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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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er bemerkte ihre Regungen), und so stand sie absolut still, bis auf ein leichtes Neigen des Kopfes und ein strahlendes Lächeln.
    „Sie sind allein“, bemerkte er.
    „In der Tat.“
    „Draußen.“
    Amelia war sich nicht sicher, wie sie das bestätigen sollte, ohne dass einer von ihnen wie ein Dummkopf dastand, und so blinzelte sie einfach und wartete auf die nächste Beobachtung.
    „Allein.“
    Sie sah nach links, dann nach rechts, und dann sagte sie, ehe sie es sich anders überlegen konnte: „Jetzt nicht mehr.“
    Sein Blick wurde noch schärfer, was sie gar nicht für möglich gehalten hatte. „Ich muss annehmen“, erklärte er, „dass Sie sich darüber im Klaren sind, welche Gefahren das für Ihren Ruf birgt.“
    Diesmal biss sie die Zähne tatsächlich zusammen. Aber nur für einen kurzen Augenblick. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich jemand finden könnte.“
    Diese Antwort gefiel ihm nicht. So viel war sicher.
    „Wir sind hier nicht in London“, fuhr sie fort. „Hier kann ich ein paar Minuten auf einer Bank vor den Tanzsälen sitzen, ohne meine Stellung in der Gesellschaft zu gefährden. Vorausgesetzt natürlich, dass Sie mich jetzt nicht sitzen lassen.“
    Ach herrje. Biss er nun die Zähne zusammen? Sie beide gaben wirklich ein wunderbares Paar ab.
    „Dennoch“, knurrte er, „schickt sich ein derartiges Verhalten nicht für eine zukünftige Herzogin.“
    „Ihre zukünftige Herzogin.“
    „Genau.“
    Amelias Magen begann die merkwürdigsten Bocksprünge zu vollführen, und sie konnte wirklich nicht sagen, ob vor Schwindel oder Entsetzen. Wyndham sah so zornig aus, so kalt. Zwar befürchtete sie nicht, dass er gewalttätig werden könnte – er war viel zu sehr Gentleman, als dass er eine Frau hätte schlagen können –, aber wenn er wollte, konnte er ihr das Leben zur trostlosen Hölle machen.
    Soweit sie zurückdenken konnte, hatte man ihr eingeschärft, dass dieser Mann (damals war er natürlich noch ein Junge gewesen) den Ton angab. Ihr Leben drehte sich einfach um das seine, da gab es keine Widerrede.
    Er sprach, und sie hörte zu.
    Er winkte, und sie sprang herbei.
    Er betrat einen Raum, und sie lächelte entzückt.
    Und vor allem war sie froh, eine solche Chance geboten zu bekommen. Sie hatte großes Glück , weil sie ihm in allem zustimmen durfte.
    Leider – und das war wohl sein größtes Vergehen – sprach er kaum zu ihr. Er winkte so gut wie nie – was hätte er von ihr auch wollen können? Und sie hatte aufgehört zu lächeln, wenn er einen Raum betrat, weil er ohnehin nie in ihre Richtung schaute.
    Wenn er sie überhaupt bemerkte, dann eher zufällig.
    Aber jetzt …
    Sie schenkte ihm ein heiteres Lächeln und sah zu ihm auf, als wüsste sie nicht, dass seine Augen in etwa so warm wie Eissplitter waren.
    Jetzt im Augenblick bemerkte er sie.
    Und dann veränderte er sich unerklärlicherweise. Einfach so. Etwas in ihm wurde weicher, und dann hoben sich seine Mundwinkel, und er sah auf sie herab, als wäre sie irgendein kostbarer Schatz, den ihm ein gütiger Gott in den Schoß gelegt hatte.
    Dergleichen hätte jede junge Dame aufs Höchste beunruhigt.
    „Ich habe Sie vernachlässigt“, erklärte er.
    Sie blinzelte. Drei Mal. „Wie bitte?“
    Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. „Ich habe Sie vernachlässigt“, sagte er noch einmal, und seine Stimme verklang schmelzend in der Nacht. „Das war nicht richtig von mir.“
    Amelia öffnete die Lippen, und obwohl sie irgendetwas mit ihrem Arm hätte anfangen sollen (zum Beispiel hätte sie ihm damit ihre Hand entziehen können), stand sie einfach nur da wie ein Dummkopf, schlaff und mit offenem Mund, und fragte sich, warum er …
    Nun, um die Wahrheit zu sagen, einfach: Warum?
    „Darf ich jetzt mit Ihnen tanzen?“, murmelte er.
    Sie starrte ihn an. Was hatte er vor?
    „So schwierig ist diese Frage doch gar nicht“, sagte er lächelnd und zog sie sanft an sich. „Ja … oder nein?“
    Sie hielt den Atem an.
    „Oder doch ja“, sagte er und lachte leise, als seine freie Hand sich um ihre Taille schloss. Seine Lippen näherten sich ihrem Ohr, ohne es zu berühren, waren aber doch so nahe, dass er die Worte wie einen Kuss auf ihre Haut hauchte. „Ja ist beinahe immer die korrekte Antwort.“
    Er übte leisen Druck aus, und dann begannen sie langsam … und vorsichtig … zu tanzen. „Vor allem“, flüsterte er, und diesmal streiften seine Lippen ihr Ohr, „wenn Sie mit mir zu tun haben.“
    Er

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