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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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dabei gehörte sie doch ihm.
    Wirklich, das ging überhaupt nicht.
    Es wäre ein weitaus großartigerer Abgang gewesen, wenn Amelia aus dem Tanzsaal hätte rauschen und das Gebäude insgesamt hätte verlassen können – wenn sie nicht diese lästige Schwester gehabt hätte. Und ihre andere Schwester. Und ihre Mutter. Und ihren Vater, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass er ihr nur zu gern nach draußen gefolgt wäre, wenn nicht die drei anderen Willoughbys gewesen wären, die sich immer noch köstlich amüsierten.
    Daher hatte Amelia sich draußen auf eine kleine steinerne Bank gesetzt, wo sie warten wollte, bis ihre Familie genug von den Festlichkeiten bekam. Niemand kam hier vorbei. Die Bank stand nicht im eigentlichen Garten, und da die Tanzveranstaltung dem Zweck diente, andere zu sehen und gesehen zu werden – nun ja, eine staubige alte Bank war diesem Zweck nicht gerade förderlich.
    Aber es war nicht zu kühl, und die Sterne schienen, sodass sie wenigstens etwas hatte, was sie betrachten konnte. Dummerweise war ihre Kenntnis der Sternbilder derart miserabel, dass ihr das wohl nicht mehr als ein paar wenige Minuten Zeitvertreib bescheren würde.
    Wenigstens fand sie den großen Wagen und von dort aus den kleinen, glaubte sie zumindest. Sie fand drei Konstellationen, die als Bären durchgehen mochten – wirklich, derjenige, der diese Dinge festlegte, musste einen Sinn fürs Abstrakte haben –, und direkt darüber etwas, was sie für einen Kirchturm hielt.
    Nicht dass es irgendwelche Kirchturmsternbilder gegeben hätte. Trotzdem.
    Sie wechselte die Position – besser, sie nahm mal diesen blinkenden Sternenhaufen im Norden in Augenschein, der sich, mit etwas Fantasie, als ein merkwürdig geformter Nachttopf entpuppen könnte. Aber bevor sie noch die Augen zusammenkneifen konnte, hörte sie das unmissverständliche Geräusch von Schritten, die durch den Garten kamen.
    In ihre Richtung.
    Ach, zum Kuckuck. Ein Königreich für ein bisschen Ruhe. Zu Hause bekam sie auch keine, und nun war sie hier anscheinend auch nicht sicher.
    Sie hielt ganz still, wartete darauf, dass der Eindringling sich davonmachte, und dann …
    Unmöglich.
    Aber natürlich war er es.
    Ihr geschätzter Verlobter. In all seiner extraordinären Herrlichkeit.
    Was hatte er hier zu suchen? Als sie den Saal verlassen hatte, hatte er vergnügt mit Grace getanzt. Selbst wenn der Tanz vorüber war, hätte er sie nicht an den Rand der Tanzfläche führen und ein paar Minuten sinnlose Konversation treiben müssen? Worauf sich all die Mitglieder der Gesellschaft von Lincolnshire auf ihn gestürzt hätten, die nur darauf warteten, dass ihre Verlobung scheiterte (wobei sie der Braut natürlich nichts Böses wünschten, aber Amelia hatte mehr als eine Person laut darüber nachdenken hören, dass sie sich ja vielleicht in jemand anderen verlieben und nach Gretna Green durchbrennen könnte).
    Wirklich, als könnte irgendwer ihrem Zuhause entfliehen, ohne dass es jemand mitbekam.
    Aber offenbar hatte Seine Gnaden sich allem in Rekordgeschwindigkeit entziehen können, und nun schlich er durch den Garten.
    Ach, na schön, er ging kerzengerade und aufrecht, einfach unerträglich stolz, so wie immer. Und trotzdem bewegte er sich vorsichtig, was ihr schon eine erhobene Augenbraue wert war. Man hätte annehmen sollen, ein Herzog besäße genug Mumm, durch den Haupteingang zu entfleuchen.
    Sie wäre durchaus zufrieden damit gewesen, sich peinliche Geschichten über ihn auszudenken, aber gerade in diesem Moment – sie war offenbar der größte Pechvogel von ganz Lincolnshire – wandte er den Kopf in ihre Richtung.
    „Euer Gnaden“, sagte Amelia, denn es schien ihr sinnlos, so zu tun, als hätte sie nicht bemerkt, dass er sie gesehen hatte. Er sagte nichts darauf, was sie unhöflich fand. Aber es wäre wohl nicht angemessen, wenn auch sie ihre guten Manieren fahren ließe, und so erhob sie sich und erklärte: „Drinnen war es so stickig.“
    Stimmte ja auch. Selbst wenn das nicht der Grund gewesen war, warum sie sich nach draußen begeben hatte.
    Er sagte immer noch nichts, sah sie nur auf seine hochmütige Art an. Es fiel ihr schwer, unter so einem durchdringenden Blick ruhig dazustehen, und vermutlich war das auch Sinn der Übung. Am liebsten wäre sie von einem Fuß auf den anderen getreten. Oder hätte die Hände ineinander verkrampft. Oder die Zähne zusammengebissen. Aber diese Befriedigung wollte sie ihm einfach nicht gönnen (immer vorausgesetzt,

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