Verfuehrt von einem Traumprinzen
Notlüge löste keinerlei Reaktion aus, sodass sie mit einem wütenden Kopfschütteln einfach nach vorne trat – nur um ihren Weg von den gekreuzten Lanzen der Wachen versperrt zu sehen.
„Es ist Ihnen nicht erlaubt, diesen Raum zu betreten.“ Einer der Männer ließ sich endlich dazu herab, mit Erin zu reden.
„Oh, Sie verstehen mich also doch? Nun, dann hören Sie mal gut zu: Ich wünsche, Seine Hoheit zu sprechen, und zwar sofort!“
„Das können Sie nicht.“
Als sie die Hand auf den Türgriff legte, packte sie einer der Wachmänner am Arm. Zu seinen Kompagnons sagte er irgendetwas auf Arabisch, und sein verächtlicher Gesichtsausdruck machte deutlich, dass es kein Kompliment war.
„Nehmen Sie Ihre Hände von mir!“ Erin wirbelte herum – fest entschlossen, gegen die Tür zu klopfen und Zahirs Aufmerksamkeit zu erregen, doch in dem ganzen Aufruhr traf ihre Faust irgendwie die Nase des Wachmanns, der laut aufheulte, was wiederum als Echo durch den Gang schallte.
„ Was in aller Welt ist hier los …?“ Die Flügeltüren waren plötzlich aufgerissen worden, und Zahir trat heraus.
Wütend betrachtete er Erin, die von drei Palastwachen umgeben war. Einer der Männer hielt sich eine blutende Nase.
„Es tut mir leid … ich wollte nicht … es war ein Unfall“, stammelte Erin, deren Blick hektisch zwischen dem verletzten Wachmann und Zahir hin und her wanderte. Letzterer starrte sie mit einem Ausdruck blanker Ungläubigkeit an, der sich allmählich in Zorn verwandelte. Sie erhaschte einen kurzen Blick über seine Schulter. Der Raum dahinter schien eine Art Konferenzzimmer zu sein. Als sie sechs Männer in traditioneller arabischer Kleidung erspähte, die sich allesamt erhoben hatten und sie vollkommen fassungslos anstarrten, wurde sie ganz blass. „Ich muss mit Ihnen reden“, murmelte sie, wobei sie sich insgeheim wünschte, im Erdboden versinken zu können.
„Das ist offensichtlich“, entgegnete Zahir trocken. „Ich war mitten in einer Staatsbesprechung, aber das soll Sie ja nicht bekümmern. Ich bin sicher, dass Ihr Anliegen wesentlich wichtiger ist als die Sorgen und Nöte des Volkes von Qubbah“, fügte er voller Sarkasmus hinzu.
„Ich komme später wieder“, wisperte Erin, deren Wangen flammend rot geworden waren. Zahir sah so aus, als würde er sie am liebsten erwürgen, und wenn sie ganz ehrlich war, konnte sie es ihm nicht mal vorwerfen.
Blitzschnell streckte er eine Hand aus und packte sie am Arm. „Oh, nein“, knurrte er, „nach dem Aufruhr, den Sie veranstaltet haben, gehen Sie nirgendwohin.“
Er wandte den Kopf und sprach kurz auf Arabisch mit den Männern rund um den Konferenztisch, dann bellte er dem verletzten Wachmann einen Befehl zu – vermutlich sollte er sich ärztlich behandeln lassen –, ehe er Erin durch den Korridor zerrte und in einen Raum bugsierte, der wahrscheinlich sein privates Büro war.
Dort ließ er sie so abrupt los, dass sie strauchelte und auf ein seidenbezogenes Sofa fiel. Wie ein gefangener Tiger umrundete er mehrmals den Schreibtisch, ehe er direkt vor ihr stehen blieb.
„Ich kann nicht glauben, dass Sie eine Palastwache attackiert haben, Sie verrückte Wildkatze. Was zur Hölle sollte das?“, fragte er aufgebracht, während Erin das Kinn hob und seinem Blick mit einer Tapferkeit begegnete, die sie gar nicht fühlte.
„Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich nach Hause fliege“, fauchte sie, „und um Kazims Pass zurückzuverlangen, denn ich werde ihn mitnehmen.“
Seine Augenbrauen schossen in die Höhe, während er sie derart überheblich anstarrte, dass es ihr in den Fingern juckte, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Er war ein arroganter Mistkerl – doch dummerweise sah er in der maßgeschneiderten schwarzen Hose und dem weißen Hemd wie ein bronzefarbener Halbgott aus. Der Stoff des Hemds war so fein, dass sich darunter seine stahlharten Bauchmuskeln abzeichneten.
„Das haben wir doch bereits besprochen“, versetzte er betont gelangweilt. „Und ich habe Ihnen gesagt, dass Sie jederzeit gehen können. Aber Kazim bleibt hier in Qubbah. Es ist sein rechtmäßiges Zuhause, Heimatland seiner Väter und sein Erbe“, fügte er in einem Ton hinzu, der deutlich machte, dass er keinen weiteren Widerspruch duldete.
„Und er ist Erbe des Throns – ein kleines Detail, das Sie in Ingledean vergessen haben, zu erwähnen, bevor Sie mich dazu gezwungen haben, ihn hierher zu bringen“, erwiderte Erin genauso eisig. „Ich schätze,
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