuckten so heftig zusammen, dass sie fast aus ihren Stiefeln gefallen wären. »Aber ich sollte euch warnen, dass ihr das zehnfach zurückzahlen werdet.«
Seine Drohung rief ein herausforderndes Glitzern in den Augen des jüngeren hervor. »Tatsächlich?«, erwiderte der Junge nachdenklich und griff nach der Schleuder an seinem Gürtel. »Wo soll ich ihn dieses Mal treffen, Lachlan? Er scheint einen recht dicken Schädel zu haben.«
Tristan zerrte an seiner Fessel, während der Junge einen Stein aus seiner Tasche holte. »Lass das lieber!«, warnte er und verfluchte seine übereilt ausgesprochene Drohung, wehrlos wie er zurzeit war. »Ich schwöre es dir«, begann er und beobachtete nervös, dass der Junge den Stein in die Schlinge legte. »Wenn du …« Der Rotzbengel schwang die Schleuder über seinem Kopf. Dieser verdammte …!
»Isobel!«, brüllte Tristan, unfähig, sich auf andere Art zu verteidigen.
Sofort ließ der Junge die Schleuder sinken und starrte ihn rachsüchtig an. Tristan reagierte mit einem boshaften Blick. Er würde sich später um diesen Zwerg kümmern.
Kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen, und eine blassgesichtige Isobel Fergusson stürmte ins Zimmer. Hinter ihr stand ein Mann, der so groß war, dass er den Türrahmen fast vollständig ausfüllte. Tristan war sofort klar, dass er große Vorsicht walten lassen musste, vielleicht mehr als jemals zuvor in seinem Leben. Doch er konnte seine Augen nicht davon abhalten, zu der Göttin zu schauen, die
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