Verfuehrt von einem Highlander
soll«, sagte Patrick.
Isobel nahm ihren Platz am anderen Kopfende des Tisches ein, schloss die Augen und betete darum, dass sie nicht alle von einem todbringenden Rächer getäuscht wurden, der zur Tarnung in schimmernder Ritterrüstung daherkam.
»Es war ein unfairer Kampf«, erwiderte Tristan, um seine Leistung herunterzuspielen.
»Aye«, John lachte und tauchte den Löffel in seine Schale. »Das war er – nachdem Ihr dazugekommen seid.« Er wandte sich an Isobel, und seine Augen waren groß vor Bewunderung. »Du hättest sehen müssen, wie er Edward Cunningham das Schwert aus der Hand genommen hat, Bel. Wirklich, er …«
Aber sie hatte es gesehen. Aus einer sicheren Entfernung hatte sie beobachtet, wie Tristan sich direkt vor John gestellt und ihn vor einem heranstürmenden Pferd und einem tödlichen Schwerthieb beschützt hatte. Sie hatte gesehen, dass er Patrick gerettet und dann Edwards Bruder John mit einer raschen Bewegung seines Schwertes und einer Drehung seines Handgelenks zu Fall gebracht hatte. Sie fragte sich, warum es so atemberaubend gewesen war, ihm zuzusehen. War es der Grund, aus dem er kämpfte? Waren es seine geschmeidigen Bewegungen und seine blitzschnelle Präzision? Oder war es gar seine gewalttätige Drohung, John Cunningham den Kopf abzuschlagen, die so schrecklich anzuhören gewesen war?
Sie zwinkerte John zu und lächelte, als ihr klar wurde, dass er das von ihr erwartete. »Er ist in der Tat sehr tüchtig. Wir schulden ihm viel.«
John strahlte. »Kann er bei uns bleiben?«
Ihr Löffel verharrte an ihren Lippen. Oh, verdammt, das hatte er sie jetzt nicht wirklich gefragt, oder? Sie sah zu Tristan und hoffte, er würde etwas Kluges antworten, um Johns Frage auszuweichen. Als nichts kam, schaute sie zu Patrick und war aufrichtig verwirrt, als auch von dieser Seite nicht sofort Hilfe erfolgte. »Ich glaube nicht, dass das klug wäre, John«, ergriff sie schließlich selbst das Wort. Es war schwierig, eine Ablehnung zu formulieren, ohne den Mann zu beleidigen, der sein Leben für sie alle riskiert hatte.
»Nur wegen seines Namens nicht?«, drängte John, der zu jung war, um sich zu erinnern, was sie durch den Tod des Vaters verloren hatten.
Isobel war froh, als Patrick sich einmischte. »Mr. MacGregor hat eine Familie, die auf seine Rückkehr wartet, John. Inzwischen sind seine Angehörigen vermutlich über seine Abwesenheit beunruhigt.«
»Also, genau genommen«, Tristan räusperte sich und legte den Löffel aus der Hand, »sind sie vermutlich gar nicht beunruhigt. Ich bin oft auf Reisen.«
War er das? Isobel spitzte die Ohren. Wohin reiste er? Wen besuchte er? Zweifellos Frauen.
»Falls Ihr bleibt«, stimmte Lachlan jetzt ein, ebenso eifrig und ebenso Tristans Charme verfallen wie John, »würdet Ihr mir dann beibringen, ein Schwert zu führen?«
Tristan schaute Isobels Brüder einen nach dem anderen an. Sein Blick blieb an Patrick hängen. »Ich habe mich schon gefragt, warum keiner von euch heute ein Schwert hatte. Weiß einer von euch damit umzugehen?«
»Ich, aber nur ein wenig«, antwortete Patrick. »Mein Vater hat …« Seine Stimme erstarb, als ihm bewusst wurde, was er hatte sagen wollen. Er wechselte einen kurzen Blick mit seiner Schwester. »… er hat den Bogen vorgezogen. Ich habe es immer lernen wollen, doch wir haben gerade genug, um es gegen Nahrungsmittel einzutauschen. Ein Schwert ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.«
Falls Tristan in diesem Moment daran dachte, welche Waffe Archibald Fergusson vorgezogen hatte und auf welche Weise der Earl of Argyll gestorben war, so gab sein breites Grinsen das nicht preis. »Nun, jetzt haben wir drei. Meines und die der Cunninghams.« Er wandte sich mit einem Zwinkern in seinen goldbraunen Augen an Isobel. »Es sollte mich nicht viel Zeit kosten, Eure Brüder im Schwertkampf zu unterweisen. Höchstens einen Monat, und dann werde ich Euch aus den Augen gehen.«
Genau wie er es bei jeder anderen tat. Was kümmerte es sie? Sie wollte, dass er fortging, je eher, desto besser. »Macht, was Ihr wollt, Mr. MacGregor! Ich bin sicher, das werdet Ihr ohnehin tun.«
Da es zwischen ihnen nichts mehr zu sagen gab, stand Isobel auf, nahm ihre Schüssel und verließ den Tisch.
Tristan ging den Flur hinunter zu Isobels Schlafzimmer, dessen Tür einen Spaltbreit offen stand. Vor dem Haus konnte er ihre Brüder mit der Tagesarbeit beginnen hören. Er würde sich bald zu ihnen gesellen, aber zuerst wollte er nach Tamas
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