Verfuehrt von einem Traumprinzen
ihrem sinnlichen Mund los und erklärte nüchtern: „Mein Vater wünscht Sie und Kazim zu sehen. Ich werde Sie in einer Stunde abholen, um Sie in seine Privatgemächer zu begleiten.“ Damit wandte er sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
„Ist Zahir sauer?“, fragte Kazim unschuldig.
„Nein, mein Schatz, und auf dich schon mal gar nicht“, beruhigte Erin den Kleinen.
„Zahir ist mein Freund“, verkündete der Junge mit einem strahlenden Lächeln. „Ist er auch dein Freund, Erin?“
Oh, verdammt! „So etwas in der Art“, murmelte sie. Gott sei Dank verfolgte Kazim das Thema nicht weiter. Er verlangte, auf den Boden gestellt zu werden, und lief dann fröhlich zu seiner Modelleisenbahn hinüber.
Erin war fest entschlossen, sich nicht von der Begegnung mit dem König einschüchtern zu lassen, doch ihr Herz klopfte wie wild, als sie Kazims Hand umklammerte und Zahir durch die endlosen Korridore des Palastes folgte.
Vor den Privatgemächern des Königs angekommen, flüsterte er ihr warnend zu: „Denken Sie daran, Ihre Zunge im Zaum zu halten. Auf diese Weise werden Sie hoffentlich niemanden beleidigen.“
Erin warf ihm ein zuckersüßes Lächeln zu und unterdrückte den Drang, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. „Ich tue mein Bestes, My Lord.“
Ihre wütende Antwort verpuffte jedoch, als sie sich in den überaus prachtvollen Räumlichkeiten umschaute. Ganz am Ende des Raumes saß auf einem eleganten goldenen Brokatsofa ein älterer Mann mit grauen Haaren und grauem Bart.
Zahir hatte behauptet, dass sein Vater ernstlich krank sei und zu schwach, um zu reisen, doch König Kahlid erhob sich mühelos und kam mit überraschend weit ausgreifenden Schritten auf sie zu. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Erin, dass Zahir sich verbeugte, worauf sie rasch den Kopf neigte. Kazim dagegen grinste seinen Großvater offen an.
„Ich bin auf einem Kamel geritten“, erzählte er dem König fröhlich. „Und ich habe einen Falken gesehen!“
„Das ist großartig“, erwiderte der König mit einem Lächeln und richtete seinen Blick anschließend auf Erin. „Und Sie müssen Erin sein. Wenn ich richtig verstanden habe, dann waren Sie mit meinem Sohn Faisal verheiratet, und Sie sind die Adoptivmutter von Kazim?“ Nun schaute er wieder auf den kleinen Jungen, der plötzlich schüchtern geworden war und sein Gesicht in Erins Rock vergrub. Sanft fügte der König hinzu: „Wie ich sehe, hängt Kazim sehr an Ihnen.“
„Genauso wie ich an ihm“, erwiderte sie fest. „Ich liebe ihn, als wäre er mein eigenes Kind, Euer Hoheit.“
Die Augen des Königs schienen geradewegs in ihre Seele zu blicken, so als könne er ihre geheimsten Gedanken lesen. Das Schweigen dehnte sich so weit aus, dass Erins Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren, doch schließlich lächelte er warm und deutete auf das Sofa. „Kommen Sie, und erzählen Sie mir alles über meinen Enkel. Sie kümmern sich um ihn, schon seit er ein paar Monate alt ist, also müssen Sie ihn besser kennen als jeder andere …“, seine Stimme zitterte, „… jetzt, wo mein Sohn tot ist.“
Tränen schimmerten in den Augen des alten Mannes, und seine Stimme klang rau, als er weitersprach: „Ich werde es bis an das Ende meiner Tage bereuen, dass ich mich nicht rechtzeitig mit meinem Sohn versöhnt habe. Faisal verbrachte seine letzten Jahre fern von der Familie, in einem fremden Land, aber es tröstet mich, dass er nicht allein war. Er hatte Sie“, sagte er schlicht und lächelte Erin an. „Haben Sie meinen Sohn geliebt, Erin?“
Vollkommen überrumpelt von der Frage, wusste Erin zuerst nicht, wie sie antworten sollte. Sie spürte Zahirs bohrenden Blick und wusste ganz genau, was er dachte – dass sie Faisal aus purer Berechnung geheiratet hatte, wohl wissend, dass sie bald eine reiche Witwe sein würde. Natürlich stimmte das nicht, und als sie jetzt an den Mann dachte, den sie vor einem Jahr geheiratet hatte, da entspannte sie sich plötzlich und begegnete unerschrocken dem Blick des Königs.
„Ja, ich habe ihn geliebt“, sagte sie aufrichtig. Sie war zwar nicht in Faisal verliebt gewesen, aber sie hatte ihn wie einen großen Bruder geliebt. Abgesehen von ihren Pflegeeltern war er der einzige Mensch gewesen, der bereit war, ihr eine Chance zu geben.
Kennengelernt hatte sie ihn kurz nach der demütigenden Erfahrung mit den Fitzroys, ihrem ersten Job als Nanny. Faisal glaubte ihr, als sie erklärte, dass sie ganz sicher nicht mit Giles Fitzroy
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