Verfuehrt von einem Highlander
bewegen, da ihm vom Scheitel bis zu den Zehen alles wehtat.
»Meine nächste Frage.«
Wie seine Schwester verschwendete dieser Mann nur wenig Zeit mit überflüssigen Förmlichkeiten. Er war direkt und kam sofort auf den Punkt – Eigenschaften, die Tristan schätzte, trotz der äußerlichen Ähnlichkeit Patricks mit seinem jüngeren Bruder Alex.
»Welchen Zweck verfolgt Ihr mit Eurem Herkommen?«
Von der Tür her sah Isobel Tristan nervös an.
Ihm gefiel nicht, dass sie sich offensichtlich jedes Mal Sorgen machte, wenn er mit einem ihrer Brüder sprach. Was dachte sie, würde er ihnen sagen? Dass sie sich verbotenerweise angelächelt und geküsst hatten? Da er wusste, was es sie kosten musste, das zu beichten, würde er das keinesfalls zugeben, solange ihre Familien noch verfeindet waren.
»Ich bin hergekommen, um Miss Fergusson Nachricht von ihrem Bruder Alex zu bringen.« Sein Blick folgte ihr, als sie an Patrick vorbei zum Fußende des Bettes zurückkehrte. »Als meine Familie England verlassen hat, war er wohlauf.«
Er meinte zu erkennen, dass Erleichterung ihre Gesichtszüge weicher machen – vielleicht sah er sogar die Spur eines Lächelns. Es gab keinen Grund, ihr zu gestehen, dass er keine Ahnung hatte, wie es Alex allein mit Colin und Mairi in Whitehall erging, die mit ihm tun und lassen konnten, was sie wollten.
»MacGregor.« Patrick zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. »Ich soll Euch glauben, dass Ihr den ganzen Weg von England hierher unternommen habt, um meiner Schwester das mitzuteilen?«
»Von Skye, genau genommen«, korrigierte Tristan. »Sie war recht besorgt darüber, ihren Bruder Alex in Whitehall mit meinen Verwandten zurückzulassen. Ich habe ihr mein Wort gegeben, dass ihm kein Schaden zugefügt werden wird.«
Das war keine ganz und gar falsche Behauptung. Tristan sah einfach keine Veranlassung, von seiner Mission zu sprechen und Fergussons Zorn zu wecken, solange er hilflos war und sich nicht wehren konnte.
Patricks Lächeln war dünn, als er Tristan vom Scheitel bis zur Sohle musterte. »Ich verstehe. Ich soll also glauben, dass Ihr ein Mann von Ehre seid, richtig?«
Tristan fühlte sich von Patricks spöttischem Tonfall nicht gekränkt, wusste er doch selbst, dass er alles andere als ehrenhaft war. Stattdessen überraschte er sich bei der Frage, ob Isobel die guten Eigenschaften, die sie bei ihrer ersten Begegnung in ihm gesehen hatte, bei diesem Mann kennengelernt hatte. Seine Stimmung hob sich beträchtlich. Vielleicht würde Patrick verstehen, warum er hergekommen war. Obwohl hier zu sein und den Blick auf seine schöne Isolde zu richten Tristan dazu veranlasste, sich wieder nach seinen wahren Motiven zu fragen.
»Genau genommen bin ich nicht, was Ihr andeutet«, räumte er ein. »Aber ich arbeite daran. Inzwischen mögt Ihr glauben, was Ihr wollt. Doch ich würde Euch bitten, eine solche Vermutung für Euch zu behalten, damit mein Ruf nicht einen enormen Schlag erleidet.«
Isobel verdrehte die Augen himmelwärts und ging zurück zum Fenster. Patrick starrte ihn einen Moment lang an, als käme er im Stillen zu einer Einschätzung, und als Tristans Lächeln breiter wurde, wurde seines es auch.
In der Stunde, die folgte, fand Tristan heraus, dass Patrick nicht halb so arrogant wie Alex war. Er stellte viele Fragen, und das anscheinend ohne Rücksicht auf Tristans hämmernden Kopfschmerz und seine wehen Glieder zu nehmen. Seine Fragen konzentrierten sich alle auf einen zentralen Punkt: die Sicherheit seiner Familie. Er warnte Tristan ohne irgendwelches großspurige Geschrei, dass er ihn töten und seine Leiche hinter der Scheune verscharren würde, sollte er gekommen sein, um auf irgendeine Art Unheil über seine Familie zu bringen.
»Meine Absicht«, bekannte Tristan schließlich, »ist es, dem Hass zwischen unseren Familien ein Ende zu setzen.«
Patrick schaute durch das Zimmer zu seiner Schwester. »Warum?« Aber als Tristan antworten wollte, schnitt er ihm das Wort ab, um seiner Frage noch etwas hinzuzufügen. »Wir brauchen Eure Hilfe nicht, MacGregor. Wir wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden.«
Er wandte sich ab und machte Isobel ein Zeichen, ihm zu folgen. Tristan fluchte insgeheim. Patrick glaubte ihm nicht. Warum sollte er auch? Warum sollte ein MacGregor eine Fehde beenden wollen und dafür nicht um eine Gegenleistung bitten – zum Beispiel seine Schwester? Hölle, jeder Mann mit ein wenig Verstand würde eine verräterische, geheime Absicht vermuten.
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